er Spiegel - 10. August 2019

(John Hannent) #1

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Gesellschaft


DER SPIEGEL Nr. 33 / 10. 8. 2019

Kriminalität


Wie vernichtet man


4,5 Tonnen Kokain,


Herr Bachmann?


Oliver Bachmann, 50, Sprecher des Haupt-
zollamts Hamburg, über den größten
Drogenfund der deutschen Geschichte


SPIEGEL:Herr Bachmann, der Ham -
burger Zoll hat auf einem Schiff im Hafen
4,5 Tonnen Kokain gefunden.
Bachmann:In 211 Sporttaschen, exakt.
Die Drogen befanden sich in einem
Container auf einem Schiff aus Monte -
video mit Zwischenhalt in Hamburg. Wir
haben den Frachter nach einer Risiko -
analyse für eine Kontrolle ausgewählt. Es
stellte sich heraus, dass in einem der
Container keine Sojabohnen lagerten,
sondern Kokain.
SPIEGEL:Was geschah dann?


Bachmann:Unsere Fahndungseinheit be -
gann mit ihren Ermittlungen, alles lief streng
geheim. Die Drogen haben wir zunächst an
einen sicheren Ort im norddeutschen Raum
gefahren und dort untergebracht. Ich kann
natürlich nicht sagen, wo genau, aber wir
wollten das Kokain so kurz wie möglich an
diesem Ort aufbewahren. Sie können sich
vorstellen, dass die Tätergruppierung nicht
erfreut war, dass wir nun im Besitz von
Drogen im Verkaufswert von
einer Milliarde Euro waren.
SPIEGEL:Gehört das Kokain
einem südamerikanischen
Drogenbaron, wie in der
Netflix-Serie »Narcos«?
Bachmann:Sie haben eine
große Fantasie.
SPIEGEL:Wie transportiert
man 4,5 Tonnen Kokain
durch Norddeutschland?
Bachmann:Darf ich nicht
verraten. Nur so viel: Jede

kleinste Bewegung der Drogen und von
Menschen in der Nähe wurde immer von
Zöllnern überwacht. Außerdem kontrol-
liert ein Kollege den anderen, das ist
unser Prinzip. So stellen wir sicher, dass
nichts abgezweigt wird. Die Drogen sind
mittlerweile vernichtet.
SPIEGEL:Wie haben Sie das gemacht?
Bachmann:Wir arbeiten mit einem
privaten Entsorgungsunternehmen zu -
sammen, das entsprechende
Anlagen besitzt. Kokain
vernichtet man am schnells-
ten, indem man es ver-
brennt.
SPIEGEL:Der Fund ist der
größte in der deutschen
Geschichte. Wie haben Sie
das in der Behörde gefeiert?
Bachmann:Wir haben uns
beglückwünscht, und einen
Umtrunk gab es nach Dienst-
schluss wohl auch. MAP

DPA
Kokainfund in Hamburg

Die hohe Kunst der Tauromachie, die Feier des Lebens und
des Todes, das öffentlich und in Würde dargebrachte Ritual des
Kräftemessens zwischen menschlicher Kunst und Naturgewalt, ist
für uns Deutsche meist nur Tierquälerei, unwürdig einer Gesell-
schaft, die bei Sterben an Bienen denkt und bei Beef an den
Grillabend vorigen Sonntag. Wie auch immer: Es geht bergab
mit den Stierkampf-Festivitäten in Spanien. In der »Estadística
de Asuntos Taurinos« des Kultur- und Sportministeriums sinkt
die Zahl der tauromachistischen Events von Jahr zu Jahr, derzeit
ist sie auf dem Tiefststand von 1521 angekommen. Seit 2007 ist
das ein Rückgang um mehr als die Hälfte. Eine gute Nachricht
für die Tierschützer, für die Stierzüchter nicht unbedingt. Denn
wer wird in Zukunft etwa noch die »Victorinos« züchten, Kampf -


stiere, bis zu 700 Kilogramm schnaubende Kraft, benannt nach
dem »Hexer von Galapagar«, dem Züchter Victorino Martín,
auch er längst in Würde verstorben? Inzwischen lehnt die über-
wiegende Zahl der jungen Spanier die Corridas ab. Selbst König
Felipe VI. steht schon im Ruf, anders als sein Vater Juan Carlos
kein Freund des Stierkampfs zu sein. Dazu beigetragen hat nicht
zuletzt die Tradition, den Matador mitunter mit den abgeschnit-
tenen Ohren des Stieres zu ehren. In Katalonien hat es 2008
eine erfolgreiche Volksabstimmung für ein Verbot der Corrida
gegeben. Das Gesetz wurde 2016 vom Verfassungsgericht in
Madrid für ungültig erklärt. Die Unabhängigkeitsbefürworter in
Katalonien sehen in dieser Entscheidung ein Symbol für die
Kluft zwischen Madrid und Barcelona. [email protected]

Nº 188: Stierkampfveranstaltungen in Spanien


Früher war alles schlechter


Quelle: Spanisches Kulturministerium

2007
fanden
in Spanien
3651 Veran-
staltungen statt.

2018
waren es
1521.

»Um Wasser zu sparen, duschen Sie zu zweit und trinken Sie viel Bier!«‣S. 44
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