von joachim mölter
Shenzhen/München– Die deutschen Bas-
ketballer haben bei der Weltmeisterschaft
in China ein seltenes Kunststück ge-
schafft, nämlich gleichzeitig verheerend
und vielversprechend in das Turnier zu
starten. Verheerend, weil sie im ersten Vor-
rundenspiel gegen Frankreich am Sonntag
minutenlang überhaupt nichts trafen und
beinahe schon hoffnungslos zurückfielen,
mit 24 Punkten Abstand. Vielverspre-
chend, weil es ihnen gelang, die Partie
noch spannend zu machen und fast zu kip-
pen. Am Ende verloren sie 74:78 (20:36).
„Wenn wir noch ein paar Minuten länger
gespielt hätten, hätten wir gewonnen“, sag-
te Bundestrainer Henrik Rödl bei der Inter-
net-PlattformMagenta Sport.
Nun ist es keine Schande, gegen Frank-
reich zu verlieren; nur Titelverteidiger
USA hat in seinen Reihen mehr Profis aus
der NBA, der stärksten Liga der Welt. Der
Weltverband Fiba notiert die Franzosen
auf Rang drei der globalen Rangliste, hin-
ter den USA und Spanien, aber noch vor
Serbien. „Wir kriegen am Anfang gleich ei-
nen der größten Gegner des Turniers“,
fand Rödl. Der 50-Jährige glaubt aller-
dings auch, „es gab noch nie eine WM, die
so extrem ausgeglichen ist. Ich könnte
zehn, elf Mannschaften nennen, die eine
Medaillenchance haben“. Sein Team zählt
Rödl zweifellos dazu; auch sein französi-
scher Kollege Vincent Collet hat seinen Re-
spekt bekundet: „Sie ist gefährlich.“
Zu Beginn der Partie war die Auswahl
des Deutschen Basketball Bundes (DBB)
aber erschreckend harmlos: Es dauerte sie-
beneinhalb Minuten, ehe Maodo Lo für die
ersten Punkte sorgte – zum 3:14. Bis dahin
hatten seine Teamkollegen zwar prima ver-
teidigt, aber nichts getroffen: Sie vergaben
in Korbnähe, verfehlten aus der Mitteldis-
tanz, aus der Ferne. Nach zehn Minuten
stand es 4:16, in der Historie der Basketball-
WM hat selten ein Team weniger Punkte in
einem Viertel erzielt, ein deutsches sogar
noch nie. „In der ersten Halbzeit haben wir
das Spiel verloren. Jeder hat freie Würfe be-
kommen, aber wir haben sie nicht ge-
nutzt“, sagte Spielmacher Dennis Schrö-
der. Center Johannes Voigtmann sprach
von einem „katastrophalen“ Start: „Das
darf gegen so eine Mannschaft nicht passie-
ren. Das ist bitter, weil es so unnötig ist.“
Rödl stimmte zu: „Wenn wir die Großen
schlagen wollen, was wir können, darf man
so eine Phase nicht haben.“
Erst nachdem der Rückstand auf 4:21 an-
gewachsen war (12.), kam das DBB-Team
allmählich ins Spiel. Vor allem dank Voigt-
mann, mit 25 Punkten am Ende bester Wer-
fer, verkürzte es auf 17:21 (15.). Bis zur Pau-
se fielen die Deutschen aber in den alten
Trott und danach sogar noch weiter zurück
- bis zum Tiefpunkt beim 28:52 (25.).
Bis dahin war die Ehrfurcht anzumer-
ken vor Frankreichs Center Rudy Gobert.
Der 2,16-Meter-Mann von Utah Jazz ist
zweimal nacheinander als bester Verteidi-
ger der NBA geehrt worden. Warum, de-
monstrierte er am Sonntag in Shenzhen
mit fünf abgeblockten Würfen. Gobert ver-
änderte allein aufgrund seiner Präsenz die
Herangehensweise der deutschen Spieler
an den französischen Korb. Es dauerte, bis
sie den Respekt vor dem Riesen ablegten.
Dann aber federten sie wie beim Bungee-
Jumping, dem Sprung in die Tiefe an ei-
nem Gummiseil, zurück, noch vor dem letz-
ten Seitenwechsel keimte wieder Hoff-
nung auf: 46:54 (29.). Erneut war es der im
Sommer zum Euroleague-Champion
ZSKA Moskau gewechselte Voigtmann,
der für Punkte sorgte, auch aus der Dis-
tanz. Dass der 2,11-Meter-Mann fünf Drei-
er verwandeln könnte, hatten die Franzo-
sen offensichtlich nicht erwartet, denn sie
ließen ihn immer wieder gewähren bei sei-
nen Würfen. Mit zunehmender Spieldauer
traf dann auch Schröder (23 Punkte) – bei-
spielsweise zum 68:71, mit dem die Partie
zwei Minuten vor Schluss plötzlich wieder
offen war. Doch die Franzosen brachten ih-
rer Vorsprung über die Zeit, anders als vor
zwei Jahren, als sie im EM-Achtelfinale
den Deutschen in der Schlussphase 81:84
unterlagen. „Dafür würden wir gern Revan-
che nehmen“, hatte ihr Trainer Collet vor
der Partie angekündigt.
Die Franzosen bescherten dem deut-
schen Team zwar nicht das Turnier-Aus,
das sie seinerzeit erlitten, aber angesichts
der Umstände eine ärgerliche Niederlage.
Da die nächsten Gruppengegner, die Domi-
nikanische Republik (Dienstag) und Jorda-
nien (Donnerstag), als Außenseiter gelten,
ging es gegen Frankreich schon um die bes-
te Ausgangslage für den weiteren WM-Ver-
lauf. Die ersten Zwei nehmen ihre Vorrun-
denergebnisse mit in die Zwischenrunde,
und weil dort Duelle mit den Medaillenan-
wärtern Australien und Litauen drohen,
tut jede Niederlage weh: Aus der Zwischen-
runde kommen auch nur zwei Teams ins
Viertelfinale. „Man sollte schon als Erster
in die zweite Gruppenphase gehen, sonst
wird es schwierig“, hatte Kapitän Robin
Benzing gewarnt. Nun dürfen sich die Deut-
schen keinen Ausrutscher mehr leisten.
Spa-Francorchamps– EinFormel-1-Wo-
chenende hat feste Abläufe mit Zeitplänen,
die sich von Rennen zu Rennen kaum un-
terscheiden. Es sei denn, es gibt einen be-
sonderen Anlass. Oder es passiert Schreck-
liches wie am Tag vor dem Großen Preis
von Belgien. Am Samstag war der französi-
sche Formel-2-Fahrer Anthoine Hubert
nach einem Unfall verstorben(siehe unten-
stehenden Artikel). Die Formel-1-Fahrer
trugen Trauerflor an den Armen und hat-
ten ein Logo als Hommage an Hubert an ih-
ren Autos angebracht, aber während die
Formel 2 ihre Läufe abgesagt hatte, fand
das 13. Saisonrennen in der Königsklasse
des Motorsports statt. Es endete mit dem
ersten Formel-1-Sieg des Monegassen
Charles Leclerc vor den Mercedes’ von Le-
wis Hamilton und Valtteri Bottas. Leclerc
bescherte Ferrari damit einen sehnlichst
erwarteten Erfolg; sein Teamkollege, der
Heppenheimer Sebastian Vettel, wurde
Vierter. „Das fühlt sich gut an, aber es ist
schwierig, das an einem Wochenende wie
diesem zu genießen“, sagte der 21 Jahre al-
te Leclerc: „Insgesamt wird für mich damit
ein Kindheitstraum wahr, das ist ein guter
Tag. Aber Anthoine gestern zu verlieren,
war ein großer Schock für mich und alle im
Motorsport. Hoffentlich kann ich in zwei,
drei Wochen realisieren, was heute pas-
siert ist.“ In der Weltmeisterschaftswer-
tung führt weiter Hamilton mit 268 Punk-
ten vor Bottas (203), Max Verstappen (181)
und Sebastian Vettel (169), der sich mit der
schnellsten Runde immerhin einen zusätz-
lichen Punkt sicherte.
Auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in
den Ardennen hatten sich die beiden Ferra-
ris von Leclerc und Vettel erst zum zweiten
Mal in dieser Saison die erste Startreihe ge-
sichert. Nach einem bislang enttäuschen-
den Rennjahr – Mercedes holte zuvor
durch Hamilton acht und durch Bottas
zwei Siege, Verstappen im Red Bull die an-
deren beiden – sorgte das für etwas Zuver-
sicht. Zumal dieser Kurs der Scuderia liegt.
Gleich am Start geriet die saubere Farbtren-
nung jedoch in Gefahr: In der Kurve La
Source schob sich der vor Bottas fahrende
Hamilton zwischen die Ferraris, Vettel stell-
te kurz darauf die alte Ordnung wieder her,
während Verstappen und Kimi Räikkönen
im Alfa Romeo aneinander gerieten. Kurz
darauf rauschte Raikkönen am Eingang
von Eau Rouge knapp an Verstappen vor-
bei, dessen Radaufhängung gebrochen
war und der in der Begrenzung landete.
Schon in der ersten Runde musste das
Safety Car auf die Strecke – danach gelang
es Leclerc, sich abzusetzen. Vettel ging in
der 16. Runde als erster des Führungsquar-
tetts an die Box, um seine Reifenmischung
von Soft auf Medium zu wechseln. Leclerc
(21. Runde), Hamilton (22.) und Bottas (24.)
folgten. In diesem Hin-und-Her konnten
die Ferraris letztlich die Führung behaup-
ten. Vettel lag vor Leclerc – und ließ ihn auf
der Start-Ziel-Geraden nach einer Anwei-
sung aus der Box in der 26. Runde passie-
ren. Doch es war sein eigener Funkspruch
kurz darauf, der Probleme signalisierte:
„Die Reifen halten nicht durch“, sagte der
viermalige Champion, dem eine Ein-Stopp-
Strategie verordnet worden war. Die Bestä-
tigung folgte prompt: Im Duell gegen den
fünfmaligen Weltmeister Hamilton zwölf
Runden vor Schluss konnte er nicht gegen-
halten, er verlor die Zeit, die ihm im Ziel
aufs Podium fehlte. anna dreher
Das Rennen der Formel 2 hatte am Sams-
tagnachmittag aufdem Circuit de Spa-
Francorchamps in Belgien gerade begon-
nen, es gab Positionskämpfe und Überhol-
manöver auf den ersten Metern. Die 19
Fahrer der Nachwuchsserie schlängelten
sich mit ihren Wagen durch die enge Kur-
ve La Source und nahmen auf dem Weg
zur Eau Rouge Geschwindigkeit auf. Neun
Fahrer passierten diese Stelle, darunter
Mick Schumacher, der Sohn des sieben-
maligen Formel-1-Weltmeisters Michael
Schumacher. Dann kam es am Ausgang
der berühmten Kurve zu einer Kollision
zwischen dem US-Amerikaner Juan-Ma-
nuel Correa und Anthoine Hubert. Der 22
Jahre alte Franzose überlebte nicht.
In der Senke der Eau Rouge war 1985
auch der Deutsche Stefan Bellof tödlich
verunglückt, als er in einem 1000-Kilome-
ter-Rennen bei einem Überholversuch ge-
gen einen Betonpfeiler krachte.
Nach Angaben des Internationalen Au-
tomobilverbandes Fia verstarb Hubert
um 18.35 Uhr, rund eineinhalb Stunden
nach dem Unfall, in der Ambulanz an der
Rennstrecke. Am Sonntagmorgen ließ Cor-
rea, 20, auf seiner Webseite mitteilen, er
habe sich beide Beine mehrfach gebro-
chen sowie Frakturen an der Wirbelsäule
erlitten, sei operiert worden und werde
auf der Intensivstation behandelt.
Kurz nach dem Unfall ist es auf dem
durch Motoren, Musik und Stimmenge-
wirr sonst lauten Gelände in den Arden-
nen ganz ruhig geworden, Entsetzen und
Trauer waren groß. Nichts war zu spüren
von der ausgelassenen Stimmung, die
sich sonst an einem solchen Tag auf einer
Rennstrecke ausbreitet. Am Eingang zum
Parkplatz wurde später an einer Absper-
rung ein Plakat angebracht, es zeigt ein Fo-
to von Anthoine Hubert im Overall, fröh-
lich lächelnd. Hubert hatte 2013 die franzö-
sische Formel-4-Meisterschaft und 2018
die GP3-Serie gewonnen. Als Achter war
er derzeit der bestplatzierte Neuling die-
ser Formel-2-Saison, in Monaco und
Frankreich hatte er im BWT Arden jeweils
ein Rennen gewonnen. Er war Teil des
Nachwuchsprogramms bei Renault und
galt als talentierter Nachfolger der bereits
in der Formel 1 fahrenden Franzosen
Pierre Gasly und Esteban Ocon.
Nach ersten Erkenntnissen zum Unfall-
hergang wurde der Franzose Giuliano Ale-
si durch einen Reifenschaden zum Hinder-
nis auf der Strecke, das löste eine fatale
Kettenreaktion aus. Hubert hatte auswei-
chen wollen und war dabei in die Strecken-
begrenzung gekracht. Danach drehte er
sich unkontrolliert auf die Strecke zurück.
Correa raste mit einer vom Fachmagazin
Auto, Motor, Sportnach Videoanalysen ge-
schätzten Geschwindigkeit von 250 bis
270 km/h ungebremst auf Höhe des Sitzes
in Huberts Auto, der dadurch erneut ge-
gen eine Begrenzung geschleudert wurde.
Correas Auto drehte sich nach dem Auf-
prall mehrmals um die eigene Achse,
rutschte etwa 30 Meter und blieb ohne Vor-
derteil auf dem Dach liegen.
Die Fernsehbilder zeigten noch, wie
sich Correa im Cockpit bewegt, im Hinter-
grund der völlig zerstörte Rennwagen von
Hubert. Überall auf dem Asphalt verstreut
lagen Trümmerteile des Autos. Es war
wohl Glück, dass es andere Fahrer schaff-
ten, zu bremsen, auszuweichen und in die
Boxengasse zu fahren. Dass bei der Live-
Übertragung schon kurze Zeit später we-
der die Wiederholung noch aktuelle Bil-
der der Unfallstelle gezeigt wurden, ließ
ahnen, dass es schlimm stand um die ver-
unglückten Hubert und Correa.
Am Sonntagvormittag um 10.50 Uhr
wurde Huberts mit einer Schweigeminute
gedacht. Die Familie des Verstorbenen
und die Teams der Formel 2 versammel-
ten sich vor den Tribünen an der Start-
Ziel-Linie. Auch Ferraris Teamchef Mattia
Binotto und seine Formel-1-Fahrer Sebas-
tian Vettel und Charles Leclerc standen
am Streckenrand. Huberts Mutter und
sein Bruder hielten seinen Helm in den
Händen, den Kopf gesenkt. Es waren be-
rührende Szenen. Mick Schumacher, des-
sen Vater im Dezember 2013 beim Skifah-
ren schwer verunglückte, umarmte Hu-
berts Mutter lange, sie sprachen ergriffen
miteinander. Bereits am Samstagabend
hatte der 20-Jährige in den sozialen Netz-
werken kondoliert: „Das Schicksal ist bru-
tal. Der Verlust ist endlos. Anthoine, wir
vermissen dich schon.“
Kurz nach der Schweigeminute starte-
te das Rennen der Formel 3, die Läufe der
Formel 2 wurden abgesagt. Die Formel 1
widmete Hubert vor dem Start des Gro-
ßen Preis von Belgien eine Schweigeminu-
te. Zahlreiche Fahrer und Teamchefs hat-
ten bereits ihr Mitleid ausgedrückt.
„Wenn ein Einziger, der diesen Sport an-
schaut und genießt, für eine Sekunde
denkt, was wir machen, ist sicher, irrt er
sich gewaltig“, schrieb der fünfmalige For-
mel-1-Weltmeister Lewis Hamilton auf
Instagram: „All diese Fahrer setzen ihr Le-
ben aufs Spiel. Das muss mit mehr Ernst-
haftigkeit anerkannt werden, denn das
wird nicht getan. Ich bin so traurig, dass
das passiert ist.“ Leclerc, der wenige Stun-
den vor dem Unfall im Formel-1-Qualify-
ing der Schnellste war, teilte ein Foto von
Hubert und sich vor einigen Jahren: „Ich
kann es nicht glauben. Ruhe in Frieden“,
schrieb er zum Tod seines Weggefährten.
Für Leclerc ist Hubert der zweite
Freund, den er durch einen Autounfall ver-
loren hat. Sein Patenonkel Jules Bianchi er-
litt beim Formel-1-Rennen in Suzuka/Ja-
pan im Herbst 2014 schwerste Kopfverlet-
zungen, nachdem er in einen Bergungs-
kran gerast war. Nach langer Zeit im künst-
lichen Koma verstarb er mit 25 Jahren.
Bei einer Fia-Veranstaltung ist Huberts
Tod das schlimmste Unglück seit dem Un-
fall von Bianchi. In der Formel 1 war nach
den riskanten Zeiten in den 50er-, 60er-
und 70er-Jahren viel seltener etwas pas-
siert, weil die Sicherheit in vielerlei Hin-
sicht verbessert wurde. Das schwarze Wo-
chenende 1994 in Imola, als der Österrei-
cher Roland Ratzenberger und der Brasili-
aner Ayrton Senna ihr Leben verloren, war
lange eine furchtbare Ausnahme. In Spa
ist dieses Wochenende erneut ins Bewusst-
sein gerufen worden, wie gefährlich Renn-
fahren sein kann und wie trügerisch der
Glaube an Sicherheit ist. anna dreher
Berlin– Es dauerte nicht lange, ehe die
40500 Anwesenden am Sonntag im Berli-
ner Olympiastadion begriffen hatten, dass
nun etwas Besonderes in der Luft lag. Run-
de für Runde hatten sich die beiden Läufe-
rinnen an der Spitze einem immer schnelle-
ren Tempo verschrieben, und weil sie ein-
fach nicht langsamer wurden – Winfried
Mutile aus Bahrain und die Deutsche Gesa
Krause – war spätestens vor den letzten
400 Metern klar, dass jetzt sogar die Welt-
bestzeit greifbar war. Und tatsächlich:
Krause nahm vor dem letzten Wassergra-
ben noch mal Schwung, sie katapultierte
sich vom Balken an die Spitze und schaute
nicht mehr zurück: Platz eins in 5:52,80 Mi-
nuten über 2000 Meter Hindernis, so
schnell war noch niemand über diese Stre-
cke gewesen, weltweit. „Ich bin richtig be-
flügelt, ich konnte gar nicht aufhören zu
laufen“, sagte Krause später, und das hatte
man schon auf der Ehrenrunde gesehen:
Da war sie einfach weitergerannt, mit der
deutschen Fahne in der Hand.
Das Internationale Stadionfest in Ber-
lin, kurz: Istaf, ist für die Leichtathleten für
gewöhnlich der Jahresabschluss, aber die
Weltmeisterschaften wurden diesmal we-
gen der großen Hitze im Wüstenemirat Ka-
tar in den Herbst geschoben (ab 27. Septem-
ber). So umgab das größte deutsche Leicht-
athletik-Meeting am Sonntag das Flair ei-
ner Kostümprobe. Und der Bringer war na-
türlich Gesa Krause mit ihrer Weltbestzeit
über eine selten gelaufene Distanz, auf der
auch kein Weltrekord geführt wird, aber
das nahm dem Ereignis kaum an Kraft. Die
27-Jährige hatte schon am Donnerstag,
beim ersten Final-Meeting der Diamond
League in Zürich, ihren deutschen Rekord
über 3000 Meter Hindernis auf 9:07,51 Mi-
nuten gedrückt, in Berlin deutete sie er-
neut an, dass sie eines Tages sogar die
neun Minuten unterbieten könnte. „Die
Form ist auf jeden Fall da, ich will es in Do-
ha der Konkurrenz schwermachen“, sagte
Krause – bei der WM 2015 hatte sie das
schon geschafft, als Dritte.
Wie Krause überzeugten am Sonntag
vor allem diejenigen, die vor einem Jahr
bei der Berliner EM auf einem Teppich an
Emotionen zu Erfolgen gesurft waren: Mal-
aika Mihambo gewann im Weitsprung mit
6,99 Metern, Hochspringer Mateusz Przy-
bylko schien sich nach einer schweren Sai-
son mit einem Mal alle Sorgen aus den Kno-
chen zu schütteln: Platz eins mit 2,30 Me-
tern. Auch die 4x100-Meter-Staffel der
Frauen hinterlegte eine starke Bewerbung
für die vorderen Plätze in Doha – diesmal
in 41,67 Sekunden, Weltjahresbestzeit.
Nicht alle Pläne gingen auf, so wie sich
das für eine Generalprobe gehört. Johan-
nes Vetter, der Speerwurf-Weltmeister, ge-
wann mit 85,40 Metern und zeigte immer-
hin, dass er seine Verletzungssorgen abge-
schüttelt hat, Gina Lückenkemper, vor ei-
nem Jahr in Berlin umjubelte EM-Zweite,
wurde über 100 Meter Vierte (11,15 Sekun-
den). „Solide, aber da geht noch einiges
mehr“, sagte sie. Christoph Harting wäre
derweil wohl schon über einen soliden
Wettkampf mit dem Diskus froh – diesmal
wurden es 60,06 Meter und das Vorkampf-
Aus für den Olympiasieger. Bleibt die Fra-
ge, ob er mit dieser Form überhaupt zur Do-
ha-WM reisen wird. Noch hat ihn der deut-
sche Verband nicht nominiert, trotz erfüll-
ter Norm. Am Sonntag verließ Harting das
Stadion laut pfeifend, sagen wollte er zu all
dem nichts – und das will er bis zu Olympia
in Tokio so halten. johannes knuth
Respekt vor dem Riesen
Die deutschenBasketballer starten mit einer ärgerlichen Niederlage gegen Frankreich in die WM –
wenn sie das Viertelfinale erreichen wollen, dürfen sie sich keinen weiteren Ausrutscher mehr erlauben
Für Leclerc und Ferrari ist es
der erste Sieg in einer
bisher enttäuschenden Saison
Ungebremst mit 250 km/h
Der tödlicheUnfall des jungen Franzosen Anthoine Hubert in der Formel 2 überschattet das Wochenende in Spa – und ruft die Gefahren dieses Sports wieder ins Gedächtnis
Nur die USA vor Frankreich
So vieleNBA-Profis wie noch nie bei einer WM
Huberts Unfall ist der schwerste
seit dem von Formel-1-Pilot
Jules Bianchi 2014 in Suzuka
Diskus-Olympiasieger Christoph
Harting scheitert im Vorkampf
28 HBS (^) SPORT Montag,2. September 2019, Nr. 202 DEFGH
Wegweiser: Johannes Voigtmann (rechts) musste seinen Mitspielern gegen Frankreich häufig zeigen, wo der Ball hinge-
hört, nämlichin den gegnerischen Korb. Mit 25 Punkten war der Center der erfolgreichste Werfer. FOTO: SWEN PFÖRTNER / DPA
Mit
Trauerflor
Charles Leclerc liegt beim
Formel-1-Rennen in Belgien vorne
Tröstende Geste in der Trauer um Anthoine Hubert (links): Die Mutter des tödlich verunglückten Franzosen und der Ferrari-Pi-
lotCharles Leclerc (rechts) nach der Schweigeminute am Sonntag. FOTOS: JOE PORTLOCK / IMAGO, FRANCISCO SECO / AP
Kostümprobe
mit Weltbestzeit
Hindernisläuferin Gesa Krause
brilliert auch beim Istaf
Abgesehen von Titelverteidiger USA, der seinen
Zwölf-Mann-Kader ausschließlich mit Spielern
aus der heimischen Liga NBA besetzt hat, ver-
fügt Frankreich mit fünf Akteuren bei dieser WM
über das größte Kontingent von Profis aus der
stärksten Liga der Welt. 17 der 32 WM-Teilneh-
mer haben mindestens einen aktuellen NBA-Pro-
fi im Kader, insgesamt sind 53 in China dabei,
mehr als je zuvor. Bei der WM 2014 waren es 45.
Die Übersicht über die Länder mit NBA-Spielern:
12 USA
5 Frankreich
4 Australien, Serbien, Spanien
3 Deutschland, Nigeria, Türkei
2 Brasilien, Griechenland, Italien, Japan,
Kanada, Litauen
1 Montenegro, Tschechien, Tunesien