35
hoch jauchzend, zu Tode betrübt. Einmal saß ich in Neapel
im Roma-Mannschaftsbus auf dem Weg zum Spiel, als wir
von gegnerischen Fans mit Steinen beworfen wurden. Beim
Training zu Hause in Rom mussten wir auch schon mal von
der Polizei geschützt werden, weil unsere eigenen Fans sauer
auf uns waren. Auch in Mar seille war das manchmal so. Und
dann haben wir wieder gewonnen, und wir wurden wie Hel-
den gefeiert, so als sei nichts gewesen.
Sind Sie in Italien schnell heimisch geworden?
Ja, ich habe zunächst die Sprache gründlich gelernt. Damals
gab es ja noch kein Internet, da konnte man höchstens mal
eine drei Tage alte deutsche Zeitung am Kiosk kaufen. Es blieb
einem gar nichts anderes übrig, als Italienisch zu lernen, und
das war gut so. Ich habe viel italienisches Fernsehen geschaut,
hatte natürlich auch Unterricht. Heute fühle ich mich als hal-
ber Römer. Das beste Sprachtraining erhielt ich von meiner
italienischen Freundin Sabrina, einer Römerin, die ich damals
kennengelernt hatte. Sie wurde meine zweite Frau.
Als Sie für Marseille spielten, sind Sie einmal auf eine Polizei-
wache mitgenommen worden.
Es fand ein Trainingslager in den Pyrenäen statt. Plötzlich, in
der Mittagszeit, fuhren Busse vor, Polizisten sprangen heraus.
Alle Spieler mussten mitkommen, ab auf die Wache. Es ging
um einen Bestechungsfall, in den ein anderer Spieler offenbar
verwickelt war. Die Polizei wollte wissen, ob ich irgendetwas
mitbekommen hätte. Hatte ich aber nicht.
In Rom waren Sie Kapitän der Mannschaft. Diese Rolle hat
Ihre Position gefestigt, oder?
Diese Rolle wird auch heute noch ein bisschen überschätzt.
Warum überschätzt?
Zum Kapitän wird meist derjenige gewählt, der die größte
Erfahrung hat, die meisten Länderspiele. Das ist schön, man
darf es aber nicht überbewerten.
Nach Ihrer Fußballkarriere begann Ihre Zeit als Lehrling von
Reiner Calmund, dem früheren Manager von Bayer 04 Lever-
kusen. Wie haben Sie ihn als Lehrmeister empfunden?
Reiner Calmund hat mich ständig über seine Schulter schauen
lassen. Mit ihm hatte ich großes Glück. Er hat mich oft nach
Brasilien geschickt, wenn er einen interessanten Spieler im
Visier hatte. Ich habe von Calli viel gelernt.
Auch, wie man sich auf gekonnte Weise danebenbenimmt? Sie
und Calmund haben bei Verhandlungen mit Spielerberatern
in Brasilien gern ein einstudiertes Spiel vorgeführt. »Good
guy, bad guy.« Guter Junge, böser Junge. Sie waren der gute
Junge, oder?
Das stimmt. Aber das muss Ihnen Calli selbst erzählen.
Wir haben ihn gefragt. Er erzählt die Geschichte so: Wenn
beim Vertragspoker in Brasilien die Gegenseite frech wurde,
ist Calmund aufgesprungen, und dabei fiel auch schon mal ein
Tisch um. Er habe herumgebrüllt, von Unverschämtheiten ge-
sprochen, die er sich nicht gefallen lasse. Dann habe er sich
wutentbrannt seinen Geldkoffer geschnappt und blitzartig den
Raum verlassen, scheinbar bereit, alles abzubrechen und heim-
zureisen. Scheinbar fassungslos sind Sie ihm hinterhergerannt.
Das war Teil des Rollenspiels.
18.–21.
SEPT.
2019
REEPER
BAHN
FESTIVAL
MUSIC,ARTS,FILM,
WORD,DISCOURSE,
SESSIONS,SHOWCASES,
MEETINGS,NETWORKING,
AWARDSDERMOT KENNEDY, BAYONNE,
PORTICO QUARTET, ASA,
ATA KAK,ROBOT KOCH&
STRING QUARTET, MANTAR,
JOHANNESM OTSCHMANN TRIO,
SEBADOH,LUBOMYR MELNYK,
STARS, PENGUINCAFE,
TAMIKREST, SLEAFORD MODS,
DOPE LEMON,EFTERKLANG,
DIE KERZEN,ANN ATERNHEIM
VS. KAISER QUARTETT,
LEONIDEN, CARLOS CIPA,
MIGHTY OAKS, ELDERBROOK,
ISHMAEL ENSEMBLE,
THE SUBWAYS, BIBIAHMED
&GROUP INERANE, ÁSGEIR,
JUNGLE BY NIGHT, SASAMI,
LISA MORGENSTERN,A-WA,
THE GARDENER &THE TREE,
AZIZA BRAHIM, BABA ZULA,
THE JAPANESE HOUSE,
WE WERE PROMISED JETPACKS,
TSHEGUE,ALGIERS, ELI,
CLICKCLICKDECKER,COMA,
ALLI NEUMANN, L‘AUPAIRE,
DONNA MISSAL, CATNAPP,
SAM VANCE-LAW,YAK,
YOUNG THEGIANT,SYML,
FORTUNA EHRENFELD, GURR,
FRANZ MATTHEWS FEAT.
LOCAL SUICIDE, HATARI,
HÄLLAS, JONATHAN BREE,
JAMES TW,JUSTINJESSO,
BILLIE MARTEN,AMILLI,
SAY YES DOG, SEA GIRLS,
MID CITY, EBOW, BRUTUS,
FÉFÉ &LEEROY→ANDMANYMOREReeperbahn Festival GbR &Organiser:
Inferno Events GmbH&C o. KGgefördert von unterstützt von