Süddeutsche Zeitung - 09.03.2020

(Steven Felgate) #1
interview: bastian brinkmann
undjean-marie magro

E


in kleines Zimmer im Pariser Sü-
den: Wenn drei Leute im Büro
von Thomas Piketty in der Paris
School of Economics sitzen,
kommt keiner mehr rein oder
raus. Die kurzen Wände stehen voller Bü-
cher, vor allem das „Kapital im 21.Jahrhun-
dert“ nimmt Platz im Regal ein. Der Best-
seller hat Piketty berühmt gemacht, er
steht hier auf Deutsch, Chinesisch,
Englisch, Arabisch, Russisch. Piketty hat
damit die Debatte über Ungleichheit ge-
prägt. Nun hat er ein neues Buch geschrie-
ben, „Kapital und Ideologie“, es erscheint
diese Woche auf Deutsch und Englisch.
Wieder präsentiert er darin historische
Analysen – und spektakuläre politische
Forderungen.


SZ: Herr Piketty, Sie wollen jeder und je-
dem 25-Jährigen 120000 Euro schenken.
Was ist das für eine Idee?
Thomas Piketty: Die unteren 50 Prozent ha-
ben quasi kein Eigentum. Die erben auch
nichts, vielleicht ein paar Euro, aber eben
nicht substanziell. Bekommen sie Zugang
zu Privateigentum, verändert das die
Machtverhältnisse. Mit ein bisschen Geld
können sie eine Firma gründen. Eine Woh-
nung kaufen. Ihr Gehalt selbstbewusster
verhandeln, überhaupt besser aussuchen,
welchen Job sie haben wollen.
Warum ausgerechnet 120000 Euro?
Das entspricht 60 Prozent des durch-
schnittlichen Vermögens in Frankreich.
Aber mir geht es nicht um diese konkrete
Zahl. Ich will ein Modell für partizipativen
Sozialismus entwickeln. Dieses „Erbe für
alle“ ist darin eine Komponente.
Wie soll das praktisch gehen? 26-Jährige
bekämen nichts?
Ach, vor 120 Jahren wurde die Rente einge-
führt, das haben wir auch hinbekommen.
Uns fällt schon etwas ein.
Aber richtig teuer würde es schon.
Das würde fünf Prozent des Nationalein-
kommens kosten. Das ist signifikant, aber
keine verrückte Größenordnung. Der Sozi-
alstaat macht in Frankreich, Deutschland,
Schweden mit Renten, Bildung und so wei-
ter rund 45, 50 Prozent des Nationalein-
kommens aus. Ich versuche, langfristige
Perspektiven zu entwickeln. Wenn wir
nicht wissen, wo es hingehen soll, kommen
wir nirgendwohin. Wir haben seit dem Nie-
dergang der Sowjetunion aufgehört, ge-
meinsam über alternative Wirtschaftssys-
teme nachzudenken.


Drastisch höhere Steuern gehören zu Ih-
rer Vision?
Das „Erbe für alle“ kann man über progres-
sive Einkommen- und Vermögensteuern fi-
nanzieren. Wer eine Million Euro erbt,
bekäme nach Steuern immer noch
620000 Euro, also weiterhin deutlich
mehr als die mit nur 120 000 Euro.


Sie fordern bis zu 90 Prozent Vermögen-
steuer pro Jahr für Milliardäre. Schießt
das nicht über das Ziel hinaus?
Wir sind lange ohne Menschen ausgekom-
men, die 100 Milliarden Euro besitzen. Die
Produktivität, vor allem in den USA, ist
1950 bis 1990 stärker gewachsen, also in
der Zeit, bevor wir so viele Milliardäre be-
kommen haben. US-Präsident Ronald Rea-
gan und seine Wirtschaftspolitik, die „Rea-
ganomics“, haben die Idee vertreten: Mehr
Ungleichheit bringt mehr Wachstum. Aber
so ist es nicht gekommen. Zwischen 1990
und 2020 ist das Nationaleinkommen in
den USA pro Kopf um 1,1 Prozent gestie-
gen, zwischen 1950 und 1990 lag der Wert
doppelt so hoch. Wachstum kommt nicht
daher, dass wir Milliardäre vergöttern.
Wirtschaftlicher Wohlstand beruht statt-
dessen auf Bildung und einem gewissen
Maß an Gleichheit. Es ist schön, Unter-
nehmer und Innovatoren zu haben, aber
wenn sie keine Auswirkungen auf die Pro-
duktivität haben, bringen sie uns nicht
wirklich etwas.


Die Psychologie sagt, dass sich Menschen
immer vergleichen. Der Millionär ver-
gleicht sich mit dem Milliardär und sagt:
Ich hätte auch gerne mehr.
Vielleicht müssen wir ein bisschen in Anti-
depressiva für Milliardäre investieren,
wenn die ärmer werden. Im Ernst: Hier
geht es um eine sehr kleine Gruppe von
Leuten. Die Wirtschaft funktioniert auch
ohne Milliardäre.
Aber 90 Prozent Steuern: Da nimmt der
Staat dem Bürger fast alles.
Schauen wir mal in die Geschichte. Von
1932 bis 1980 lag der Spitzensteuersatz für
Einkommen in den USA im Durchschnitt
bei 81 Prozent und für Erbschaften bei
75 Prozent. Hat das den Kapitalismus in
den USA zerstört? Offensichtlich nicht, so-
gar im Gegenteil: Das Wachstum war hö-
her als nach 1980. Wenn Sie 90 Prozent
Steuern in die Debatte einbringen, hören
manche Leute nicht mehr zu und sagen:
Das ist wie in der Sowjetunion. Was soll ich
da machen? Ich gebe mein Bestes, um his-
torische Belege vorzubringen. Aber wenn
Leute keine Bücher lesen wollen ...
Vielleicht ist Ihr neues Buch zu lang. Die
deutsche Fassung hat rund 1300 Seiten,
das sind noch mal Hunderte Seiten mehr
als Ihr „Kapital im 21. Jahrhundert“. War-
um bloß?
Ich schreibe auch kurze Gastbeiträge inLe
Monde, jeden Monat, 5000 Zeichen, das ist
sehr kurz. Lange Bücher sind notwendig,
um schwierige und herausfordernde Pro-
bleme zu beschreiben.
Auf Ihrer Webseite haben Sie noch zusätz-
liche Infografiken veröffentlicht, die
selbst im 1300-Seiten-Buch nicht unter-
gekommen sind. Hätten Sie gerne noch
mehr geschrieben?
In dem Buch analysiere ich Ungleichheits-
regime, also Institutionen und juristische
Regeln, die Ungleichheit rechtfertigen, in
Europa, Indien, Brasilien, China, Südafri-
ka, beginnend mit der Zeit der Kolonisie-
rung, also vom 16. Jahrhundert an bis heu-
te. Das war ein recht großes Projekt, das er-
fordert Platz. Man braucht ein bisschen
Zeit als Leser, aber wir haben ja keine Eile.
Die Welt war früher viel ungleicher als
heute, zeigt Ihre Rückschau. Warum dann
der ganze politische Vorstoß?
Die Ungleichheit in Deutschland und

Frankreich ist viel niedriger als vor hun-
dert Jahren, das stimmt. Das ist ein Grund
für Optimismus. Vor 100 Jahren konnte ich
als Eigentümer einer Wohnung den Mieter
einfach rauswerfen oder die Miete verzehn-
fachen. Oder Arbeiter im Handumdrehen
kündigen. Das ist jetzt völlig anders, in die-
se Richtung müssen wir weitergehen. Es
gibt aber ein Risiko.
Welches?
Seit den Achtzigerjahren erhöht sich die
Ungleichheit wieder, in Europa etwas, in
den USA stark. Die entscheidende Frage
ist: Folgt Europa dem Weg der USA oder
kehren wir zurück auf den Pfad des Fort-
schritts? Die europäische Oberschicht ist
versucht zu sagen: Schaut mal, ihr habt
nicht so viel verloren wie die Leute anders-
wo, also müsst ihr euch jetzt einschränken.
Das ist gefährlich. Sozialdemokratische Ge-
sellschaften haben nach dem Zweiten Welt-
krieg einen Konsens herausgebildet, wel-
chen Sozialstaat man haben will. Aber der
Konsens ist fragil. Wenn wir keinen alterna-
tiven Diskurs anbieten, wie wir das Wirt-
schaftssystem sozialer, internationalisti-
scher, gleicher machen können, dann,
fürchte ich, wird der nationalistische und
nativistische Diskurs stärker.

Nach „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ wa-
ren Sie der Rockstar der Ökonomie, der
Ungleichheit massiv angeprangert hat.
Das ist nun nicht mehr so stark herauszu-
lesen. Sind Sie weniger alarmistisch?
Vielleicht bin ich etwas weiser geworden.
Mein neues Buch schaut wohl etwas opti-
mistischer auf das Thema. Ungleichheit ist
vor allem eine Ideologie. Daher kann politi-
sche Mobilisierung einen Unterschied ma-
chen. Zahlreiche Länder haben das Niveau
der Ungleichheit viel schneller verändert,
als die Eliten dieser Gesellschaften das je-
mals für möglich gehalten hatten. Zum Bei-
spiel Schweden: Bis 1911 hatte das König-
reich ein Wahlrecht, in dem nur das reichs-
te Fünftel wählen durfte, manche Männer
hatten je nach Vermögen bis zu 100 Stim-
men. Wenn man jemandem 1911 gesagt hät-
te, dass Schweden innerhalb von ein paar
Jahrzehnten eines der gleichsten Länder
der Welt würde, hätte es niemand ge-
glaubt. Meine Botschaft ist also: Es gibt kei-
nen ausschlaggebenden ökonomischen,

technologischen oder kulturellen Faktor,
der über die Ungleichheit bestimmt. Es
geht alles über Politik.

Würden Sie im Sinne der politischen Mobi-
lisierung zu einem Generalstreik in
Deutschland aufrufen?
Die Frage ist doch, was Sie danach machen.
Welches Rechtssystem, welches Steuersys-
tem, welches Bildungssystem wollen wir?
Streiks können diesen Wandel in Gang
bringen, aber sie sind nicht ausreichend.
Im Fall Deutschland und Frankreich
kommt es vor allem darauf an, wie wir Eu-
ropa neu organisieren wollen. Das Europa
von heute dient dazu, dass große Konzerne
Gewinne machen; die Reichsten, die mo-
bilsten Steuerzahler, profitieren am meis-
ten. Das müssen wir ändern. Sonst wird
der Riss immer größer zwischen der Mittel-
schicht und der Unterschicht, die Europa
nicht unterstützt.

Sie wünschen sich, dass Deutschland und
Frankreich gemeinsam eine Vermögen-
steuer vorantreiben. Viele Ökonomen und
Juristen sind bei der Umsetzung skep-
tisch. Sie fürchten, dass Finanzbeamte die
Bürger zu Hause besuchen, um den Wert
ihres Autos, ihrer Gemälde und ihres
Schmucks zu schätzen.
Auch bei der Einführung der Einkommen-
steuer im 19. Jahrhundert hieß es, die sei
viel zu kompliziert. Als ich in Boston ge-
wohnt habe, musste ich die „Property Tax“
zahlen, eine Art Vermögensteuer auf mein
Haus. Das ist überhaupt nicht aufwendig.
Das Finanzamt beobachtet, wie hoch die
Preise in der Nachbarschaft liegen, berech-
net den theoretischen Wert der Wohnung.
Das steht dann in der vorausgefüllten Steu-
ererklärung. Wenn Sie damit einverstan-
den sind, was in 99 Prozent der Fälle der
Fall ist, kreuzen Sie einfach nur an, das
war’s. Sonst schicken Sie einen anderen

Vorschlag zurück. Für Finanzvermögen
geht es fast noch einfacher: Die Banken lei-
ten Ihre Informationen an die Steuerbehör-
de weiter. Damit wären 95 Prozent aller
Vermögen automatisch erfasst.
Aber was ist mit Familienunternehmen?
Die sind in Deutschland wichtig und argu-
mentieren, dass ihr Vermögen im Unter-
nehmen steckt.
Einige Familien möchten ihre Macht behal-
ten. Aber es liegt doch im Interesse der
deutschen Wirtschaft, diese zu teilen. So
ein Vermögen zu beziffern, ist schwierig.
Eine Möglichkeit wäre, Anteile am Unter-
nehmen abzutreten und diese etwa an An-
gestellte der Firma zu verteilen. Mein Ziel
ist nicht, Familienunternehmen in den
Bankrott zu treiben. Die typischen Mittel-
ständler sind ja keine Milliardäre. Meine
Vorschläge richten sich ausdrücklich nicht
gegen Millionäre, sondern Milliardäre.
Das wird den deutschen Mittelstand nicht
beruhigen.
Wir brauchen kleine und mittlere Unter-
nehmen. Genau diese verlieren zurzeit,
weil sehr große Konzerne, manche auch
aus Deutschland, von viel attraktiveren
Konditionen profitieren. Die zahlen pro-
zentual teilweise weniger Steuern als Klein-
unternehmer.

Um die Klimakrise zu lösen, sollen neue
Steuern erhoben werden, die aber vor al-
lem arme Leute belasten können. Wie wol-
len Sie diesen Konflikt lösen?
Wir haben es bei den Gelbwesten gesehen:
Wenn Sie CO2- und Energiesteuer für die
armen und mittleren Schichten erhöhen,
um dann das Geld dafür zu verwenden,
Steuersenkungen bei den Reichen durch-
zusetzen, ist Ärger programmiert. Das ist
auch mein Problem mit grünen Parteien.
Sie geben sich damit zufrieden, bei reichen
und hochgebildeten Wählern zu punkten.
Sie sind nicht ambitioniert, Vermögen um-
zuverteilen. Die Grünen können sich nicht
entscheiden, ob sie mit Linken oder Kon-
servativen regieren wollen. Wenn wir wirk-
lichen Klimaschutz haben wollen, wird das
nur durch einen großen Abbau sozialer Un-
gleichheit klappen.

Im Feuilleton erscheint am 11. März die Rezension
von „Kapital und Ideologie“.

Viel ist nicht bekannt über das Vermögen
derreichsten Deutschen – verständlich,
wer will schon seinen Kontoauszug in der
Öffentlichkeit vorzeigen. In Deutschland
gibt es etwa 200 Milliardenvermögen,
schätzen die WirtschaftsmagazineBilanz
undManager Magazin, die unabhängig
voneinander Firmenwerte, Aktienanteile,
Immobilien und Kunstwerte taxieren.
Geht es nach Thomas Piketty, gäbe es
in Deutschland bald viel weniger Milliardä-
re. Oder gar keine mehr. Denn er schlägt ei-
ne Vermögensteuer vor, die für die Aller-
reichsten enorm hoch wäre: 90 Prozent
sollen sie abgeben, und das pro Jahr. Be-
treffen soll das Vermögen von zwei Milliar-
den Euro und mehr. Diese Marke, so hat es
der dateninteressierte Ökonom Piketty
ausgerechnet, entspricht dem 10 000-Fa-
chen des Durchschnittsvermögens von
200 000 Euro pro Erwachsenem in Westeu-
ropa, den USA und Japan. Von zwei Milliar-
den Euro blieben nach einer Steuererklä-
rung 200 Millionen Euro übrig. Immerhin:
Im nächsten Jahr wäre somit auch weni-
ger Vermögensteuer zu zahlen. Ab 200 Mil-
lionen Euro schlägt Piketty 60 Prozent vor.
Zwei Millionen sollen mit fünf Prozent,
20 Millionen mit zehn Prozent besteuert
werden. Und außerdem: Die Erbschaft-
und Einkommensteuern sollen ebenfalls
für die größten Einkommen saftig steigen.
Unter einem Finanzminister Piketty hätten
die Reichsten nichts mehr zu lachen. BBR

„Die Wirtschaft funktioniert auch ohne Milliardäre“


Nachseinem Bestseller hat der Ökonom Thomas Piketty ein neues Buch geschrieben. Darin fordert er 90 Prozent Steuern und enorme
Umverteilungen. Ein Gespräch über seine Visionen für den Sozialstaat und die Frage, ob er einen Generalstreik in Deutschland befürwortet

MONTAGSINTERVIEWMIT THOMAS PIKETTY


Vermögensanteil des reichsten einen Prozents

20

10

0

30

40

50

60

70

Pikettys These:
Historisch gesehen wächst der Sozialstaat,
er sollte im 21. Jahrhundert weiterwachsen
Die Gegenthese:
Der Staat nimmt schon genug Steuern ein

Pikettys These:
Als die Steuern höher waren, war auch das Wachstum höher

Die Gegenthese:
Die hohen Steuern waren nicht der Grund für das höhere Wachstum,
Steuern hemmen Konsum und Innovation

Pikettys These:
Der Anstieg der Ungleichheit seit den
1980ern ist gefährlich
Die Gegenthese:
Die Ungleichheit ist historisch niedrig und
kein Grund zur Sorge

SZ-Grafik; Quelle: http://www.piketty.pse.ens.fr/en/ideology

Steuereinnahmen in Prozent des Nationaleinkommens

Historische Daten, gegensätzliche Lesarten


1900 1920 1940 1960 1980 2000 2020

0

20

40

60

80

100

1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000

0

10

20

30

40

50

60

Deutschland Großbritannien Frankreich USA Schweden

1900 1920 1940 1960 1980 2000

Spitzensteuersatz für Einkommen

Umfasst alle Steuern, Zölle,
Sozialbeiträge und sonstige
Pflichtbeiträge. Piketty
definiert das National-
einkommen als Brutto-
inlandsprodukt minus
Kapitalentwertung
und plus oder minus
Nettoeinkommen
aus dem Ausland

Für die USA wurden fünfjährige
Durchschnittswerte genommen

Hohe Steuern


TinaMüller, 51, ehemalige Opel-Mana-
gerin, wildert, wie dieLebensmittelzei-
tunges ausdrückt, in der Drogerie. Ge-
meint ist: Die Chefin der Parfümerieket-
te Douglas verantwortet einen Strategie-
schwenk im Onlinegeschäft von Dou-
glas. Auf dem Online-Marktplatz baut
der Händler dort derzeit ein Sortiment
mit 4000 Artikeln auf, das einer Droge-
rie gut anstehen würde. Der sonst eher
für hochpreisige Luxus-Kosmetika be-
kannte Douglas-Konzern holt Produkte
aus dem Massenmarkt in sein Pro-
gramm: Cremes und Duftwässerchen
von Nivea, L’Oréal oder Manhattan.
Dazu kommt: Müllers (FOTO: DPA) Strategie-
schwenk beinhaltet auch eine Preisoffen-
sive. Die Artikel werden teils mit einem
ziemlich großen Rabatt verkauft. „Wir
bieten auf Kundenwunsch Drogeriearti-
kel an und sind optimistisch, dass das
Sortiment funktioniert“, teilte das Unter-
nehmen auf LZ-Anfrage mit. Der Kon-
zern hat immer mal wieder günstige
Düfte aus dem Massenmarkt angebo-
ten, aber bisher
nicht in diesem Aus-
maß. Gleichzeitig
versuchen sich Dro-
gerien ihrerseits hier
und da im Geschäft
mit hochpreisigen
Kosmetikprodukten.
Da vermischt sich
was. kläs

Ingo Bank, 51 und Noch-Finanzchef bei
Osram, hatte bei der Hauptversamm-
lung des Lichtkonzerns vor rund drei
Wochen noch Wichtiges mitzuteilen.
„Wir wollen die Kosten im Zeitraum von
2018 bis 2022 insgesamt um bis zu 300
Millionen Euro senken”, sagte Bank in
München. Bisher war es um 220 Millio-
nen Euro gegangen, und dass Osram
gerade kräftig spart, hat nicht zuletzt
auch mit der laufenden Übernahme
durch das österreichische Chip-Unter-
nehmen AMS zu tun. Jetzt teilte Osram
mit: Bank wird bereits zum 1. Mai zu
dem Unternehmen aus der Steiermark
wechseln. Er wird also von dem Unter-
nehmen, das gerade übernommen wird,
zu jenem gehen, das übernimmt. AMS
aus Premstätten bei Graz hält derzeit an
die 60 Prozent der Osram-Aktien; ge-
plant ist ein Beherrschungsvertrag, mit
dem AMS dann die volle Kontrolle über
die Münchner hätte. Noch ist es aber
nicht so weit, auch wenn der Finanzchef
schon einen großen Schritt weiter ist.
„Die Bestellung von Ingo Bank in den
AMS-Vorstand ist eine wichtige Weichen-
stellung für das künftige Zusammen-
wachsen beider Unternehmen und sorgt
für Kontinuität im Management“, lobte
Osram-Aufsichtsratschef Peter Bauer
die Berufung. Die Vereinbarung beider
Unternehmen sehe „gemischte Teams
beider Unternehmen als Voraussetzung
für eine erfolgreiche Integration vor“, so
der Kontrolleur. So hatte man das auch
vereinbart: Bei einer Fusion solle ein
Osram-Manager in den Vorstand beru-
fen werden. Die Frage wird dann nur
sein: Wie geht es weiter mit jenen Osram-
Geschäften, von denen sich AMS gerne
trennen würde und an denen die Arbeit-
nehmervertreter bei Osram festhalten
wollen? Es wird also in den nächsten
Monaten vor allem darum gehen, Inter-
essen auszutarieren. Und es wird die
Frage sein, ob dies auf Augenhöhe ge-
schieht – und welchen Part genau dann
der nächste AMS-Finanzchef Bank (FO-
TO: DPA) hier spielen wird. Interessant
dürfte dann auch sein, welche Rolle man
für den amtierenden Osram-Chef Olaf
Berlien einplant.
Anfangs warnte er
noch vehement vor
den Risiken einer
Fusion, dann warb er
dafür. Sein Vertrag
bei Osram läuft übri-
gens noch bis Ende


  1. Bis dahin ist
    noch viel Zeit. thf


Thomas Wankewird nach der Übernah-
me von Sportscheck durch die österrei-
chische Signa Retail neuer Sportchef des
Warenhauskonzerns Galerie Karstadt
Kaufhof mit insgesamt 52 Filialen und
einem ambitionierten Online-Geschäft.
Zuletzt verantwortete Wanke (FOTO: OH)
den Vertrieb der Warenhausgruppe.
Zudem war der Manager maßgeblich an
der Zusammenführung der etwa 180
Warenhäuser von Kaufhof und Karstadt
im Zuge der Fusion beteiligt, die René
Benko, Chef der Signa Holding, herbeige-
führt hatte. Sport halten die Verantwort-
lichen des Konzerns für einen zentralen
Wachstumstreiber in einem ansonsten
eher schwierigen Geschäft mit Beklei-
dung und Haushaltswaren. Wanke war
früher Chef von Karstadt Sports und
kennt den Sportartikelmarkt insofern
bereits gut. Er hat darüber hinaus Kar-
stadt mitsaniert, was Signa-Retail-Chef
Stephan Fanderl nun mit der Beförde-
rung honoriert. Wanke sagte laut Presse-
mitteilung, für ihn
sei die Fusion von
Karstadt Sports und
Sportscheck „eine
Herzensangelegen-
heit“. Markus Rech,
der bislang Sport-
scheck führte, schei-
det aus dem Unter-
nehmen aus. kläs

„Mein Ziel ist nicht,
Familienunternehmen
in den Bankrott
zu treiben.“

(^16) WIRTSCHAFT Montag, 9. März 2020, Nr. 57 DEFGH
FOTO: SANDER KONING/ANP/AFP
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