Die Welt - 12.08.2019

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12.08.19 Montag, 12. August 2019DWBE-HP


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DIE WELT MONTAG,12.AUGUST2019 SEITE 9 *

WIRTSCHAFT

I


n der öffentlichen Wahrnehmung
hierzulande ist das Bild der Rei-
chen mit allerlei fragwürdigen
Charaktereigenschaften versehen.
Wer viel verdient, muss obendrein
damit rechnen, vom Fiskus hart range-
nommen zu werden. Kaum irgendwo in
der entwickelten Welt wird Arbeit so
hoch besteuert und mit Beiträgen belas-
tet wie in Deutschland.
Da erstaunt es nicht, dass sich Gut-
verdiener oft in die Mittelschicht oder
allenfalls in die gehobene Mittelschicht
einordnen. Zur ökonomischen Ober-
schicht zählen sich die wenigsten. Das
zeigt sich, wenn die Haushalte gemäß
ihres Einkommens in zehn gleich große
Gruppen eingeteilt werden, in soge-
nannte Dezile (Zehntel), und Forscher
die Menschen auffordern, sich selbst ei-
nem Dezil zuzuordnen. Dann kommt
etwas ganz Erstaunliches zutage.

VON DANIEL ECKERT UND CAROLINE TURZER

„Praktisch niemand fühlt sich dem
neunten oder zehnten Dezil zugehörig,
also den einkommensreichsten 20 Pro-
zent der Gesellschaft“, sagt Judith Nie-
hues, Ökonomin am Institut der deut-
schen Wirtschaft (IW) in Köln. Zusam-
men mit ihrem Kollegen Maximilian
Stockhausen hat sie die reale Einkom-
mensverteilung in Deutschland vermes-
sen und mit der Selbstzuordnung der
Bundesbürger in „Mittelschicht“,
„Oberschicht“ und „armutsgefährdet“
in Relation gesetzt. Ergebnis ist ein
höchst aufschlussreicher Vergleich von
Wunsch und Wirklichkeit. Die IW-Stu-
die trägt den etwas sperrigen Titel „Ein-
kommensverteilung nach sozioökono-
mischen Teilgruppen“, aber die Ergeb-
nisse haben es in sich.
Vor allem Menschen, die mit ihrem
Einkommen ziemlich weit oben in der
Skala stehen, neigen dazu, ihre Position
im Lohn- und Gehaltsspektrum zu un-
terschätzen. Doch ab welchem Einkom-
men gehöre ich zu den obersten zehn
Prozent? Niehues und Stockhausen
greifen auf die repräsentativen Daten
des Jahres 2016 zurück. Aktuellere Wer-
te stehen nicht zur Verfügung, Wesent-
liches dürfte sich seither ohnehin nicht
verändert haben. Vor allem mit Blick
auf die verschiedenen Gruppen der Be-

völkerung ist die Auswertung höchst
aufschlussreich. Wer also ist reich? Wer
gehört zur Mittelschicht? Und wem
droht das Abgleiten in die Armut?
Laut IW zählt ein Alleinlebender ab
einem monatlichen Nettoeinkommen
von 3440 Euro zu den einkommens-
reichsten zehn Prozent und damit zur
Oberschicht. Ein Paarhaushalt ohne
Kinder gehört ab einem monatlichen
Haushaltsnettoeinkommen von rund
5160 Euro zum obersten Dezil und darf
sich statistisch verbürgt wohlhabend
nennen. „Diesen Haushaltstyp findet
man recht häufig im oberen Einkom-
mensbereich“, formulieren die For-
scher. Paarhaushalte ohne Kinder haben
also besonders gute Chancen, zu den
Einkommensreichen zu zählen. Dass
die 3440 Euro des Singles nicht einfach
verdoppelt werden, um die obersten
zehn Prozent zu definieren, liegt an den
Einspareffekten, die ein gemeinsam ge-
nutztes Haus oder eine gemeinsam ge-
nutzte Wohnung bietet.
Auch andere Bevölkerungsgruppen
haben eine deutlich höhere Wahr-
scheinlichkeit, zu den Besserverdienen-
den und der oberen Mittelschicht zu ge-
hören. Dazu zählen Personen mit Hoch-
schulabschluss, Wohneigentümer und
Vollzeitbeschäftigte. Andere Gruppen
sind im obersten Dezil dagegen deutlich
unterrepräsentiert. Einen großen Un-
terschied macht nach wie vor die Bil-
dung. Wer ein Studium absolviert, stei-
gert seine Chancen, sich im oberen Be-

reich der Einkommensskala wiederzu-
finden, erheblich. Das Medianeinkom-
men von Personen mit Hochschulab-
schluss verorten die Statistiker bei 2541
Euro. Mit solch einem Einkommen sind
sie jedoch einkommensreicher als 74
Prozent der Menschen.
Das umgekehrte Bild bei Menschen
mit geringer formaler Bildung: „Men-
schen ohne Abschluss, die in ihrer bil-
dungsspezifischen Vergleichsgruppe ei-
ne mittlere Einkommensposition ein-
nehmen, sortieren sich mit Blick auf die
gesamte Gesellschaft nur knapp ober-
halb des ärmsten Viertels der Bevölke-
rung ein“, heißt es in der Studie. Mit an-
deren Worten: Wer weder eine Ausbil-
dung noch ein Uni-Studium gemacht
hat, muss schon Glück haben oder
schwer strampeln, um sich nicht im är-
meren Teil des Volkes wiederzufinden.
Auch Alleinerziehende haben es
schwer. Sie haben im Median 1309 Euro
im Monat, was bedeutet: Die Hälfte al-
ler Alleinerziehenden muss mit weniger
als diesem Betrag auskommen, die an-
dere Hälfte hat mehr. Der Median teil
die Population in zwei gleich große
Gruppen. Zum Vergleich: Bei einem
Paar mit Kindern beträgt der Wert 1879
Euro. Dabei verläuft die Armutsschwel-
le in Deutschland bei 1121 Euro, wer we-
niger verdient, wird mit einiger Wahr-
scheinlichkeit im Alltag mit Entbehrun-
gen konfrontiert sein. In die Gesamtbe-
völkerung einsortiert, fällt ein ganz nor-
maler Alleinerziehender schon ins ein-
kommensärmste Viertel. So wundert es
nicht, dass die Armutsquote bei Allein-
erziehenden 37 Prozent beträgt
Ähnlich hoch ist das Armutsrisiko
nur bei Menschen mit direktem Migra-
tionshintergrund: 29 Prozent der Men-
schen, die zugewandert sind, sindaus fi-
nanziellen Gründen von sozialer Aus-
grenzung bedroht. Im Mittel haben
Ausländer und Menschen mit ausländi-
schen Wurzeln (inklusive Sozialtrans-
fers) monatlich 1472 Euro zur Verfü-
gung. Das vergleicht sich mit einem Me-
dianeinkommen von 2000 Euro bei
Menschen ohne Migrationshintergrund


  • ein beträchtlicher Unterschied der ge-
    sellschaftlichen Stellung.
    Die Gehaltsunterschiede zwischen
    den Geschlechtern scheinen dagegen
    nicht so groß wie oft angenommen. So


erreichen Frauen in Deutschland laut
Niehues und Stockhausen mit 1828 Euro
einen monatlichen Median, der nur et-
wa 90 Euro unterhalb des Einkommens
der Männer liegt. „Die Verteilung ist
tendenziell ähnlich. Nimmt eine Frau in
ihrer Peer-Group eine mittlere Position
ein, sind rund 55 Prozent der Männer
reicher“, rechnet Niehues vor.
Stadtbewohner erreichen ein um 116
Euro höheres Median-Einkommen als
Menschen, die auf dem Land leben. Auf
den ersten Blick sind Städter also rei-
cher. Allerdings können die Zahlen an
der Stelle in die Irre führen. Denn die
regionalen Preisunterschiede bleiben
unberücksichtigt, erläutert Stockhau-
sen. Ähnliches gilt teilweise für den Ver-
gleich zwischen Ost- und Westdeutsch-
land. Mit einem Median-Einkommen
von mehr als 2839 Euro zählt eine Per-
son in Ostdeutschland zu den Top-
Zehn-Prozent. In Westdeutschland
markiert die Zahl lediglich die Zugehö-
rigkeit zu den oberen 20 Prozent. Aller-
dings sind die Lebenshaltungskosten in
den neuen Ländern über weite Strecken
niedriger: Ein Mittelschicht-Lebens-
standard lässt sich dort mit weniger
Netto aufrecht erhalten als zum Bei-
spiel im teuren München.
Ganz klare Unterschiede lassen sich
zwischen Mietern und Eigentümern
feststellen: Während das Einkommen
der Mieter bei lediglich 1493 Euro ran-
giert, beträgt der Median bei den Eigen-
tümern 2252 Euro – eine beträchtliche
Differenz von 759 Euro im Monat. „Wer
in selbst genutztem Eigentum lebt, hat
eine hohe Wahrscheinlichkeit, sich eher
im oberen Einkommensbereich einzu-
sortieren“, schlussfolgern die Wissen-
schaftler. Und bestätigen damit die Be-
deutung der Vermögens- und Finanzbil-
dung. Einkommensscham scheint da ge-
nau der falsche Reflex zu sein.
Die zugrunde liegenden Einkommen
verstehen sich als Nettoeinkommen,
also Bruttolohn oder Bruttogehalt ab-
züglich Steuern und Sozialbeiträgen
zuzüglich Renten und Sozialtransfers
wie beispielsweise Kindergeld. Bei Im-
mobilieneigentümern, die ihr Haus
oder ihre Wohnung selbst nutzte, wird
zusätzlich der monatliche Nettomiet-
vorteil als Einkommensbestandteil ein-
bezogen.

TTTopografie der Top-Verdieneropografie der Top-Verdiener


3 440 Euro netto im


Monat definieren


in Deutschland das


oberste Zehntel der


Einkommensbezieher.


Bildung und


Eigentum sind


die entscheidenden


Aufstiegsfaktoren


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Wie die Herkunft die Einkommenssituation beeinflusst

mit direktem
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Median:
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Median:
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Die deutsche Vermögensverteilung

Quelle: IW, Soep V��

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Monat in Euro

        

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Armutsquote
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Hauptschule
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Ausbildung

Hochschul-
abschluss

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reicher

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ärmer

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reicher

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ärmer

*monatliche Haushaltsnettoeinkommen nach Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen und inklusive Renten und sozialer Transfers wie beispielsweise Kindergeld. Bei selbstnutzenden Eigentümern wird
zusätzlich der monatliche Nettomietvorteil als Einkommensbestandteil berücksichtigt.

Median:
���� Euro

Von der Folterkammer zum


Unternehmer-Paradies Seite 12


Usbekistan


PLASTIKTÜTEN

Umweltministerin
plant Verbot

Bundesumweltministerin Svenja
Schulze will ein Verbot von Plas-
tiktüten in Angriff nehmen. „Mein
Ministerium erarbeitet gerade die
gesetzliche Regelung für ein Plas-
tiktütenverbot“, sagte die SPD-
Politikerin der „Bild am Sonntag“.
Eine freiwillige Vereinbarung mit
dem Handel zur Verringerung der
Tüten sei bereits sehr erfolgreich,
seit 2016 sinke der Verbrauch deut-
lich. „Das sichern wir jetzt mit dem
Verbot ab“, so Schulze. Das Mi-
nisterium wolle den Gesetzesent-
wurf „in Kürze“ vorlegen, ergänzte
ein Sprecher. Der Ministeriums-
sprecher bestätigte den Vorstoß und
verwies auf Zahlen, wonach 2018
zwei Milliarden Kunststofftrageta-
schen an den Kassen ausgegeben
worden seien. Das entspreche 24
Taschen pro Einwohner im Jahr. Im
Vergleich zu 2015 sei der Verbrauch
um 64 Prozent zurückgegangen.

WINDKRAFT-BRANCHE

2 6.000 Arbeitsplätze


weniger in einem Jahr


Die deutsche Windkraft-Branche
hat im Jahr 2017 insgesamt 26.
Stellen abgebaut. Das geht aus der
Antwort der Bundesregierung auf
eine Kleine Anfrage der Bundestags-
fraktion Die Linke hervor. Sie lag
WELT AM SONNTAG vor. Dem-
nach nahm die Bruttobeschäftigung
im Bereich Windenergie an Land
von 133.800 Personen im Jahre 2016
bis Ende 2017 auf 112.100 ab. Die
Beschäftigtenzahl im Bereich Off-
shore-Windkraft sank von 27.
Personen auf 23.000. Wie das Bun-
deswirtschaftsministerium mit-
teilte, liegen zur Beschäftigungs-
situation bei den erneuerbaren
Energien mangels eindeutiger Ab-
grenzbarkeit der einzelnen Bereich
keine vollständigen Angaben aus der
amtlichen Statistik vor.

VERSICHERUNGEN

Kundengeld könnte


in Tresoren landen


Versicherungsgesellschaften in
Deutschland erwägen, angesichts
der niedrigen Zinsen das Geld der
Kunden in ihren Tresoren zu bun-
kern. „Je niedriger die Zinsen sind,
desto attraktiver wird es, Geld in
Tresoren zu lagern“, sagte der Chef-
volkswirt des Gesamtverbands der
Deutschen Versicherungswirtschaft,
Klaus Wiener, dem „Tagesspiegel“.
„Einige Versicherer schauen sich
das derzeit sehr genau an“, berich-
tete er. „Wenn die Zinsen weiter
sinken und man das Bargeld nicht
verbietet, ist es für die Versicherer
zunehmend attraktiv, Geld in den
Tresor zu legen.“ Die Versicherer
gehören zu den größten Anlegern
am Kapitalmarkt. Angesichts der
niedrigen Zinsen wird die Kapital-
anlage immer schwieriger.

VERSACE

Entschuldigung


wegen T-Shirts


Das italienische Designermodehaus
Versace hat sich nach Kritik in so-
zialen Medien für den Verkauf von
T-Shirts mit angeblich nicht richti-
ger Länderzuordnung von Städten
entschuldigt. Versace machte in
einer Mitteilung im sozialen Medi-
um Weibo keine näheren Angaben
zu dem T-Shirt. Die Zeitung „Global
Times“ berichtete aber, das Klei-
dungsstück habe Hongkong und
Macao als Länder bezeichnet. Hong-
kong und Macao sind frühere eu-
ropäische Kolonien, die Ende der
90er-Jahre an China zurückgegeben
wurden. Vor der Entschuldigung
hatte die chinesische Schauspielerin
Yang Mi ihre Verbindungen zu dem
Modehaus aufgegeben. Sie begrün-
dete das damit, dass die Kleidung
vermutlich Chinas Souveränität
schade.

KOMPAKT


WIRTSCHAFTSREDAKTION: TELEFON: 030 – 2591 71830|FAX: 030 – 2591 71870|E-MAIL: [email protected]|INTERNET: WELT.DE/WIRTSCHAFT

M


ehr als 112.000 Familien wollen
bisher mit dem Baukindergeld
ihren Traum vom Eigenheim
verwirklichen. Anders als oft kritisiert,
erreicht die staatliche Förderung dabei
tatsächlich viele Familien mit geringem
Einkommen und kleinen Kindern. Das
zeigt eine Auswertung des Innenminis-
teriums, die der Deutschen Presse-Agen-
tur vorliegt. Rund 43.000 Familien ha-
ben bis Ende Juni bereits das erste Geld
beziehungsweise eine Auszahlungsbe-
stätigung bekommen. Die zuständige
KfW-Bankengruppe ist noch dabei, den
Stau der Gesuche abzuarbeiten.
Das Baukindergeld ähnelt der frühe-
ren Eigenheimzulage. Seit dem vergan-
genen Jahr winkt für den Bau eines
Hauses oder den Kauf einer Immobilie
damit über zehn Jahre ein staatlicher
Zuschuss von 1200 Euro je Kind – also
12.000 Euro insgesamt. Bei mehr Kin-
dern gibt es entsprechend mehr Geld.
Letztmalig beantragt werden kann das
Baukindergeld, wenn am 31. Dezember
2020 eine Baugenehmigung erteilt oder
ein Kaufvertrag unterschrieben wird.
Gewährt wird der Zuschuss für Fami-
lien und Alleinerziehende bis zu einer
Grenze von 90.000 Euro zu versteuern-
dem Haushaltseinkommen im Jahr bei
einem Kind. Bei größeren Familien liegt
die Grenze höher. Man muss mit den
Kindern selbst in dem Haus oder der
Wohnung wohnen – außerdem darf man
die Immobilie nicht von direkten Ver-
wandten wie Eltern oder Großeltern
kaufen und der Zuschuss kann nur ein-
mal beantragt werden.
Die Bundesregierung hat über drei
Jahre ein Fördervolumen von fast zehn
Milliarden Euro vorgesehen – damit ist
das Baukindergeld eins der größten Pro-
jekte der großen Koalition aus Union
und SPD, um Familien den Traum von
den eigenen vier Wänden zu erfüllen.
Bis Ende Juni waren nach Zahlen der
KfW-Bankengruppe bereits rund 2,
Milliarden Euro verplant. Wenn das
Geld aufgebraucht ist, schießt der Bund
nach bisherigen Plänen nicht nach.
Stattdessen gilt das sogenannte Wind-
hund-Prinzip: Wer die Förderung zuerst
beantragt, bekommt auch zuerst Geld.
Wenn der Topf leer ist, gehen die restli-
chen Antragsteller leer aus.
Die Anträge können online über das
KfW-Zuschussportal gestellt werden.
Dort kann man inzwischen auch Doku-
mente wie Einkommensteuerbescheide,
Meldebescheinigungen und Grund-
buchauszüge hochladen. Die meisten
Anträge kamen nach KfW-Angaben bis-
her aus Nordrhein-Westfalen (24.719,
Stand 30. Juni), aus Baden-Württem-
berg (15.097) und aus Bayern (14.768) –
die wenigsten aus den Stadtstaaten
Hamburg, Berlin und Bremen sowie aus
dem Saarland.
Unter den 43.000 Familien, die schon
Geld bekommen haben, sind nach Anga-
ben des Innenministeriums viele mit
geringem Einkommen. Rund 60 Pro-
zent der bisherigen Baukindergeld-
Empfänger hätten vor Steuern ein
Haushaltseinkommen von maximal
40.000 Euro, rund 40 Prozent sogar
nicht mehr als 30.000 Euro. Außerdem
erreiche die Förderung vorrangig junge
Familien mit kleinen Kindern. Jede drit-
te Familie hat Kinder unter zwei Jahren,
zwei Drittel der Familien Kinder im
Vorschulalter.
Damit werden Vorwürfe von Opposi-
tion und Verbänden widerlegt, das Bau-
kindergeld helfe eigentlich den Fal-
schen. Auch das Deutsche Institut für
Wirtschaftsforschung (DIW) hatte kri-
tisiert, die Förderung komme haupt-
sächlich Familien zugute, die sich den
Bau oder Kauf eines Hauses ohnehin
leisten könnten. Haushalte aus den obe-
ren Einkommensgruppen profitierten
davon besonders stark.
„Das Baukindergeld richtete sich an
kleine und mittlere Einkommen. Und
genau solche Familien haben es auch ge-
nommen“, betonte Bau-Staatssekretärin
Anne Katrin Bohle (parteilos). Sie halte
es auch nicht für problematisch, wenn
damit nicht nur neu gebaut, sondern Ei-
gentum aus dem Bestand gekauft wurde.
„Das macht Menschen unabhängiger,
gerade in angespannten Märkten.“ Aus
Sicht der Immobilienbranche macht das
Baukindergeld Häuser, Wohnungen und
Grundstücketeurer. dpa

Baukindergeld


erreicht Familien


mit wenig Geld


Rund 43.000 haben bereits
die Förderung erhalten

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