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Aschen, etwa von Müll oder Kohle, ver-
mischt werden, weil dadurch die Konzen-
tration des vorhandenen Rohstoffs sinken
würde.
Wie es gehen könnte, zeigt die Stadt
Hamburg. Im Hafen liegt dort Deutsch-
lands größte Kläranlage, in der die Hinter-
lassenschaften von 2,4 Millionen Bürgern
der Region aus dem Wasser gefiltert wer-
den. Schon seit 22 Jahren steht auf dem
Gelände eine Anlage, in der ausschließlich
Klärschlamm verbrannt wird. »Im Umfeld
gibt es keine Landwirtschaft, und durch
die Industrie ist der Schlamm mit Metallen
belastet«, sagt Abteilungsleiter Harald
Hanßen. »Deshalb brauchten wir eine an-
dere Lösung.«
Hanßen sitzt im dritten Stock des Ver-
waltungsgebäudes mit Blick über die Elbe
und zeigt in einer Untertasse feinen Staub,
der an Kakao erinnert. »Das ist die Klär-
schlammasche.« Dann greift er nach einer
Flasche mit einer durchsichtigen Flüssig-
keit: »Das ist, was wir gewinnen werden:
Recycling-Phosphorsäure.« Damit könne
die Industrie dann Düngemittel und auch
Lebensmittel produzieren. »Phosphorsäu-
re ist eine wichtige Zutat von Cola«, sagt
Hanßen. »Wenn man wollte, könnte man
die sogar daraus herstellen.«
Direkt neben der Verbrennungsanlage
entsteht gerade eine große Halle, »unsere
Chemiefabrik«, sagt Hanßen. Aus jeweils
20 000 Tonnen Klärschlammasche sollen
dort 7000 Tonnen Säure jährlich gewon-
nen werden. Der Produktionsstart ist für
das nächste Jahr geplant.
Die Verbrennung des Schlamms in sol-
chen Mono-Verbrennungsanlagen lohnt
sich nur bei großen Mengen. Deshalb ent-
stehen gerade überall im Land Koopera-
tionen zwischen Kommunen. Auch die
großen Entsorgungsunternehmen, die auf
gute Geschäfte hoffen, sind an dem
Schlamm interessiert. Der Konzern Re-
mondis beteiligt sich an dem Hamburger
Recyclingprojekt. Ein anderer Branchen-
riese, das Helmstedter Entsorgungsunter-
nehmen EEW, das 18 Müllverbrennungs-
anlagen betreibt, plant den Bau dreier
neuer Klärschlammöfen.
EEW möchte auch den Klärschlamm
der Stadt Hannover entsorgen. Doch die
würde den Entsorgungsauftrag wohl gern
dem Unternehmen Enercity übertragen.
Die ehemaligen Stadtwerke sind ambi -
tioniert, sie haben im Januar auch Bio -
solid übernommen, jene Firma aus dem
Emsland.
Weil aber die Stadt Hannover ange b -
liche Mängel im Angebot von EEW fest-
gestellt hat, wird nun sogar vor Gericht
darum gestritten, wer den Rohstoff aus
dem Klärwerk künftig verwerten darf.
Michael Fröhlingsdorf
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