Die Welt - 12.08.2019

(vip2019) #1

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12.08.19 Montag, 12. August 2019DWBE-HP


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DWBE-HP





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10 WIRTSCHAFT *DIE WELT MONTAG,12.AUGUST


D


er Goldpreis hat vergan-
gene Woche die Marke
von 1500 Dollar über-
schritten. Wer das Edel-
metall zu Jahresbeginn
gekauft hat, konnte damit einen Wert-
zuwachs von rund 19 Prozent einfahren.
Das spektakuläre Comeback weckt Be-
gehrlichkeiten – und rückt die Anlage-
klasse wieder in den Fokus von Märkten
und Medien. WELT analysiert die Lage
im Gespräch mit Eugen Weinberg, Head
of Commodity Research bei der Com-
merzbank.

WELT:Herr Weinberg, es war jahre-
lang sehr ruhig um Gold als Anlage-
klasse. Jetzt ist das Interesse plötz-
lich wieder da, und der Preis steigt
und steigt. Was hat sich so grundle-
gend geändert?
EUGEN WEINBERG:An den Finanz-
märkten hat sich über die vergangenen
Jahre immer wieder die Börsenweisheit
bestätigt, dass politische Börsen kurze
Beine haben. Griechenland, Zypern, Ita-
lien, aber auch der Brexit oder der
Putsch in der Türkei: Es gab immer rela-
tiv kurze Rücksetzer, aber die Aktien-
märkte sind danach immer wieder auf
neue Höchststände gestiegen. Es gab ei-
nen Gewöhnungseffekt, der zu einer ge-
wissen Sorglosigkeit führte. Erst als klar
wurde, dass die Spannungen im Handel
zwischen den USA und China zum wirk-
lich ernsten Problem werden und der
Protektionismus die Oberhand zu ge-
winnen scheint, kam es zu einer Neube-
wertung der Lage – deshalb wählen An-
leger jetzt vermehrt Gold in seiner Ei-
genschaft als sicherer Hafen.

VON MICHAEL HÖFLING

Gold hat ja daneben auch eine Funk-
tion als Kapitalschutz. Ist es auch in
dieser Hinsicht attraktiver geworden?
Das ist der zweite Grund für die aktuel-
le Stärke, ja. Der Nachteil, dass Gold
keine Zinsen bringt, ist durch die Geld-
politik der Notenbanken – die ja auch
maßgeblich für den Börsenboom war –
praktisch aufgehoben. Anleger stehen
jetzt am Anleihenmarkt vor einer ein-
maligen Situation: Es haben ja nicht nur
Anleihen mit Laufzeiten von einem,
zwei oder fünf Jahren negative Rendi-
ten, sondern inzwischen auch solche
über zehn oder 20 Jahre. Bezieht man
die Inflation mit ein, ergibt sich bereits
ein nennenswerter negativer Realzins.
Bis vor kurzem hatten die Märkte ja
noch weiter anziehende Zinsen in den
USA und die lang ersehnte Zinswende
im Euro-Raum gespielt. Nun ist klar: Es
geht sogar wieder beziehungsweise
noch weiter nach unten. Zusammen mit
der Eskalation im Handelsstreit war das
der perfekte Sturm für den Goldpreis.

Wie weit werden die Notenbanken
noch gehen?
Es ist offensichtlich, dass die Geldpoli-
tik nicht die erhofften Effekte bringt,
und dennoch macht man damit weiter.
Jede weitere Zinssenkung ist der Ver-
such, einen Brand mit Benzin zu lö-
schen. Was soll die Rücknahme um zehn
Basispunkte zusätzlich bringen, wenn
all die Maßnahmen zuvor ihre Wirkung
verfehlt haben? Aber die Notenbanken
müssen Handlungsfähigkeit demons-
trieren, auch wenn sie viel weniger Op-
tionen haben, als sie zu haben vorgeben.

Welches Signal geht von den neuerli-
chen Zinssenkungen der Notenban-
ken aus?
Es ist doch so: Der Zins ist nichts ande-
res als der Preis für das Geld. Wenn der
Preis für eine Ware negativ ist, was sagt
das über die Qualität dieser Ware aus?
Wenn man diese Ware nicht nur um-

sonst bekommt, sondern man sogar
noch Geld als Dreingabe bekommt, da-
mit man sie nimmt – ich würde diese
Ware nicht als besonders wertvoll be-
zeichnen. Der Goldpreisanstieg ist ein
Misstrauensvotum gegen die Noten-
banken.

Können die Zinsen angesichts der
massiven Staatsverschuldung von
Ländern wie Italien oder Frankreich
überhaupt wieder steigen?
Die Zentralbanken müssen in ihren
Handlungen davon ausgehen, dass die
Zinsen auch wieder steigen können,
dass diese Politik irgendwann mal
greift und wir an den Finanzmärkten
zur Normalität zurückkehren. Und so
sind auch ihre Prognosen. Nur wird der
Zeitpunkt immer weiter in die Zukunft
verschoben.

Von der Normalität hat sich der Spa-
rer längst verabschiedet. Er ist schon
froh, wenn er nicht noch mit Strafzin-
sen belegt wird.
Der normale Privatanleger wird ja ver-
mutlich nur indirekt von der jüngsten
Zinsentwicklung betroffen sein, indem
seine Bank die Gebühren erhöht. Aber
er ist verschreckt. Und wenn er irgend-
wann tatsächlich einen Strafzins von
sagen wir 0,5 Prozent bekäme, würde er
das Geld trotzdem bei der Bank liegen
lassen, denn das würde seine Angst
noch verstärken und zu noch risikoa-
verserem Verhalten führen. Durch die
negativen Zinsen nimmt man den Leu-

ten die Angst nicht, sondern verschärft
sie eher noch.

Also ist auch der Preis für Gold, auf
das mancher Anleger dann ausweicht,
von Emotionen getrieben.
Auf jeden Fall. Allerdings sind es nicht
die Privatanleger, die den Preis bewe-
gen. Es ist auch nicht die Schmuckin-
dustrie. Gold hat sich in den vergange-
nen 15 Jahren zu einem Derivat der Ak-
tien- und Anleihenmärkte entwickelt,
dessen Preis sich in Abhängigkeit zu
beiden Anlageklassen bewegt. Das liegt
auch am Aufkommen der Gold-ETFs –
wenn die nennenswerte Zuflüsse haben,
macht sich das beim Goldpreis bemerk-
bar. Umgekehrt genauso: Als sich die
Euro-Krise nach Draghis whatever-it-
takes-Rede beruhigte, gab es massive
Abflüsse aus den ETFs, und der Gold-
preis fiel.

Der Privatanleger mit seinem 250-
Gramm-Barren ist also nur Spielball
der Großinvestoren?
Ja. Und wenn jetzt mit dem Preis wie-
der das Interesse steigt und sich viele
Anleger sagen, okay, ich muss jetzt
Gold haben, um zu profitieren, dann
machen sie einen Denkfehler. Man
kauft Gold aus Überzeugung als Absi-
cherung, dann hat man es, um sich zu
schützen und sollte sich auch nie davon
trennen. Das unterscheidet es von an-
deren Edelmetall-Anlagen wie Silber
oder Goldminen-Aktien, die tatsächlich
der Vermehrung des Kapitals dienen –

und nicht seiner Absicherung. Den Un-
terschied konnte man Ende 2008 se-
hen, als die Minenwerte mit dem Ak-
tienmarkt abstürzten, während das Ka-
pital ins Gold floss.

Über steigende Goldpreise sollte man
sich also nicht freuen?
Das wäre etwa so, als würden Sie eine
Feuerschutzversicherung abschließen
und sich dann freuen, wenn Ihr Haus
abbrennt. Gold ist so etwas wie ein Fie-
berthermometer für die Lage der Welt.
Erhöhte Temperatur zeigt dabei immer
an, dass etwas nicht stimmt. Da kann
man dann wählen, ob der Gewinn im ei-
genen Golddepot den möglichen Ver-
lust an Sicherheit im Geldsystem oder
in der Geopolitik aufwiegt.

Privatanlegern werden ohnehin bald
neue Restriktionen beim Goldkauf
auferlegt. Ab Januar kann physisches
Gold anonym nur noch bis zum Wert
von 2000 Euro erworben werden.
Nun, die Argumentation geht ja immer
in Richtung Bekämpfung der Geldwä-
sche. Ich kann mir nicht vorstellen, dass
Leute, die bisher mit dem Goldkauf
Geld gewaschen haben, durch diese Ge-
setzesverschärfung abgeschreckt wer-
den. Klar ist aber natürlich, dass es Re-
gierungen und Zentralbanken mit Sorge
erfüllen muss, wenn Gold allzu stark ge-
fragt ist. Das gilt übrigens auch für den
Bitcoin. Die Zentralbanken haben mit
dem Papiergeld ein Konkurrenzpro-
dukt, und der Staat hat das Geldmono-
pol, das er natürlich nicht untergraben
sehen will.

Wer sich diesen Krisenschutz als Pri-
vatanleger zulegen will, aber den Kauf
von physischem Gold scheut, ist der
mit ETF, die mit dem Edelmetall hin-
terlegt sind, ähnlich gut bedient?
Das muss am Ende jeder für sich ent-
scheiden. Beides hat Vor- und Nach-
teile. Aber da man sich das Gold bei den
hinterlegten ETFs auch ausliefern las-
sen kann, ist auch diese Art der Goldan-
lage durchaus empfehlenswert.

Welche Beachtung verdienen die Käu-
fe der Zentralbanken am Goldmarkt?
Dahinter stecken schon oftmals klare
strategische Interessen. Russland zum
Beispiel will sich aus Angst vor Sanktio-
nen durch die USA unabhängiger von
der Weltleitwährung Dollar machen
und kauft deswegen schon seit Jahren
Gold. Das Land hat gute Erfahrungen
mit der Anlageklasse gemacht. Auch die
Emerging Markets diversifizieren gern
mit Gold. Man muss sehen, dass Noten-
banken in der Regel nicht so viele Anla-
geinstrumente zur Verfügung haben. Es
sind überwiegend Anleihen, die Schwei-
zer Nationalbank ist eine Ausnahme,
die hält auch Aktien, aber Gold ist da ei-
ne willkommene Ergänzung.

Wie geht es weiter beim Goldpreis?
Ich denke, am Anfang des Jahres deute-
te sich an, dass der Goldpreis angesichts
der politischen und wirtschaftlichen
Gesamtlage zu niedrig war. Der jüngste
Anstieg hat mich deshalb nicht über-
rascht. Und der Preis kann weiter stei-
gen, die Voraussetzungen sind gut: Die
Zentralbanken bleiben auf dem Gaspe-
dal, ein Ende der geopolitischen Span-
nungen ist kaum abzusehen, und die Po-
litik bleibt unvorhersehbar und volatil.
Der Preis kann unter diesen Umständen
über sein bisheriges Allzeithoch bei
1920 Dollar steigen. Sollte die Welt bald
wieder zur Vernunft kommen, wonach
es im Moment leider nicht aussieht, fie-
le auch der Goldpreis wieder.

TDas Interview wurde telefonisch
geführt

G
ETTY IMAGES

/ DISCAN

„Über steigende


Goldpreise


sollte man sich


nicht freuen“


Rohstoff-Analyst Eugen Weinberg über die Perspektiven nach dem


jüngsten Comeback des Edelmetalls, die Optionen der Notenbanken


und die Frage, ob ein neues Allzeithoch bevorsteht


D


er Internationale Währungs-
fonds (IWF)fordert von Chi-
na, sein Vorgehen am Wäh-
rungsmarkt flexibler und transparen-
ter zu gestalten sowie von marktver-
zerrenden Interventionen abzusehen.
Dies geht aus dem Jahresbericht zur Si-
tuation der chinesischen Wirtschaft
hervor, der nun veröffentlicht wurde.

VON FRANK STOCKER

„Die Flexibilität des Wechselkurses
sollte erhöht werden, um die Anpas-
sung an das neue externe Umfeld zu er-
leichtern“, heißt es darin. Dies würde
die Öffentlichkeit darauf vorbereiten,
dass die Kurse in Zukunft wohl stärker
schwanken dürften. Derzeit darf sich
der Kurs des Yuan nur in einem Band
von zwei Prozent über oder unter der
von der Notenbank täglich festgelegten
Fixrate bewegen.
„In diesem Zusammenhang sollten
die Behörden auf die Verwendung des
CCAF im täglichen Handelsband zur
Steuerung des Wechselkurses verzich-
ten“, schreiben die Währungsfonds-
Vertreter weiter. CCAF steht für
„countercyclical adjustment factor“,
also antizyklischer Anpassungsfaktor.
Er wurde vor rund einem Jahr wieder
eingeführt, ohne dass bekannt wäre,
wie er genau funktioniert. Verwendet
wird er jedoch, um die Fixrate abwei-
chend von den Markttendenzen festzu-
legen. So kann die Notenbank über den
CCAF eine Abwertung oder Aufwer-
tung der chinesischen Währung ver-
hindern.
Die US-Regierung hatte China am
vergangenen Montag offiziell als Wäh-
rungsmanipulator gebrandmarkt, ob-
wohl ein Bericht des amerikanischen
Finanzministeriums im Mainoch aus-
drücklich davon abgesehen hatte. Da-
mals hieß es, es gebe keine Anzeichen
für Interventionen durch die chinesi-
sche Notenbank am Markt.
Anfang der Woche hatte der Kurs
des Yuan jedoch erstmals seit über
zehn Jahren wieder die Marke von sie-
ben Yuan je Dollar durchbrochen. Da-
durch verbilligen sich chinesische Wa-
ren in Dollar gerechnet, was von der
US-Regierung offenbar als direkte und
gesteuerte Reaktion auf die Ankündi-
gung weiterer Strafzöllefür chinesi-
sche Waren gewertet wurde.
Der Internationale Währungsfonds
fffordert nun von China mehr Offenheitordert nun von China mehr Offenheit
in seiner Devisenpolitik. „Eine größere
Transparenz der Wechselkurspolitik
wäre ebenfalls wichtig“, heißt es in
dem Bericht. Einige IWF-Vertreter
hätten zudem die Offenlegung von In-
terventionen der chinesischen Noten-
bank am Devisenmarkt gefordert.
Gleichzeitig stellt der Internationale
WWWährungsfonds jedoch auch fest, dassährungsfonds jedoch auch fest, dass
es wenige Anzeichen für Interventio-
nen der Notenbank am Währungs-
markt gebe. Zudem deute alles darauf
hin, dass der Yuan derzeit weder un-
ter- noch überbewertet sei. Damit wi-
derspricht der Währungsfonds aus-
drücklich den Aussagen der US-Regie-
rung. Insbesondere US-Finanzminis-
ter Steve Mnuchinsieht in der aktuel-
len Yuan-Abwertung unfaire Handels-
praktiken und will mithilfe des IWF
dagegen vorgehen.
Der Internationale Währungsfonds
jedoch ruft die beiden Kontrahenten in
seinem Bericht zu einer Einigung auf.
Gleichzeitig betonte er allerdings die
Risiken für China. Sollten die USA
noch höhere Strafzölle von 25 Prozent
erheben, so würde dies zu einem Rück-
gang der Wachstumsrate in der Volks-
republik um 0,8 Prozentpunkte führen.
Im vergangenen Jahr wuchs Chinas
Wirtschaftsleistung um 6,6 Prozent,
zuletzt betrug die Rate 6,2 Prozent.
Sollte es dazu kommen, müsste Pe-
king mit massiven Konjunkturpro-
grammen dagegenhalten, glauben die
Währungsfonds-Vertreter. Dies könnte
jedoch die Finanzstabilität des Landes
gefährden. Denn, wie der Internationa-
le Währungsfonds ebenfalls feststellt,
wegen der jüngsten konjunkturstüt-
zenden Maßnahmen wachse der Schul-
denberg bereits jetzt wieder schneller
als die Wirtschaft.
Im vergangenen Jahr betrug die Ver-
schuldung von Staat, Unternehmen
und Privathaushalten in China dem In-
ternationalen Währungsfonds zufolge
zusammen 257 Prozent der Wirt-
schaftsleistung. In Deutschland sind es
nur rund 175 Prozent, und selbst die
Vereinigten Staaten liegen mit 249 Pro-
zent unter dem Wert Chinas.

IWF nimmt


China gegen


TTTrump in Schutzrump in Schutz


Fonds sieht keine Anzeichen
für Währungsmanipulation

Eugen Weinbergist seit März 2007
Leiter des Rohstoff-Research-
Teams der Commerzbank. Der Di-
plom-Wirtschaftsmathematiker ist
in Russland geboren und hat dort
die Moskauer Staatsuniversität
abgeschlossen. Nach seinem an-
schließenden MBA-Studium war er
als Fondsmanager und Rohstoff-
analyst bei der BW-Bank in Stutt-
gart beschäftigt. Danach hat er bei
der DZ Bank in Frankfurt gearbeitet
und dort das Rohstoff-Research
aufgebaut.

Zur
GABY GERSTER Person

K


lempner, Sanitärinstallateure,
Heizungs- und Klimatechniker
sind die begehrtesten Berufe in
Deutschland – zumindest aus Arbeitge-
bersicht. In keiner anderen Branche
dauert es so lange, freie Stellen zu be-
setzen, wie aus einer neuen Analyse der
Bundesagentur für Arbeit zu Fachkräf-
teengpässen hervorgeht. Demnach sind
fast zwei Drittel aller freien Stellen in
diesen Gewerken länger als drei Monate
unbesetzt, und die durchschnittliche
Vakanzzeit beträgt mittlerweile 200 Ta-
ge. An zweiter Stelle folgt die Altenpfle-
ge mit 199 Tagen Vakanzzeit vor Boden-
legern mit 185 Tagen.
Abgesehen vom Lehrlings- und Azu-
bimangel fehlen auch Anwärter mit ab-
geschlossener Berufsausbildung: Bei
Klempnern, Sanitär, Heizung und Klima
haben im Schnitt 46 Arbeitslose die
Wahl unter 100 freien Stellen. In der Al-
tenpflege ist dieses Verhältnis noch un-

günstiger für die Arbeitgeber: 27 zu 100.
Insgesamt dokumentiert die Bundes-
agentur 30 Berufsgruppen, in denen be-
sonders viele Fachkräfte fehlen. Insge-
samt mehr als 472.000 freie Stellen wa-
ren Ende Juli nur in diesen Branchen
gemeldet. In absoluten Zahlen gab es
mit 63.000 offenen Stellen den größten
Mangel bei den fertigungstechnischen
Berufen, dazu zählen unter anderem In-
dustriemechaniker und Feinwerkme-
chaniker. An zweiter Stelle folgten die

Gesundheitsberufe mit 61.000 Stellen-
angeboten.
Für die Bürger wird der Personal-
mangel nur in einzelnen Branchen spür-
bar, jedoch in wichtigen: So sind in die-
sem Sommer in Bayern reihenweise Zü-
ge ausgefallen, weil Lokführer fehlten.
Bundesweit mehren sich die Meldungen
über vorübergehende Stationsschlie-
ßungen in Krankenhäusern, weil es an
Krankenschwestern und -pflegern man-
gelt. Auch Ärzte werden allmählich zum
knappen Gut, und zwar sowohl nieder-
gelassene Hausärzte als auch Kranken-
hausmediziner. Ende Juli waren laut BA
2539 freie Ärztestellen gemeldet, ein
Anstieg von knapp 15 Prozent seit 2014.
Hinzu kommen die fehlenden Haus-
ärzte, die in der BA-Statistik nicht auf-
tauchen: Schon 2017 waren nach Anga-
ben der Kassenärztlichen Bundesverei-
nigung (KBV) in Berlin 2600 freie Haus-
arzt-Praxen gemeldet, aktuellere Zah-

len hat die KBV in ihren Gesundheitsda-
ten nicht publiziert. Da das Durch-
schnittsalter der niedergelassenen Ärz-
te laut KBV bei über 54 Jahren liegt –
und gut ein Fünftel bereits den 60. Ge-
burtstag hinter sich hat – fürchten Fach-
leute vor allem auf dem Land wachsen-
de Probleme in der medizinischen Ver-
sorgung.
Die Zahlen der Bundesagentur doku-
mentieren nicht den gesamten deut-
schen Arbeitsmarkt, da nicht alle Fir-
men sämtliche offenen Stellen bei ihrer
örtlichen Arbeitsagentur melden. Ma-
nagerjobs für Führungskräfte werden in
aller Regel nicht über die Arbeitsagen-
turen vermittelt, Selbstständige werden
ohnehin nicht erfasst, und auch einer
der größten deutschen Arbeitgeber
fehlt weitgehend in der BA-Statistik: die
Bundeswehr.
Der Staatsbetrieb Streitkräfte ist
mutmaßlich das Unternehmen mit dem

größten Einzelbedarf an Fachkräften:
Die Bundeswehr hat alljährlich rund
25.000 Stellen zu besetzen, wie ein
Sprecher der Bundeswehr in Köln auf
Anfrage sagte. Anders als Bauhandwer-
ker und Altenheime leidet die Bundes-
wehr zumindest nicht unter Bewerber-
mangel. „Im Durchschnitt gehen bei
uns jährlich seit 2016 120.000 Bewer-
bungen ein“, sagte der Sprecher. Diese
Zahl beinhaltet die Bewerber sowohl
fürs Militärische als auch für die zivilen
Posten bei den Streitkräften.
Welche Firmen und Betriebe die meis-
ten Stellen ausschreiben, wird von der
Bundesagentur nicht dokumentiert. Die
Bundeswehr ist ohnehin ein Sonderfall,
da die Vermittlung von Soldaten nicht zu
den Kernaufgaben der Nürnberger Be-
hörde gehört. Es hat aber kein Konzern
aus der Privatwirtschaft Pläne publik ge-
macht, in diesem Jahr in Deutschland
25.000 Stellen besetzen zu wollen. dpa

Klempner und Sanitärinstallateure dringend gesucht


Der Bundesagentur für Arbeit zufolge gibt es in 30 Berufsgruppen mehr als 470.000 freie Stellen. Auch viele Arztposten sind unbesetzt


NICHT ALLE FIRMEN


MELDEN SÄMTLICHE


OFFENEN STELLEN


BEI DER ÖRTLICHEN


ARBEITSAGENTUR


Wertentwicklung in Prozent

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Preis für eine Feinunze

Quelle: Bloomberg

Gold in Euro vs. Gold in Euro vs.

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