Der Standard - 24.08.2019

(lily) #1

DERSTANDARDWOCHENENDE SA./SO.,24./25.AUGUST2019| 5


Fußballvereine
machen sich längst
lieber nurein Bild
vonsichselbst. Sei es
in einer Dokuwie von
Borussia Dortmund,
sei es über den
Instagram-Account.
Kontroversielles
soll ja nicht nach
Außen dringen.
Screenshots: Borussia Dortmund

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Sony
Xppperia 1

ZTE
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Verantwortung, wir erwachsen
aus einem ganz anderen Sport-
system, und deshalb muss ich als
Sportler diesem System auch et-
was zurückgeben.“
Zurückhaltung ist in den USA
keine Tugend, Bling-Bling ist bei
den Stars im American Football,
Basketball oder Baseball angesagt.
Man lässt sich für das teuerste
Auto, die glänzendste Uhr und
das fetteste Heimkino feiern.
Dieser Trend ist über den Teich
geschwappt. Auch europäische
Sportler sind stolz auf ihre Desi-
gneroutfits und eine Garage voller
Sportwagen. Die Millionengagen,
die in den großen Fußballligen
gezahlt werden, laden nicht zu
besonderer Demut ein.
Dass diese Inszenierung nicht
nur auf Gegenliebe stößt, zeigt der
Fall Franck Ribery. Der Franzose
hatte auf Instagram ein Foto eines
mit Blattgold überzogenen Steaks
geteilt. Ein übler Shitstorm zog
auf. Anstatt Gras über die Sache
wachsen zu lassen, beschimpfte
Ribery seine Kritiker öffentlich
und erwischte seinen damaligen
VereinBayernMünchendamitauf
dem falschen Fuß. Vermutlich um
von der unangenehmen Causa
abzulenken, verkündete Sport-
direktor Hasan Salihamidžićkurz
darauf den Transfer des franzö-
sischen Weltmeisters Benjamin
Pavard, obwohl die Bekanntgabe
des Wechsels mit Pavards Klub
VfB Stuttgart nicht akkordiert war
–ein Kommunikationsfiasko auf
allen Ebenen.

Österreichs Serienmeister Red
Bull Salzburg protzt nicht mit
Luxus, betreibt aber eine stringen-
te Informationspolitik. Negatives
dringt nicht an die Außenwelt,
Interviews mit Spielern und
Funktionären müssen grundsätz-
lich autorisiert werden.
Bevorzugte Kommunikations-
mittel der Salzburger: Servus TV
und die ZeitschriftRed Bulletin.
380.000 Abonnenten zählt man
auf Facebook, 90.000 auf Insta-
gram. Mit diesem Apparat lässt
sich in Österreich arbeiten, wenn-
gleich es im europäischen Ver-
gleich noch Luft nach oben gibt.
Der spanische Rekordmeister
Real Madrid zählt auf Instagram
77 Millionen Abonnenten, auf
Facebook sind es 110 Millionen.

VerhärteteFronten
Medienwissenschafter Bertling
sieht im Spannungsverhältnis
zwischen Vermarktung und Jour-
nalismus jedenfalls die Entste-
hung verhärteter Fronten: „Einer-
seits gieren Boulevardmedien,
die immer seltener Zugang zu ex-
klusiven Information bekommen,
nach Skandalen und schnellen
Schlagzeilen, andererseits schot-
ten sich populäre Sportler von tra-
ditionellen Medien ab.“ Deshalb
sei seriöser Journalismus mehr
denn je gefragt. Bertling: „Un-
ternehmenskommunikation wird
immer größer und globaler, deren
kritische Einordnung ist für eine
Demokratie wichtig. Und Sport
sollte ein Teil davon sein.“

Agenda:Me trol imFußball


Superstar Ronaldo, wie er sich
selbst wohl am liebsten sieht.
Foto: Instagram
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