Korea
goldenen Käfig und ihren Ex-Mann in
ein Arbeitslager, bis dessen Wille nach
fünf Jahren gebrochen ist. Danach dre
hen die beiden sieben Filme für den Dik
tatorensohn, bis ihnen während einer
Reise in Österreich die Flucht gelingt.
Diese Skrupellosigkeit kombiniert
mit Machtinstinkt und Selbstverliebt
heit qualifizieren den Lieben Führer
dazu, seinem Vater 1994 nachzufolgen.
Er erbt ein wirtschaftlich kaputtes,
ausgelaugtes Land, in dem die Straßen
weitgehend leer bleiben, weil es keine
Autos gibt. In dem die Städte nachts
dunkel sind, weil der Strom fehlt. Und
die Menschen sterben, weil sie nichts
zu essen haben. Rund zwei Millionen
Nordkoreaner, schätzen Hilfsorgani
sationen, verhungern zwischen 1995
und 1998 infolge mehrerer Missern
ten. Währenddessen bestellt der Dik
tator kistenweise Cognac der Marke
"Hennessy Paradis" für 630 Dollar die
Flasche und lässt sich aus Italien zwei
Pizzaöfen samt Köchen kommen. Bei
einem Mercedes-Vertreter ordert er
200 S-Klasse-Limousinen im Wert von
POLITISCHE GEFANGENE Der ka
nadisch-koreanische Pastor Hyeon
Soo Lim (Urteil 2015: lebenslanges
Arbeitslager. frei seit 2017) ist nur
eines von zahllosen Justizopfern
rund 20 Millionen Euro - etwa ein
Fünftel des Betrags, den die UNO in
dieser Zeit für Lebensmittel aufwendet,
um die einfachen Nordkoreaner vor
dem Hungertod zu bewahren.
V
on dieser Dekadenz erfährt das
Volk nichts. Völlig abgeschottet
vom Rest der Welt - kein ge
wöhnlicher Nordkoreaner darf aus dem
Land, fast kein Fremder hinein, und aus
ländische Medien gibt es nicht -, glau
ben die meisten, was die Propaganda ih
nen erzählt: dass sie in einem Paradies
leben, das sie den selbstlosen Führern
verdanken. Schon der kleinste Zweifel
daran kann lebensgefährlich sein. Die
Spitzel der Staatssicherheit registrieren
nahezujedes Wort, jede Geste. Im güns
tigsten Fall kommen Delinquenten mit
ein paar Monaten Gefängnis davon, oft
landen sie jedoch in einem der Gulags,
in denen Tausende dem schleichenden
Tod entgegenschuften.
Nordkorea überlebt als letztes Relikt
des Kalten Kriegs. Die Sowjetunion ist
zusammen mit dem Ostblock zerfallen,
China und Vietnam haben die Privat
wirtschaft eingeführt. Dagegen ist im
Reich des Lieben Führers trotz desola
ter Lage an eine Liberalisierung nicht
zu denken-zu gefährlich erscheint ein
möglicher Dominoeffekt von Reformen.
Dem Druck von außen, vor allem aus
den USA und Südkorea, begegnet Kim
Jong-il mit der wohl schrecklichsten
aller Drohungen: dem Bau einer Atom
bombe. Schon als Kronprinz soll er als
maßgebliche Kraft das Ende der 1970er
gestartete Kernwaffenprogramm vo
rangetrieben haben. Über Jahre hält