Die Zeit - 25.07.2019

(WallPaper) #1

  1. Juli 2019 DIE ZEIT No 31


Florian Schroeder: »Kann die SPD noch mal ’ne
soziale Partei werden, oder ist Hopfen und Malz
ver loren?«
Kaffenberger: »Wenn Hopfen und Malz verloren
wäre, würde ich da nicht mitmachen.«
Schroeder: »Es kann ja sein, dass du sagst, ich habe
einfach so viel idealismus, ich versuche es einfach
trotzdem, weil ich möchte sie zu Grabe tragen. Muss
ja auch jemand machen.«
Kaffenberger: »Dann wäre ich Juso-Vorsitzender.«
Schroeder: »Wenn du dir ein Amt aussuchen
könntest in der Bundesregierung, welches wäre es, das
du gerne ausüben würdest?«
Kaffenberger: »Wenn es leute gibt, die so was Ab-
surdes schaffen wie ein Heimatministerium, dann
kann man doch ein Humorministerium schaffen,
oder? Dann werde ich Humorminister.«
Schroeder: »Das ist gut. Darf ich dein Staatssekre-
tär sein?«
Kaffenberger: »Du weißt schon, das ist der Erste,
der gehen muss, wenn irgendwas nicht klappt, ne?«
im Backstageraum, wo die Szene auf dem Moni-
tor zu sehen ist, lachen alle, die eben noch wirkten, als
wüssten sie nicht, was sie von diesem Typen halten
sollen; das Publikum im Saal schaut entzückt und
spendet viel Applaus. Kaffenberger ist wach, schlag-
fertig, witzig, schnell im Kopf, es kostet ihn keine
Mühe. Er ist nun ganz bei sich.
»Das war großartig. Ganz toll, superwitzig, geil!«,
lobt ihn Schroe der nach der Show.
Es gibt Menschen, die halten Kaffenberger für
einen Clown und nicht für einen Politiker. »Glauben
Sie nicht, dass Sie den leuten auf die Nerven ge-
hen?«, soll ihn eine landtagskandidatin der Grünen
im Wahlkampf gefragt haben. Ganz seriös, fast lang-
weilig gibt er sich jedoch dort, wo andere versuchen,
jung und witzig zu erscheinen: auf insta gram. Er
postet Bilder von Terminen, dazu schlichte informa-
tionen. Was, wie, wann, wo. Als sei er ein Schüler,
der brav seine Hausaufgaben erledigt. Keine Aus-
brüche, keine Provokationen.
Kaffenbergers verschiedene Rollen passen eigent-
lich gar nicht zusammen: Er beherrscht die Anpas-
sung und das Anderssein. Die Kon ven tion und das
unkonventionelle. Parteikarriere und Sa tire show. Er
ist Systemversteher und Systemsprenger. Man kann
das verwirrend finden. Oder sich fragen, ob dieses
Ne ben ein an der des nicht Zu ein an der pas sen den ge-
nau das ist, was der SPD fehlt.
Es war noch Winter, als Bijan Kaffenberger am
Frankfurter Hauptbahnhof in einen Zug nach Darm-
stadt stieg, auf dem Kopf eine rote Mütze. Er kam
gerade aus der Sonne, mit seiner Freundin war er in
Oman gewesen. Der erste urlaub seit langem, im
letzten Jahr waren alle freien Tage für den Wahlkampf
draufgegangen.
im Zug schaut er noch mal über eine Rede, die er
ein paar Stunden zuvor geschrieben hat. Er muss
kurzfristig bei einer Veranstaltung einspringen. Sein
bester Kumpel hat ihn darum gebeten – außer bester
Kumpel ist er noch Vorsitzender des SPD-Ortsvereins
Darmstadt-Eberstadt, und der lädt am Abend zum
Neujahrsempfang. Sie telefonieren kurz mit ein an der.
Der Freund will wissen, ob er noch losgehen soll, eine
Flasche Wein holen, als Dank für die Rede. Oder tut
es auch ein Gutschein für ihre lieblingskneipe? Kaf-
fenberger sagt: »Du bist ’ne faule Ratte, bis später.«
im Ernst-ludwig-Saal gibt es Sekt und Orangen-
saft, Brote mit Schmalz und leberwurst. Eine Stim-
mung wie bei einer großen Familienfeier, auf der man
sich kennt, aber trotzdem nicht viel von ein an der
weiß. Der Vorsitzende betritt den Saal, der beste
Kumpel. Er heißt Oliver lott und trägt einen schwar-
zen Anzug, der zu eng sitzt. Kaffenberger prustet los:
»ist denn schon wieder Kon fir ma tion?«
in seiner Rede gibt Kaffenberger den lieben
Schwiegersohn. Er tippt viele Themen an, als wollte
er sich nett vorstellen, sich aber mit niemandem ver-
krachen: Er sagt, dass er den Wahlkreis als Di gi tal-
region entwickeln und eine Spaltung zwischen Stadt
und land vermeiden wolle. Dass Wohnraum, der
dem land gehöre, nicht an private unternehmen ver-
kauft werden solle. Dass Europa gegen Fremdenhass,
Steuerdumping und Jugendarbeitslosigkeit zusam-
menstehen müsse. Als er fertig ist, übergibt ihm lott
einen Briefumschlag: »Weil du dir die Mühe gemacht
hast, haben wir ein kleines Präsent besorgt.«
Später, als die meisten der Zuhörer noch in Grüpp-
chen zusammenstehen, ist Kaffenberger zwischen ih-
nen unterwegs, als hätte er einen Staffellauf zu absol-
vieren. Sucht man ihn in der Ecke, in der er gerade
noch war, ist er schon wieder in einer anderen. Er
nimmt ein Kompliment an, »tolle Rede, auf der Ebe-
ne weitermachen«, und einen gelallten Satz: »Mein
Mann und ich sagen immer Herr Kaffee, weil Bi-
schan, Bischal, das kann man sich doch nicht mer-
ken.« Kaffenberger trägt in sich einen universal-
adapter, mit dem er sich mühelos mit Menschen ver-
binden kann, ganz egal, mit welchen.
Nach der Veranstaltung, Kaffenberger und lott
warten draußen auf ein Taxi, holt Kaffenberger den
umschlag hervor, den lott ihm gegeben hat.
»ist ja nichts drin.«
»Meinst du, ich mal dir noch ein Herzchen rein?«
Auf die Parteifolklore soll die Kneipentour folgen.
im Taxi wendet sich Kaffenberger an mich, die
Reporterin: »Es bringt ja nichts, sich zu verstellen,
wenn wir uns jetzt öfter sehen.«
lott: »Wir sind halt Asis.«
Kaffenberger: »Wir wären gern die harten Jungs.
Aber es hat nur zur SPD gereicht.«
Eine Woche später, am 18. Januar, kommt der neu
gewählte landtag erstmals zusammen. Es ist für Kaf-
fenberger der erste offizielle Tag als Abgeordneter,
aber er bewegt sich, als gehe er ganz normal ins Büro.
im Plenarsaal ist sein Platz in der hintersten Reihe.
Seinen Sitzplatz gab es bislang nicht, der Stuhl ist
schon montiert, aber der Tisch fehlt noch. »Nächstes
Mal«, scherzt Kaffenberger mit seinen Nachbarn,
»bringen wir ’ne Bierbank mit.« Dann geht er eine
Reihe nach vorn, wo gerade keiner sitzt, und setzt
sich: »So richtig geil ist’s nicht, man stößt sich die
Knie.« und wie ist es vorne?, fragt ihn ein Fernseh-
journalist. Kaffenberger spurtet zur ersten Reihe, setzt

12 DOSSIER


darauf reduziert. Er ist so und möchte gar nicht anders
sein. Aber er fände es schon schön, wenn er in den Augen
der Mitmenschen auch etwas anderes sein könnte.
Fragt man leute, die Kaffenberger seit vielen Jah-
ren kennen, ob sie ihn wegen des Tourette-Syndroms
einmal leidend, hadernd, zaudernd erlebt haben, fällt
keinem etwas ein.
Stattdessen sagt seine Oma: »Er brauchte immer
schon Action.«
Sein ehemaliger Politiklehrer sagt: »in der Schule
hatte er eine Sonderrolle. Das lag nicht nur am Tou rette,
auch an seinem Wesen. Er war ein lustiger, bunter Vogel.
Manchmal hat er die Mitschüler genervt.« Einmal
schickte der lehrer Bijan raus, die Mitschüler hatten es
eingefordert. »Als ich ihn wieder reinholen wollte, war
er nicht da, ich fand ihn im Musikunterricht. ›ich mach
jetzt da mit‹, verkündete er.«
Sein bester Freund sagt: »Man merkt, dass seine
Mo ti va tion auch beim Tou rette ihren ursprung hat.
Dass er dadurch immer wieder in den Wettbewerb
geht. Mit sich selbst, mit anderen leuten, um zu be-
weisen: ich kann das.«
lange bevor Kaffenberger in den landtag einzog,
hat er schon einmal vorgeführt, wie man mit dem label
»Tou rette« etwas werden und gleichzeitig darüber
hinauswachsen kann. Auf You Tube war das, er war 25
und Student. Es begann damit, dass er in die Videoserie
Frag ein Klischee eingeladen wurde, um Fragen zu be-
antworten, die Zuschauer ihm über seine Krankheit
stellten: Gehst du zum Friseur? Wie ist es beim Sex, hast
du da Probleme? Seine Antworten waren eine Art Auf-
klärungsarbeit, gemischt mit feiner ironie. Weil das gut
ankam, erhielt er bei funk, dem Online-Jugendportal
von ARD und ZDF, sein eigenes Format. Er saß im
Anzug auf einem ledersessel, mit Zigarre, daneben eine
Goethe-Büste und ein Eisbärfell. Zuschauer schrieben
ihm nun: Wie sage ich meinem Vater, dass ich auf
meine Stiefschwester stehe? Wieso müssen Männer
immer ankündigen, dass sie kacken gehen? Was mache
ich mit meiner Zukunft? Tourettikette hieß die Sendung,
aber Tou rette war am Ende gar kein Thema mehr.
im internet hat Bijan Kaffenberger gezeigt, wie das
wirklich geht, wovon alle ständig reden: in klu sion.
inklusion ist vor allem dann gelungen, wenn es
kein Aufsehen mehr darum gibt, dass da nun jemand
ist, der eine Einschränkung hat und Politik macht;
wenn es keine Nachfrage mehr wert ist, keine Nach-
richt, keinen Fernsehbeitrag, kein Dossier. Daher hö-
ren wir an dieser Stelle auf, über Bijan Kaffenberger,
den Politiker mit Tou rette, zu erzählen. Wir erzählen
jetzt über Bijan Kaffenberger, einen Politiker, der Er-
folg hat in einer Partei, die vom Erfolg nicht weiter
entfernt sein könnte. Wir erwähnen das Tou rette,
wenn es etwas erklärt – wie er wurde, was er ist. Aber
wir schreiben nicht, wie er zuckt, wann er zuckt.
Kaffenberger wuchs bei seinen Großeltern auf –
seine Mutter, eine Erzieherin, starb, als er sechs war, und
zu seinem Vater in Marokko hat er bis heute keinen
Kontakt. Der Opa war Maschinenschlosser bei der Bahn,
die Oma ging putzen. Kaffenberger besuchte eine Privat-
schule von dem Geld, das seine Mutter gespart hatte,
und machte sich Gedanken über soziale Gerechtigkeit.
Noch immer hält er diese ursprüngliche Frage der So-
zial demo kra tie für die wichtigste.
Als Jugendlicher war Kaffenberger Fan von Gerhard
Schröder. in Schröder konnte er sich womöglich selbst
sehen: in dem Aufsteiger von unten, immer ein bisschen
laut, immer fordernd, immer unerschrocken. Heute,
sagt er, sei der Genosse Gerd ein Klotz am Bein, »es ist
wie mit einem unleidigen Onkel. Du kannst ihn nicht
nicht zum Geburtstag einladen, aber du kannst ihn auch
nicht leiden, weil er sich danebenbenimmt.«
Kaffenberger hat sich in den letzten zwölf Jahren
eine solide SPD-Biografie zugelegt und dabei einen
Schritt nach dem anderen gemacht: 2007 mit 18 Jah-
ren Mitglied der SPD, 2008 Mitglied im Vorstand
des SPD-Ortsvereins, 2011 Mitglied der Gemeinde-
vertretung, 2013 mit 24 Stellvertretender Vorsitzen-
der der Jusos Hessen, 2016 Mitglied des Kreistags,
2019 Mitglied des landtags. Er kennt die Treffen in
Bürgerheimen mit Holzvertäfelung, Apfelweinansti-
che, Spargelfahrten. im Wahlkampf besuchte er
Schreinereien und Geflügelzuchtvereine. Er ist bei der
Arbeiterwohlfahrt und bei der Freiwilligen Feuer-
wehr, dort seit der letzten Jahreshauptversammlung
stellvertretender Kassenprüfer.
in diesem Sommer sind die Zeitungen voll mit
Berichten über die SPD und über die Frage, wer sie
retten kann, wer sie zumindest führen soll: Kevin
Kühnert, genauso jung wie Kaffenberger, bislang
Vorsitzender der Jusos und Bezirkspolitiker? Gesine
Schwan, 76, die zweimal als Bundespräsidentin kan-
didierte und zweimal scheiterte? Karl lauterbach
und Nina Scheer?
Ein Treffen mit Kaffenberger im Juli. Gerade ha-
ben sich die ersten Kandidaten für den SPD-Vorsitz
hervorgewagt. Kaffenberger ist vor allem froh, dass
Sommerpause ist. Er hatte mal Zeit, zum Friseur zu
gehen, und kann eine kurze Hose tragen. Er sitzt in
einem Fischimbiss, isst eine Fischsuppe, wirkt ent-
spannt, ausgeglichen, ist was? Nach einer halben
Stunde interview stöhnt er auf: »Oh Mann. ich hab
bislang so einen schönen Tag gehabt. und jetzt das.«
Es waren ihm zu viele Fragen zur SPD. »Wir brau-
chen ein bisschen Ruhe, einfach mal Ruhe, wir sind
doch gerade im Prozess.«
Die letzte Forsa-umfrage vor dem Treffen beim
Fischimbiss sah sie bei elf Prozent, vierter Platz bei einer
Bundestagswahl, hinter den Grünen, hinter der CDu/
CSu, hinter der AfD, so schlecht war die SPD seit 1949
nicht mehr. Es gibt bessere Zeitpunkte, um mit dieser
Partei etwas zu erreichen. im Grunde weiß keiner, ob sie
in ein paar Jahren überhaupt noch da ist.
»Warum ertrinkt jemand?«, fragt Kaffenberger
und gibt selbst die Antwort: »Nicht weil er sich nicht
über Wasser halten kann, sondern weil er in Panik
verfällt, sinnlos strampelt und Energie verbraucht.«
Hört man Kaffenberger zu, dann scheint es gar
nicht so schwer, die SPD zu retten: Dann muss die
SPD einfach wieder SPD sein.
Sein Rettungsplan, von einem Gespräch zum
nächsten konkretisiert, geht so:



  1. Ruhe bewahren und eine ordentliche Strategie
    überlegen.


»Ich bin nicht das


Aushängeschild der


Tourette-Bewegung


und will es


auch nicht sein«


Aus dem Rahmen Fortsetzung von S. 11


  1. Eine neue Führung finden: ideal ty pisch einen
    Mix aus Robert Habeck und Gerhard Schröder.
    Von Habeck das Souveräne, Eloquente, Sympathi-
    sche. Von Schröder das Progressive, das Basta,
    machen wir so. Wie wäre es mit Gesine Schwan?
    Eine Gute, sagt er, aber so alt wie seine Oma, fal-
    sches Si gnal. Kevin Kühnert? Kein abgeschlossenes
    Studium, noch nie gearbeitet, außer mal im Call-
    center und im Abgeordnetenbüro, zu viele offene
    Flanken. Kaffenbergers Favoriten unter den Be-
    werbern sind Michael Roth, Staatsminister für
    Europa im Auswärtigen Amt, und Christina
    Kampmann, die mal Familienministerin in Nord-
    rhein-Westfalen war – beide nicht so steif, findet
    er, und mutig, dass sie schnell mit ihrer Bewerbung
    rausgegangen sind. Bei ihnen könne er sich vor-
    stellen, dass sie neben dem Spitzenduo der Grünen
    in einer Talk show sitzen und besser rüberkommen.

  2. Themen abarbeiten, die da sind, und dem
    Wähler zeigen, dass man nicht nur flickschustert,
    sondern groß denkt. Die Sache mit der sozialen
    Gerechtigkeit durchziehen: den öffentlichen Nah-
    verkehr kostenlos machen, die Kinderbetreuung
    kostenlos machen, sich um sichere Rente und be-
    zahlbare Wohnungen kümmern, weg mit der
    privaten Krankenversicherung und stattdessen eine


Bürgerversicherung schaffen. und genauso kon-
sequent sein beim Thema Ökologie: Verbren-
nungsmotoren zu einem Stichtag verbieten und
massiv in den öffentlichen Nahverkehr investieren,
innerdeutsche Flüge verbieten, massiv ins Schie-
nennetz investieren.
Erlebt man Kaffenberger, erscheint auch das,
was der SPD besonders schwerfällt, gar nicht
mehr schwer: einfach mal gute laune haben, sich
selbst nicht zu ernst nehmen. Auf Menschen zu-
gehen, selbst dann, wenn sie zurückweichen.
Es gibt nicht viele Politiker, die ohne An-
spannung als Gast in eine Sa tire show gehen. Die
meisten wissen: Sie können nur verlieren. Geht
Kaffenberger in eine Sa tire show, merkt man
nichts von einer Anspannung. »Warum?«, fragt
er. »ich kriege eine Frage gestellt, und dann wer-
de ich darauf antworten.« Er sitzt in einem
Back stage raum des Hessischen Rundfunks, zu-
sammen mit Mitarbeitern des Senders, der
Manage ment agen tur des Moderators und den
anderen Gästen, die nachher in der Florian
Schroe der Sa tire show auftreten werden.
Es ist noch eine halbe Stunde Zeit, bis er in
die Maske soll. »und bis dahin?«, fragt Kaffen-
berger. Am Buffet sagt einer: »iss dich durch!«

Kaffenberger: »Das darf ich nicht. Bald steht
noch in der Zeitung: nur gewählt worden, um
zu essen.« Er fasst sich an den Bauch, »außerdem
bin ich viel zu fett fürs Fernsehen«. Er zieht den
Bauch übertrieben ein, referiert weiter über
»Selbst dis zi plin« und »impulskontrollstörung«,
und es ist nicht ganz klar, an wen er das alles
adressiert, denn niemand im Raum reagiert. Als
er aufgegessen hat, verkündet er: »ihr lieben
leute, das war ganz hervorragend.«
Einer dreht sich um: »ist doch schön.«
Man kann das an diesem Abend mehrere Male
beobachten, wie sich Kaffenberger mit sich selbst
beschäftigt, wenn es kein anderer tut. Er sagt:
»Wenn es mit der Politik nichts wird, werde ich
Pausenclown beim HR.« Er bemerkt, dass von
einem Brötchen nur der Belag runtergegessen
wurde, und wendet sich an eine Mitarbeiterin:
»Kann man dafür nicht Sanktionen einführen?« Es
ist, als versuche er dauernd, jemanden zum Spielen
zu finden. Er wirft einen Ball, aber niemand fängt
ihn und wirft ihn zurück.
Dann geht Kaffenberger ins Studio. in
einem Sessel, die Beine über ein an der ge schla gen,
wartet er darauf, dass nun ein anderer ihm Bälle
zuwirft.

In einem Stück
des Theater­
kollektivs Rimini
Protokoll spielt
Kaffenberger sich
selbst

Selbstdarsteller
oder Polittalent?
Kaffenberger
hält eine Rede in
Darmstadt
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