Die Zeit - 15.08.2019

(Tuis.) #1

Ford Kuga ST-Lin e


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  1. August 2019 DIE ZEIT No 34 WIRTSCHAFT 25


K


ein Waschmittel-Hersteller würde
sein Produkt saubere-Wäsche-Pul-
ver nennen – viel zu plump. Aber
für gesetze, also die Produkte der
Politik, sind solche Namen schwer
in Mode. Erst kam das gute-Kita-gesetz, dann
das starke-Familien-gesetz, und jetzt kündigte
Bundessozialminister Hubertus Heil (sPD) das
Arbeit-von-morgen-gesetz an. Als ob sich per
Beschluss die Arbeit der Zukunft schaffen ließe.
Konsequenterweise müsste es eigentlich gute-
Arbeit-von-morgen-gesetz heißen, schließlich
wollen das ja sozialdemokraten und gewerk-
schafter immer: nicht bloß irgendeine Arbeit,
sondern gute Arbeit. Doch auch wenn der
Name so oder so merkwürdig klingt – im Kern
ist das gesetzesvorhaben durchaus
vernünftig.
Nach den Plänen des Ministers
soll der staat Kurzarbeit und Wei-
terbildung stärker fördern. Kurzar-
beit ist ein Instrument, das helfen
kann, Entlassungen zu vermeiden.
Wenn Firmen in einer Krise nicht
genug Aufträge haben, um ihre Mit-
arbeiter zu beschäftigen, können sie
die Arbeitszeit verkürzen und bei
der Arbeitsagentur einen Lohnersatz
beantragen, das Kurzarbeitergeld. Es entspricht
je nach Konstellation etwa 60 bis 67 Prozent des
Nettolohns. Während der Finanzkrise spielte
dieses Kurzarbeitergeld eine große Rolle, als es
in der spitze 1,4 Millionen Beschäftigte erhiel-
ten. schon damals lockerte die Regierung die
Regeln für die Hilfe vorübergehend. sie wurde
länger gewährt, und die Arbeitsagentur half
nicht nur beim Lohn, sondern übernahm auch
sozialversicherungsbeiträge.
In eine ähnliche Richtung zielt Heils aktuel-
ler Vorstoß. Angesichts der sich verschlechtern-
den Konjunkturaussichten soll das Kurzarbei-
tergeld großzügiger gewährt werden. Insbeson-
dere soll die Arbeitsagentur für Beschäftigte, die
während der Kurzarbeit eine Weiterbildung
absolvieren, länger geld bezahlen und wiede-
rum auch einen teil der sozialbeiträge über-
nehmen. Das ist grundsätzlich richtig. Besser

Kurzarbeit und Weiterbildung finanzieren als
Arbeitslosigkeit.
Nach Hubertus Heils Konzept soll der staat
außerdem die Qualifizierung von Arbeitnehmern
stärker fördern, die keinen Berufsabschluss haben
oder die in ihrem Betrieb auf Dauer – also nicht
nur kurzfristig – keine Perspektive mehr haben.
Weil etwa die Digitalisierung ihre Branche auf
den Kopf stellt. Auch dafür lohnt es sich, mehr
geld in die Hand zu nehmen, statt bloß in sonn-
tagsreden über das lebenslange Lernen zu philoso-
phieren. Insofern zielt auch hier der Vorstoß in
die richtige Richtung.
Allerdings präsentierte der Minister Anfang
dieser Woche nur ein zweiseitiges Papier mit ein
paar Überschriften und stichworten. Vieles bleibt
noch offen. Wie viel länger soll das
Kurzarbeitergeld denn künftig gezahlt
werden? Bisher wird es bis zu ein Jahr
gewährt, und das Arbeitsministerium
kann die Dauer in einer Krise per Ver-
ordnung auf zwei Jahre verdoppeln.
und unter welchen Voraussetzungen
genau soll das Arbeitsamt Weiterbil-
dungen finanzieren? solche Details
sind wichtig. Denn auch wenn Kurz-
arbeit und Weiterbildung grund-
sätzlich sinnvoll sind, kommt es auf
die genauen Regeln an. Kurzarbeit kann nämlich
auch schaden. Etwa weil sie einen unvermeidli-
chen strukturwandel behindert. Das geschieht
zum Beispiel, wenn sie Menschen lange auf einem
Arbeitsplatz ohne Zukunft festhält, obwohl sie
anderswo gebraucht würden. und teuer und in-
effizient ist sie, wenn sie zusammen mit Weiter-
bildung und dem Arbeitslosengeld nur dazu dient,
eine Brücke zum Ruhestand zu bauen.
Ob also das Arbeit-von-morgen-gesetz wirk-
lich ein gelungenes Produkt der Politik ist, wird
sich erst zeigen, wenn sein genauer Inhalt be-
kannt ist. Daran muss der Minister jetzt arbei-
ten. Die Konjunkturlage ist zwar noch weit von
den dramatischen Verhältnissen während der
Finanzkrise entfernt, aber aus einem Abschwung
kann schnell ein Absturz werden. und dann
könnte man ein gesetz für die Krise gut gebrau-
chen. Wie immer man es nennt.

Das Gute-Arbeit-Gesetz


Bundessozialminister Hubertus Heil will Kurzarbeit und Weiterbildung
stärker fördern. Das ist richtig, gerade in Krisenzeiten VON KOLJA RUDZIO

STANDPUNKT

1,4


Millionen
Beschäftigte
erhielten während
der Finanzkrise
Kurzarbeitergeld

ANALYSE UND MEINUNG


W


er beim galgenmännchen-
spiel ein Wort sucht, mit dem
sich garantiert gewinnen lässt,
dem empfehle ich »Netzaus-
baubeschleunigungsgesetz«.
schon 2011 wollte die Regierung damit eine
rechtliche grundlage schaffen, um das deutsche
stromnetz massiv auszubauen. schon damals
kursierte die Furcht, dass mit dem wachsenden
Erfolg der erneuerbaren Energien das traditio-
nelle stromnetz überfordert wäre.
Das klingt ja auch plausibel, wenn man be-
denkt, wie Energie aus sonne, Wind und Bio-
energie zugenommen hat. und anders als beim
Wasserschlauch, durch den man mit mehr Druck
auch entsprechend mehr Wasser zwingen kann,
gelangen stromleitungen schnell an ihre grenze.
Irgendwann wird es deshalb wie im beengten Ver-
kehr eine Art Molekülstau im Netz geben.
Also reden alle über den vermeintlich »not-
wendigen Netzausbau«. Mit angeblich fehlenden
Netzen wird sogar begründet, warum man den
Ausbau erneuerbarer Energien seit einigen Jahren
bremst – obwohl die deutschen Klimaziele es er-
fordern, sie so schnell wie möglich auszubauen.
Das Netz-Argument ist so gängig, dass gele-
gentlich selbst Befürworter der Energiewende es
vorbringen und die Politik auffordern, für Ab hilfe
zu sorgen. Weswegen das Netzausbaubeschleuni-
gungsgesetz wie zuletzt im Mai immer wieder
verstärkt wird.
Doch weil alles so schnell geht, geht es nicht
vorwärts. Denn kaum jemand fragt, ob es den
Netzausbau in dieser Form braucht. Ausbau ist da
gleich Ausbau, und gut ist. Bis sich dann Bürger-
initiativen zu Wort melden, die wertvolle Natur-
schutzgebiete, seltene tierarten oder ihre schöne
Heimat durch die Hochspannungsleitungen oder
unterirdischen trassen gefährdet sehen. sie blo-
ckieren den Ausbau mit Klagen und Protesten al-
lerorten. und dann heißt es in der Regierung, dass
man es den Menschen nicht recht machen könne –
und man tut lieber gar nichts mehr.
Da hilft nur, einen schritt zurückzutreten
und den Bedarf abzufragen. Dafür hat die Poli-
tik die Bundesnetzagentur geschaffen. Doch
die fragt ausgerechnet die Netzbetreiber um
Rat, schließlich kennen die sich ja bestens mit
strom und Netzen aus. Doch da beginnt das

Problem. Denn diese Experten verdienen mit
der stromdurchleitung ihr geld und wollen
möglichst viele Netzmeter verkaufen. somit
raten sie immer und überall zum maximalen
Netzausbau. Jüngst schlugen sie den Bau einer
vierten stromautobahn von schleswig-Holstein
bis nach Baden-Württemberg vor. süßer die
Kassen nie klingeln. Die Netzagentur befür-
wortete den Ausbau bis Nordrhein-Westfalen.
Das Netzausbau-Mantra gilt es zu hinter-
fragen. Wir müssen nicht jeden theoretischen
Bedarf decken, sondern ein angemessenes Ver-
hältnis zwischen möglichem Bedarf und not-
wendigen Anschaffungen wahren. Die entspre-
chenden Fragen lauten: Welcher Netzbedarf
entsteht bei einem zügigen Kohleausstieg? Wel-
che Auswirkungen hat eine dezentralisierte
Energiewelt mit über 80 Prozent erneuerbaren
Energien? Wie und wo kann man zur Entlas-
tung der Netze dezentrale speicher nutzen?
Wie flexibel muss man auf stromnachfrage
wirklich reagieren können?
Andersherum: Können wir beeinflussen, zu
welchen Zeiten die Menschen mehr oder weni-
ger strom nutzen, etwa durch unterschiedliche
tarife zu unterschiedlichen Zeiten, genau wie
beispielsweise im Kino, im schwimmbad oder
im öffentlichen Nahverkehr? Es gibt viele Wege,
um die strommenge, die durch die Netze fließt,
intelligent zu drosseln oder zu steigern.
Wir wissen, dass es nichts nützt, straßen so
lange zu verbreitern, bis sie die Massen an Fahr-
zeugen zu urlaubsbeginn aufnehmen. und
niemand würde die Zugangsstraße zu einem
stadion ausbauen, von dem klar ist, dass es in
den nächsten Jahren abgerissen wird. Beim
Netzausbau passiert aber genau das. Die Netz-
betreiber sind da strategisch eng verbunden mit
den Betreibern von Kohlekraftwerken. ge-
meinsam kämpfen sie nicht nur für maximalen
Netzausbau, sondern auch für eine Betriebs-
verlängerung alter Kraftwerke.
In der Planung des Netzbedarfs muss man nicht
nur wachsende, sondern auch sinkende strom-
mengen berücksichtigen. schon jetzt wird viel
Windenergie im Norden produziert, in Zukunft
noch mehr. gleichzeitig sind nördlich der Main-
linie die meisten Kohlekraftwerke im Einsatz.
Durch den Kohleausstieg werden diese im kom-

Falsch verkabelt


Der Bau neuer stromtrassen von Nord nach süd gilt als entscheidend für die Energiewende.


Aber andere Dinge sind viel wichtiger VON CLAUDIA KEMFERT


FORUM

menden Jahrzehnt abgeschaltet. Da dürfte der Netzbedarf
netto in etwa gleich bleiben – wenn man nicht still und
heimlich den Kohleausstieg weiter verschleppen will oder
plant, eins zu eins Kohle durch gas zu ersetzen, was auch
den Klimazielen widerspräche. Vor allem aber braucht
man keine neuen, ausgebauten Netze, um überschüssige
Windenergie nach süddeutschland zu leiten, wie es im-
mer heißt. Denn selbst wenn man den Ausbau der Wind-
energie in Norddeutschland bis 2030 verdoppeln würde,
ließe sich damit noch nicht einmal der strombedarf in
Norddeutschland decken – jedenfalls nicht, wenn man
bis dahin wie notwendig und versprochen aus der Kohle
aussteigt. Also: Wenn man es mit den Klimazielen ernst
meint und das Ausbautempo beibehält, wird es gar keinen
stromüberschuss im Norden geben, der in den süden
transportiert werden könnte!
Ohnedies hat süddeutschland ein eigenes Potenzial
für erneuerbare Energien, wenngleich sich die dortige
Politik immer beharrlich gegen den Ausbau der Wind-
energie gesperrt hat. Auch der süden kann CO₂-frei
werden, wenn man Wind-, Wasser-, sonnen- und Bio-
energie hinzufügt und zudem die erheblichen speicher-
möglichkeiten in den Bergen nutzt. Dafür braucht er
keine »Monstertrassen«, sondern dezentrale Verteilnetze,
wie erneuerbare Energien sie verlangen. Die Betreiber
der stromnetze raten immer zum maximalen Ausbau –
unter dem Vorwand, das sei unerlässlich für die Energie-
wende. Doch die tatsächlichen Effekte einer konsequen-
ten Energiewende lassen sie dabei unberücksichtigt.
Deshalb wird es Zeit, die Netzkapazitäten endlich
per Wettbewerb auszuschreiben. Das senkt die bisherigen
traumrenditen und schafft transparenz über Kosten und
darüber, wo wirklich neue Netze gebraucht werden. so
könnten die Kosten der Netzanbindung auch für Off-
shore-Windenergie halbiert werden. Ja, halbiert!
Von diesem Preissturz würden alle stromkunden und
letztlich die gesamte Volkswirtschaft profitieren. und so
mancher ineffiziente Ausbau, der heute obendrein noch
zu Bürgerprotesten führt, ließe sich vermeiden. Wir
brauchen kein Netzausbaubeschleunigungsgesetz, son-
dern mehr unabhängigen Verstand, mehr Markt und
Wettbewerb und damit einen realistischeren Bedarfsplan,
der die vielfältigen Möglichkeiten künftiger Energie-
versorgung intelligent kombiniert.

Claudia Kemfert ist Leiterin der Abteilung »Energie, Ver-
kehr und umwelt« am Deutschen Institut für Wirtschafts-
forschung (DIW) und Professorin für Energieökonomie
und Nachhaltigkeit an der Hertie school of governance

Brunsbüttel
Wilster

Großgartach

Emden

Osterath

Wilhelmshaven

Uetrop

Heide

Polsum

Philippsburg

Grafenrheinfeld

Wolmirstedt

Isar

Die Streckenverläufe
der geplanten
Stromautobahnen
durch Deutschland

Illustration: Carolin Eitel für DIE ZEIT
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