14 WIRTSCHAFT DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DIENSTAG,30.JULI
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aaavid McMillan ist be-vid McMillan ist be-
geistert. „Das Auto
ist leise. Es ist kom-
fortabel, bietet
Platz. Und die Beschleunigung
ist großartig“, schwärmt der Ta-
xifahrer über seinen Wagen.
Cabbies, wie die Fahrer im Eng-
lischen genannt werden, sind
bekannt dafür, immer und über
alles zu nörgeln. Doch auf sein
Black Cab, das knubbelige
schwarze Taxi, das zu London
gehört wie Buckingham Palace
und die Doppeldecker-Busse,
lässt der Taxifahrer nichts kom-
men, seit er auf den elektrischen
LEVC TX umgestiegen ist. „Seit
ich damit unterwegs bin, fragen
mich mehr Kunden nach meiner
Business-Karte als je zuvor.“
VON CLAUDIA WANNER
Hergestellt wird das einzige
speziell als Taxi gefertigte
Fahrzeug der Welt von der
London Electric Vehicle Com-
pany (LEVC) in Ansty bei Co-
ventry. 70 Jahre lang hat das
Unternehmen und seine Vor-
gänger nur für diese Nische
produziert, fast ausschließlich
für den Londoner Markt. Doch
das soll sich schon bald ändern,
sagt der neue Vorstandschef
Jörg Hofmann. Der Deutsche
setzt verstärkt auf Exporte. Vor
allem aber bietet LEVC ab
Herbst 2020 zusätzlich elektri-
sche Lieferwagen an, Ein-Ton-
ner für die dank Online-Shop-
ping immer wichtiger werden-
de Zustellung von Paketen und
Handelssendungen.
Geschätzt 600.000 Liefer-
wagen und Vans sind heute in
Europa unterwegs, die aller-
meisten bisher als Diesel. Da-
mit steckt die Branche in einer
Zwickmühle. Das Wachstum
von Amazon und Co. treibt den
Bedarf nach mehr Fahrzeugen.
Gleichzeitig machen strengere
Abgasvorschriften besonders
in Großstädten die Zustellung
mit Diesel-Fahrzeugen teuer
und zunehmend ungewiss.
„Wir schaffen hier ein neues
Fahrzeugsegment“, sagt Hof-
mann. Punkten wollen er und
seine Ingenieure mit der
Reichweite. Mit 600 Kilome-
tern liegt sie deutlich über bis-
her verfügbaren Elektro-Lie-
ferwagen wie dem E-Scooter
der Deutschen Post oder dem
Elektro-Nissan NV 200.
Möglich ist diese maximale
Entfernung allerdings nicht
ausschließlich im Elektrobe-
trieb, sagt Hofmann, der LEVC
seit Februar leitet. Das Fahr-
zeug hat vielmehr einen kleinen
Verbrennungsmotor, der im
längeren Betrieb die Batterie
aufladen kann. Diesen soge-
nannten „Range Extender“ hat
LEVC in seinen Taxis seit ein-
einhalb Jahren erfolgreich ge-
testet. Auch der US-Autobauer
Ford denkt über ein ähnliches
Konzept nach.
„Wir bauen keinen Hybrid“,
betont der Betriebswirt, der für
Audi und GM unter anderem in
Australien, Brasilien, Japan und
Singapur tätig war. Angetrieben
wird das Fahrzeug immer über
die Lithium-Ionen-Batterie an
der Hinterachse. Im reinen
Elektro-Betrieb schafft es ohne
Schadstoffausstoß 130 Kilome-
ter. Außerhalb von Innenstäd-
ten mit strengen Emissionsvor-
schriften kann der Motor zum
Aufladen der Batterie zuge-
schaltet werden. „Null Emissio-
nen sind in dieser Betriebsart
nicht möglich, aber die Bilanz
ist deutlich besser als bei her-
kömmlichen Verbrennungsmo-
toren“, sagt Hofmann.
Ausschließlich diese Techno-
logie wird in der modernen Fa-
brikanlage in einem Industrie-
park zwischen Ansty und Co-
ventry in die Taxis eingebaut.
Bis vor zwei Jahren war die Pro-
duktion in Coventry, doch die
alte Fertigungsanlage eignete
sich nicht für eine Modernisie-
rung. „Schade, da geht ein
Stück Industriegeschichte“,
sagt Hofmann. Die Gebäude
dort werden abgerissen, um
Platz für Neubauten zu ma-
chen. Aber wenigstens ein Ge-
denkstein soll auch künftig an
die alte Heimat der Londoner
Taxis erinnern, versichert der
Vater von vier Kindern.
5 00 Millionen Pfund (557 Mil-
lionen Euro) hat sich der Eigen-
tümer, der chinesische Autobau-
er Geely, die neue Fertigung kos-
ten lassen. Das Unternehmen
unter Leitung des Milliardärs Li
Shufu hat das Vorgängerunter-
nehmen London Taxi Company
2 013 übernommen, als es kurz
vor der Pleite stand. „Unser chi-
nesischer Eigentümer setzt voll
auf elektrische Antriebe. Das ist
bei uns nicht anders.“
Zu dem Unternehmen mit
Sitz in Hangzhou bei Shanghai
gehören unter anderem auch
die Marken Volvo, Lotus und
Proton in Malaysia. An Daimler
hält Geely knapp zehn Prozent,
beide Unternehmen arbeiten in
einem Gemeinschaftsunterneh-
men an einer Elektro-Version
des Smart. Im April hat Geely in
China mit Geometry eine neue,
komplett elektrische Modellrei-
he gestartet. Innerhalb der
Gruppe ist LEVC das Kompe-
tenzzentrum für den Range Ex-
tender. Für die Karosserie der
großen Elektro-Taxis wurde au-
ßerdem ein belastbarer Alumi-
nium-Verbundstoff entwickelt,
um das Fahrzeug möglichst
leicht zu machen. Viele der ver-
bauten Teile, unter anderem die
gesamte Software-Architektur,
stammen von Volvo.
Ein entscheidender Anstoß
für die Umstellung auf Elektro
waren neue Vorschriften im
wichtigsten Markt für die Zu-
lassung von Taxis in London.
Seit Anfang 2018 müssen neue
Fahrzeuge in der Stadt zwin-
gend elektrisch sein. Seither ist
eine Diesel-Version des Taxis
neu nicht mehr zu bekommen.
Andere britische Großstädte
haben ähnliche Vorschriften er-
lassen. Trotz McMillans Eupho-
rie für die Elektroversion:
Die Anschaffungskosten von
58.000 Pfund schrecken eine
Reihe von Fahrern ab. Der Die-
sel war 15.000 Pfund günstiger.
Der Preis für den Van steht
noch nicht fest. Doch die Elek-
tro-Version mache sich wegen
deutlich geringerer Unterhalts-
kosten rasch bezahlt, ist Hof-
mann überzeugt. Rund 100
Pfund weniger lassen sich in
der Woche beim Sprit sparen,
schätzen Fahrer. Außerdem sei
der Verschleiß niedriger, damit
die Serviceintervalle länger.
Angetreten ist Hofmann mit
zwei Aufgaben: zunächst Kon-
solidierung und Kostenkontrol-
le, dann Wachstum und Expan-
sion. Noch verdiene LEVC kein
Geld gibt er zu. Doch die Pro-
zesse seien inzwischen im
Griff. Wachstum ist nun zuerst
mit den Taxis geplant. Zehn
Prozent der Produktion von
rund 2500 Fahrzeugen im Jahr
gehen schon heute in Auslands-
märkte. Unter anderem nutzt
sie die Deutsch-Bahn-Tochter
ioki für Shuttle-Dienste in
Hamburg. Die Kommunalbe-
triebe Offenbach haben gerade
in einige Fahrzeuge investiert.
„Als klassische Taxis werden
wir sie auf dem Kontinent wohl
eher nicht sehen, eher für mo-
derne Mobilitätskonzepte.“
Im Passagierbereich haben
sechs Personen Platz. Ein Kin-
derwagen oder Rollstuhl lässt
sich über eine Rampe hinein-
schieben. Auch aus Frankreich,
den Niederlanden und der
Schweiz gebe es Interesse.
„Das Exportgeschäft wollen
wir deutlich professionalisie-
ren“, sagt Hofmann. Dazu soll
vor allem der Lieferwagen bei-
tragen, denn der Taximarkt ist
beschränkt. 20.000 Taxen sind
im wichtigsten Markt London
unterwegs, rund 17.000 davon
sind klassische Black Cabs.
Rund ein Zehntel der Flotte
fährt heute bereits elektrisch.
60 Prozent Ausfuhren hat sich
Hofmann bis 2022 als Ziel ge-
setzt. In Kürze wird in Frank-
furt ein Verkaufsbüro eröffnet,
um den TX und bald auch den
Lieferwagen auf dem Konti-
nent zu vermarkten. Die neue
Fabrik bietet eine Kapazität für
20.000 Fahrzeuge im Jahr und
wird erst mit dem Lieferwagen
an ihre Auslastung kommen.
Die Planungen könnten aller-
dings im Fall eines chaotischen
Brexit schnell Makulatur wer-
den. „Ein No Deal würde uns
massiv treffen“, räumt Hof-
mann ein. Und das gleich dop-
pelt: 55 Prozent der Teile in der
Produktion werden heute im-
portiert, zum größten Teil aus
Europa. Sie könnten durch Zöl-
le und Verzögerungen an der
Grenze teurer werden und we-
niger zuverlässig verfügbar
sein. Bei der Ausfuhr von Fahr-
zeugen in die EU27 würden Zöl-
le von zehn Prozent die Fahr-
zeuge deutlich teurer machen.
Die nötigen Vorbereitungen
für einen No Deal habe das Un-
ternehmen getroffen, versi-
chert Hofmann. Der Lagerbe-
stand, der gewöhnlich für einen
Monat genügt, wurde um das
Doppelte aufgestockt. Aber
letztlich bleibt der Automana-
ger zuversichtlich. „No Deal hat
keine Chance! Die Verantwor-
tung wird kein Politiker über-
nehmen wollen.“
Britische Ikone auf Abwegen: Das Elektro-Taxi von LEVC gibt es bald auch als Lieferwagen
LEVC
Mit dem
E-Taxi
nach
Europa
Mit LEVC
wissen bisher vor
allem Londoner
Taxifahrer etwas
anzufangen.
Das soll
sich ändern.
Der deutsche
Vorstandschef
des Autobauers
setzt verstärkt
auf Exporte
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