des Südens nach Schätzungen westli
cher Beobachter um mehr als das Drei
fache. Es sind die goldenen Jahre des
Systems. Zigtausende Auslandskorea
ner aus Japan lassen sich deshalb lieber
in Kims Reich nieder als bei den Rivalen
jenseits der Grenze.
D
och der Große Führer, stets um
seine Macht fürchtend, steckt
zu viel ins Militär und vernach
lässigt die Konsumgüterindustrie. So
fällt die Wirtschaft spätestens ab den
1970er-Jahren immer weiter zurück.
In den Läden gibt es immer weniger zu
kaufen, die Lebensmittelrationen wer
den nicht mehr pünktlich zugeteilt.
Stattdessen spendet Kim Il-sung sei
nen Untertanen Denkmäler zum Hul
digen seiner Person. Mehr als 30 000
Statuen lässt er errichten, die mit
20 Metern größte komplett vergolden.
Auf Wunsch der Chinesen, die Nordko
rea weiterhin politisch und wirtschaft
lich unterstützen, wird das Edelmetall
später allerdings abgekratzt und der
leidenden Ökonomie zugeführt.
Der Diktator hat sich seinen Staat
unterworfen. Die Partei, das Militär,
das Volk - alle gehorchen ihm. Aber er
weiß: Selbst er wird eines Tages einen
Nachfolger brauchen. Und es kann nur
einen geben: seinen Sohn Kim Jong-il.
EINHEITSANZÜGE Auf dem Kinder
garten-Spielplatz nahe der Hafenstadt
Hamhung geht es uniform zu (1971)
Korea
BETONMODERNE U-Bahn-Ausgang in einem tristen Wohngebiet in Pjöngjang. Die
beiden Metrolinien wurden 1973 eingeweiht. Seoul zog 1974 nach, hat heute 20 Linien
UNTERGRUND Uniformierte sind auch hier allgegenwärtig. Die heutigen Waggons
stammen aus Berlin. Sie wurden umlackiert, Werbung durch Kim-Porträts ersetzt
1977 stellt er ihn erstmals öffentlich als
den kommenden Staatschef vor. Zwar
gilt die Erbfolge kommunistischen Staa
ten als Inbegriff feudaler Herrschaft,
doch das Volk zweifelt nach mehr als
30 Jahren Propaganda nicht an den
Entscheidungen des Großen Führers,
der die Sukzessionsgegner innerhalb
der Elite kurzerhand ins mandschuri
sche Grenzgebiet verbannt.
Und wer ist dieser Kim Jong-il? Der
1942 geborene "Liebe Führer" studiert
zunächst politische Ökonomie, küm
mert sich anschließend aber lieber um
die schönen Künste im Land. Besonders
der Film liegt ihm am Herzen. Mehr als
20 000 Streifen soll er im Laufe seines
Lebens sammeln, mit einem Schwer
punkt auf US-Western und italieni
schen Pornos. Er schreibt das nordko-
reanische Standardwerk "Über die
Filmkunst", und oft taucht er in den
rund eine Million Quadratmeter gro
ßen Studios von Pjöngjang auf, um per
sönlich Regieanweisungen zu geben.
1978 gipfelt die Leidenschaft des
jüngeren Kim in einer irrwitzigen Ak
tion: Um der biederen Filmindustrie
des Nordens mehr Glanz zu verleihen,
lässt er die berühmteste Schauspie
lerin aus dem feindlichen Süden und
ihren Ex-Mann, einen erfolgreichen
Regisseur, entführen. "Sie sind be
stimmt erstaunt, dass ich aussehe wie
ein Zwergenschiss", begrüßt der dicke,
rund 1,60 Meter kleine Mann, der stets
Plateauschuhe trägt, die Film-Diva an
geblich. Als die beiden Gekidnappten
die Zusammenarbeit verweigern, sperrt
ihr Entführer die Akteurin in einen