Greta Thunberg: Die Klimaaktivistin plant eine
große Tour durch die USA, Kanada und Mexiko.
APGreta Thunberg
Emissionsfrei
nach Amerika
STOCKHOLM Die
schwedische Umwelt-
aktivistin Greta Thun-
berg will Mitte August
mit einer emissions-
freien Hochseejacht
nach Amerika segeln.
Ihre Reisezeit von
Großbritannien nach
New York werde rund
zwei Wochen betra-
gen, gab die 16-Jährige
am Montag bekannt.
Begleitet wird sie von
ihrem Vater und ei-
nem Filmemacher.
Thunberg hatte be-
reits Anfang Juni ange-
kündigt, ein Sabbat-
jahr einzulegen und
erst im nächsten Jahr
wieder die Schulbank
zu drücken.
Sie will die USA, Kana-
da und Mexiko besu-
chen und für eine bes-
sere Klimapolitik wer-
ben. Zu den Stationen
der Schwedin gehören
der Klimagipfel der
Vereinten Nationen
am 23. September in
New York und die
jährliche UN-Klima-
konferenz in Chile im
Dezember.
„Während des vergan-
genen Jahres haben
Millionen junger Men-
schen ihre Stimme er-
hoben, um die führen-
den Persönlichkeiten
der Welt für das Klima
und die ökologische
Notlage zu sensibilisie-
ren“, sagte Thunberg.
„In den nächsten Mo-
naten werden die Ver-
anstaltungen in New
York und Santiago de
Chile zeigen, ob diese
Persönlichkeiten tat-
sächlich zugehört ha-
ben.“ HB/dpaAlexander Busch São Paulo
D
ass es mit seiner emotionalen
Bindung zum Bier nicht weit
her ist, fällt immer dann auf,
wenn Carlos Brito am Ende ei-
nes seiner seltenen Presseter-
mine zur Zapfanlage schreitet und dort mit
linkischen Bewegungen hantiert.
Oder wenn er mit einer der Marken aus sei-
nem Bierreich, etwa Stella Artois oder Bud-
weiser, für die Fotografen posiert. Der Krug
wirkt in der Hand des asketischen CEOs von
AB Inbev (ABI) wie ein Fremdkörper. Der
59-jährige Brasilianer mit der hohen Stirn
und dem intensiven Blick fremdelt offenbar
mit der Flüssigkeit, die er in rauen Mengen
verkauft.
Aber Schwamm drüber, Brito gilt zu Recht
als der globale Bierkönig: Er ist Chef des welt-
größten Braukonzerns und mit 31,8 Millionen
Euro Jahresgehalt der bestverdienende Mana-
ger Europas. In dieser Rolle ist er in jedem
Fall gewichtig genug, um die Finanzmärkte in
diesem Sommer gehörig auf Trab zu halten.
Erst der verpatzte Börsengang seiner Asien-
sparte, dann der überraschende Verkauf sei-
nes Australiengeschäfts. Und schließlich, in
der letzten Woche: überragende Quartalszah-
len, wonach der Konzern das Ergebnis vor
Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 9,4
Prozent auf 5,86 Milliarden Dollar steigerte.
Britos Vita ist die Geschichte eines Mana-
gers, dem es gelang, innerhalb weniger Jahr-
zehnte aus dem kleinen brasilianischen Brau-
er Brahma über mehrere Fusionen den größ-
ten Bierkonzern der Welt zu schmieden.
So war der in Rio de Janeiro aufgewachse-
ne Brito vor 20 Jahren dabei, als sein Mentor,
der Brasilien-Schweizer Jorge Paulo Lemann,
zwei brasilianische Brauereien zum Markt-
führer Ambev fusionierte. Der Milliardär setz-
te den Ingenieur, der auch mal bei Daimler in
Brasilien gearbeitet hatte, an die Spitze des
brasilianischen Braukonzerns.Spektakuläre Megadeals
Der Rest ist Geschichte: Ambev fusionierte
2004 mit der belgischen Interbrew zum
größten Braukonzern der Welt. 2005 wurde
Brito dort CEO. 2008 übernahm er in den
USA Anheuser-Busch. „Lieber August“,
schrieb Brito in einem öffentlichen Brief an
den Bier-Erben August Busch IV – um ihn
dann für 53 Milliarden Dollar unsanft vom
Thron zu stoßen. „Carlos Brito holt sich, was
er will“, hieß es damals in seinem Umfeld.
US-Investorenlegende Warren Buffett lobte
die Manager um Brito und Lemann zudem
als die „effizientesten Kostensenker, die ich
kenne“. Der BBC offenbarte Brito einmal sei-
ne elitäre Denkweise. Es gehe ihm darum,
nur die Besten einzustellen. „Mittelmäßige
Manager ziehen Mittelmaß an – das ist eine
Gefahr.“ Auch sein eigenes Vermögen dürfte
weit entfernt sein vom Mittelmaß: 2012 be-
kam er mit 144 Millionen Euro an Stock-Op-
tionen den höchsten Bonus in Aussicht ge-
stellt, den je ein Manager erhalten hat.
Weniger als über seine finanzielle Situation
ist über sein Privatleben bekannt. „Job und
Familie“ seien sein Leben, sagt er immer wie-
der. Brito ist verheiratet, hat Kinder, lebt in
New York und läuft jeden Morgen 30 Minu-
ten auf dem Laufband – das war’s.In den vergangenen Jahren schien Brito
das Glück verlassen zu haben. 2016 kaufte er
SAB Miller, die weltweite Nummer 2 im Bier-
geschäft. Doch die Schulden von rund 100
Milliarden Dollar lasten schwer auf dem Kon-
zern. Der Bierabsatz schrumpft, nicht nur in
den westlichen Industriestaaten. Junge Leute
verlangen nach Craft Beer oder trinken gar
keinen Alkohol. Die Marken in Britos Reich
verloren an Glanz. Innovation und Kreativi-
tät, mäkelten Analysten, seien beim Kosten-
streichen auf der Strecke geblieben.
Mit dem Börsengang eines Teils seiner
Asiensparte wollte Brito nun den Befreiungs-
schlag wagen. Doch die Investoren waren
nicht bereit, den hohen Preis zu zahlen für
„mäßig interessante Biermarken“ („Financial
Times“). Britos Tage schienen gezählt. Am 18.
Juli dann die Überraschung: Der Manager
verkaufte sein Australiengeschäft an Asahi.
Der japanische Konkurrent zahlte 11,3 Milliar-
den Dollar – mehr, als sich Brito vom Börsen-
gang versprochen hatte. Den könnte er jetzt
doch noch wagen, vermuten Branchenken-
ner: diesmal als reine Wachstumsaktie mit
den ABI-Marken in China, Indien, Südkorea
und Vietnam. Damit könnte Brito die Ver-
schuldung senken und hätte mit den Aktien
eine Währung in der Hand, um weitere Über-
nahmen in Fernost einzufädeln. Auch für Bri-
to selbst fällt etwas ab: Die zweite Rate des
Bonus von 2012 wird dieses Jahr fällig.Carlos Brito
Der Bierkönig
Der Chef des weltgrößten Brauers AB Inbev präsentiert glänzende
Zahlen – und er wird fürstlich entlohnt: Brito ist Europas
bestverdienender Manager.
Carlos Brito:
Der Brasilianer
formte das größte
Bierim perium
der Welt.REUTERSMittelmäßige
Manager
ziehen
Mittelmaß an –
das ist eine
Gefahr.
Carlos Brito
Chef von AB InbevGünther Oettinger
Ein Fall für den
Ethikausschuss
BRÜSSEL Die Grün-
dung eines Beratungs-
unternehmens durch
den EU-Haushaltskom-
missar Günther Oet-
tinger (CDU) wird ein
Fall für den Ethikaus-
schuss der EU-Kom-
mission. Kommissi-
onspräsident Jean-
Claude Juncker habe
das Gremium um eine
Stellungnahme gebe-
ten, sagte eine Spre-
cherin. Oettinger
möchte mit seiner Le-
bensgefährtin Friede-
rike Beyer in Hamburg
die Oettinger Consul-
ting, Wirtschafts- und
Politikberatung GmbH
aufbauen.
Der Ethikausschuss
wird untersuchen, ob
Oettingers Pläne für
die Zeit nach dem Aus-
scheiden aus dem Amt
mit den Kommissions-
regeln vereinbar sind.
Zudem soll er prüfen,
ob die Unternehmens-
gründung irgendwel-
che Auswirkungen auf
die noch verbleibende
Amtszeit Oettingers
haben könnte. Sie en-
det Ende Oktober.
Am Wochenende war
bekannt geworden,
dass der frühere ba-
den-württembergische
Ministerpräsident
nach seinem Ausschei-
den als EU-Kommissar
in Brüssel als selbst-
ständiger Wirtschafts-
und Politikberater ar-
beiten will. dpaNamen
des Tages
DIENSTAG, 30. JULI 2019, NR. 144
46