WIRTSCHAFT DIENSTAG,30.JULI2019 SEITE 10
Marktstimmung in Deutschland
WEuphorie WNiedergeschlagenheit
WBeschwingtheit WVerzweiflung
WGleichgültigkeit
gemessen am Angst-Index VDax
- Aktuell -Vorheriger Handelstag
DAX
Name Schluss/ Wochen
%HochTief
Adidas NA
Allianz vNA
BASF NA
Bayer NA
Beiersdorf
BMW St
Continental
Covestro
Daimler NA
Deutsche Bank NA
Deutsche Börse NA
Deutsche Post NA
Deutsche Telekom NA
EON NA
Fresenius
Fresenius M C St
HeidelbergCementHeidelbergCement
Henkel Vz
Infineon NA
Linde PLC
Lufthansa vNA
Merck
Münch Rück vNA
RWE St
SAP
Siemens NA
thyssenkruppthyssenkrupp
Volkswagen Vz
Vonovia NA
Wirecard
FINANZMÄRKTE
DATEN VON
DaxPunkte Euro-Stoxx-50Punkte
Dow JonesPunkte Gold$/Feinunze
Name Schluss/ Wochen
%HochTief
Name Schluss/ Wochen
%HochTief
%HochTief
Nach jahrelanger Sanierung
am künftigen Hauptstadtflug-
hafen BER prüft der Tüv seit
Montag im Hauptterminal, ob
alle wichtigen technischen
Anlagen im Verbund funktio-
nieren. Dafür sind zwei Mona-
te veranschlagt. Ein Erfolg der
Prüfungen gilt als Vorausset-
zung dafür, dass der Flugha-
fen wie geplant im Oktober
2020 in Betrieb gehen kann.
„Wir erwarten keine größeren
Probleme“, sagte Flughafen-
chef Engelbert Lütke Daldrup
im RBB-Inforadio. Er sei sehr
optimistisch, was den Eröff-
nungstermin angeht. Der
drittgrößte deutsche Flugha-
fen sollte eigentlich im Herbst
2011 in Betrieb gehen.
Die Eröffnung wurde aber
sechsmal verschoben. Bau-
mängel, Technikprobleme
und Planungsfehler verzöger-
ten das Vorhaben. Vor allem
beim Brandschutz gab es viele
Umbauten.
Tüv startet
Technik-Probe
am BER
E
s ist eine Krise mit An-
sage: Nach Jahren des
Aufschwungs sendet
der deutsche Arbeits-
markt in diesem Jahr Signale
der rapiden Abkühlung. In der
Industrie haben erste Betriebe
bereits Stellenstreichungen be-
kanntgegeben, andere entwi-
ckeln Pläne für Kurzarbeit. Bei
den Beschäftigten greift eine
große Verunsicherung um sich.
VON DANIEL ECKERT
Während die offiziellen Ar-
beitslosenzahlen bis zuletzt
noch keine nennenswerte Ver-
schlechterung zeigten, spüren
die Mitarbeiter, dass es in den
Unternehmen längst nicht
mehr rund läuft. Und das
schlägt unmittelbar auf ihre
Einstellung durch. „Die Arbeit-
nehmer in Deutschland werden
unruhiger. Die Sorge vor dem
Jobverlust nimmt zu“, sagt
Markus Heinen, der bei der Be-
ratungsgesellschaft EY das Ge-
schäftsfeld Personalberatungs-
dienstleistungen leitet. Er sieht
unruhige Zeiten auf die Unter-
nehmen zukommen.
Grund zur Sorge bietet vor
allem der abrupte Stimmungs-
umschwung in der Industrie.
Besonders bei den Beschäftig-
ten im Maschinenbau ist die
Verunsicherung groß: Mehr als
ein Fünftel aller Beschäftigten
(21 Prozent) in der Branche
sucht aktiv oder gelegentlich
nach einem neuen Arbeitgeber.
„Ausschlaggebend für die hohe
Wechselbereitschaft dürfte die
Angst vor einem Jobverlust
sein“, sagt Arbeitsmarktexperte
Heinen. Laut der „EY Jobstudie
2019“ schätzt fast die Hälfte (
Prozent) der Beschäftigten im
Maschinenbau ihren Arbeits-
platz nicht mehr als sicher ein.
Betrachtet man den gesamten
Arbeitsmarkt, so beträgt der
entsprechende Wert 18 Pro-
zent. Vor zwei Jahren war es
nur jeder achte. WELT hatte
vorab Einblick in die „EY Job-
studie 2019“. Die Erkenntnisse
decken sich mit einer Reihe von
anderen Indikatoren, die auf ei-
ne geradezu brutale Ver-
schlechterung der Arbeits-
marktsituationhindeuten. „Im
Verarbeitenden Gewerbe be-
richteten mehr Industrieunter-
nehmen, dass sie ihren Perso-
nalbestand tendenziell verklei-
nern wollen“, bestätigt Klaus
Wohlrabe vom Münchener Ifo-
Institut.
Dazu passt, dass die deut-
schen Unternehmen seltener
Neueinstellungen planen. Das
Ifo-Beschäftigungsbarometer
ist im Juli unter die wichtige
Marke von 100 Punkten gefal-
len, auf jetzt nur noch 99,
Punkte: „Die Boomzeiten sind
erst einmal vorbei“, resümieren
die Ifo-Forscher. Einen eben-
falls drastischen Sturz markiert
das Arbeitsmarktbarometer des
Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB). Für das
Barometer der Denkfabrik der
Bundesagentur für Arbeit (BA)
werden einmal im Monat die
Arbeitsagenturen nach ihren
Einschätzungen für die kom-
menden drei Monate befragt.
Nun ist das Barometer auf den
tiefsten Stand seit Sommer 2013
gefallen. Laut IAB-Forscher En-
zo Weber rechnen die Jobcen-
ter für die kommenden Monate
mit steigenden Arbeitslosen-
zahlen: „Im gegenwärtigen
Konjunkturabschwung erwar-
ten die Arbeitsagenturen stär-
keren Gegenwind.“ Vermittlun-
gen in konjunkturabhängige Be-
reiche wie Zeitarbeit würden
schwieriger.
Doch was belastet die Kon-
junktur am meisten? Eine Ant-
wort liefert der Außenhandel:
Der deutsche Maschinenbau
gehört zu den wichtigsten Lie-
feranten von Investitionsgü-
tern weltweit. Sinkt die globale
Investitionsbereitschaft,
schlägt das auf die Geschäfte
der hiesigen Maschinenbauer
durch. Bereits für den Zeitraum
März bis Mai hatte der Bran-
chenverband VDMA einen
Rückgang der Bestellungen um
neun Prozent gegenüber dem
Vorjahrgemeldet. Im Hinter-
grund stehen die Handelskon-
flikte, aber auch die Stim-
mungsverschlechterung durch
einen immer wahrscheinlicher
werdenden „hard Brexit“. So
gingen die Maschinen-Bestel-
lungen aus dem Euro-Raum um
fünf Prozent zurück, aus den
Nicht-Euro-Ländern kamen so-
gar Prozent weniger Aufträge.
Auch die deutsche Vorzeige-
branche, der Automobilbau,
scheint vor „schwierigsten Jah-
ren“ zu stehen. Nach einer
Schätzung des CAR-Instituts
werden 2019 in Deutschland so
wenige Autos gebaut werden
wie seit mehr als 20 Jahren
nicht mehr: Die prognostizierte
Produktionszahl von 4,7 Millio-
nen Autos läge mehr als ein
Fünftel unter dem Rekordwert
von 5,9 Millionen Fahrzeugen,
der im Jahr 2011 erreicht wer-
den konnte.
Vor dem Hintergrund der
konjunkturellen Verdüsterung
bringen Arbeitgeberverbände
bereits ein Instrument aus der
Finanzkrise 2009 ins Spiel.
„Angesichts der anhaltenden
Sorge um die Automobilindus-
trie und den Maschinen- und
Anlagenbau sollte die Bundes-
regierung jetzt mit einer Geset-
zesänderung zur Kurzarbeit tä-
tig werden“, forderte der Präsi-
dent der Bundesvereinigung
der Deutschen Arbeitgeberver-
bände (BDA), Ingo Kramer, im
„Handelsblatt“. Unternehmen
sollten wenn nötig schnell und
unkompliziert auf das Instru-
ment der erweiterten Kurzar-
beitzurückgreifen können, wie
es in der Finanz- und Euro-Kri-
se zeitlich befristet galt.
Kurzarbeitergeld wird ge-
zahlt, wenn ein Unternehmen
wegen eines Konjunkturein-
bruchs oder eines anderen un-
abwendbaren Ereignisses vorü-
bergehend die Arbeitszeit ver-
ringert: 60 Prozent der Ein-
kommensdifferenz werden da-
bei aus Mitteln der Bundes-
agentur bestritten. Ziel ist, dass
Unternehmen einen Teil der
Lohnkosten einsparen und so
Phasen mit schlechter Auf-
tragslage überbrücken können,
ohne Mitarbeiter zu entlassen.
Die BA zahlt derzeit maximal
zwölf Monate lang Kurzarbei-
tergeld aus konjunkturellen
Gründen. In der Finanz- und
Euro-Krise waren es bis zu 24
Monate lang.
Ein weiteres Symptom so-
wohl für Umbrüche ist die zu-
rückgehende Loyalität gegen-
über dem Unternehmen. Wie
aus der EY- Studie hervorgeht,
hat sie in Deutschland zuletzt
deutlich abgenommen. „Nur
noch 65 Prozent fühlen sich ih-
rem Arbeitgeber verbunden –
deutlich weniger als noch bei
den vorangegangenen Befra-
gungen 2017 und 2018“, heißt
es. Damals wurden Werte um
80 Prozent gemessen. Gleich-
zeitig geben 35 Prozent der Be-
fragten an, sich mit ihrem Ar-
beitgeber wenig bis gar nicht
verbunden zu fühlen. Im Jahr
2017 sagten dies 18 Prozent. Die
„EY Jobstudie“ wird alle zwei
Jahre durchgeführt, dazu wer-
den in Deutschland mehr als
1500 Arbeitnehmer repräsenta-
tiv befragt.
Angst vor Ende
des Jobbooms
In der deutschen Industrie stehen die
Zeichen auf Kurzarbeit und Entlassungen
Angst um Arbeitsplatz im Maschinenbau am größten
Quelle: IAB
Anteil der Arbeitnehmer, die ihren Arbeitsplatz fürnicht sichernicht sichernicht sicher halten halten
in Prozent
Maschinen- und Anlagenbau
Bauwirtschaft; Grundstücks-/Wohnungswesen
Handel
Automobilindustrie
Banken/Versicherungen/Finanzdienstleistungen
Gesundheitsbranche
Öffentlicher Dienst
Verbände/Institutionen
% %
Gut jeder Sechste in Sorge um den eigenen Arbeitsplatz
Quelle: IAB
Angaben in Prozent Wie sicher ist Ihr Arbeitsplatz?
Ja, sehr sicher
Ja, ziemlich sicher
Nein, nicht so sicher
Nein, überhaupt
nicht sicher
IAB-Arbeitsmarktbarometer
Quelle: IAB
Indexwerte auf einer Skala von (sehr schlechter Ausblick)
bis (sehr guter Ausblick)
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ИЗ
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