Frankfurter Allgemeine Zeitung - 03.03.2020

(Michael S) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen DIENSTAG, 3.MÄRZ 2020·NR.53·SEITE 23


cag. HAMBURG.Volkswagen will,
wie es inWolfsbur gheißt, „perspekti-
visch“ aus dem Geschäftmit Erdgasau-
tosaussteigen. 110000 Autos,diemit
Erdgas angetrieben werden, haben die
Markendes Wolfsbur gerKonzernsim
vergangenen Jahrverkauft. Bei mehr
als zehn MillionenAutos, dieVolkswa-
genimJahr an neueKunden ausliefert,
bleibt das Erdgasautodamit trotz hoher
Erwartungen ein Nischenprodukt.„Die-
se Autosbekommenkeine Nachfolger
mehr“, sagteVW-Entwicklungschef
Frank Welschjetzt in einem Gespräch
mit dem „Handelsblatt“. Grund für die-
se Entscheidung desKonzerns seien
die geringen Verkaufszahlen der Model-
le. „DieResonanzamMarkt istnicht ge-
wach sen“, sagteWelsch. Es sei nicht ab-
sehbar,dasssichdie Verkaufszahlen er-
kennbarsteiger nließen.
Die vonWelschjetzt verkündete Ent-
scheidung passt in dieStrategievon
VW-Chef HerbertDiess, der alle Ener-
gie auf dieWende zur Elektromobilität
bündeln will.„Wenn wir die Mobilitäts-
wende und dieUmweltziele ernstneh-
men,müssenwirunsaufdenbatterie-
elektrischen Antrieb konzentrieren“,
sagteauchWelsch. Alles anderever-
schwenderegenerativeEnergie.Noch
vorknapp drei Jahren hörte sich das un-
terdem damaligen VW-Chef Matthias


Müller,der im April 2018vonHerbert
Diessabgelöstwurde,ganz andersan.
Da wollteVolkswagen den als umwelt-
freundlichgeltenden Gasantrieb noch
deutlichausbauen. Eine Flotte von
etwafünf Millionen Fahrzeugen mit
Gasantrieb erwarteten dieWolfsbur ger
und ihreKooperationspartner aus der
Energiewirtschaftdamals bis zum Jahr
2025 auf deutschenStraßen–was einer
Verzehnfachung der damals in Deutsch-
land zugelassenengasbetriebenenAu-
tosentsprochen hätte. „Diekurzfristige
Verfügbarkeit macht Erdgas zu einem
wichtigen Baustein unserer Gesamtstra-
tegie zur umweltfreundlichen Mobilität
der Zukunft“, hieß es bei VW.
DafürgabesGründe.Noch 2017 wa-
reninDeutschland–verglichen mit
500 000 Erdgasautos–insgesamt nur
rund 200 000 Elektroautos und Hybri-
de zugelassen. Seitdem hatvorallem
die Politik dieWende zur Elektromobili-
tätgefordertund mit Subventionen und
verschärften CO 2 -Vorgaben befördert.
Um die vorgegebenen Grenzwerte für
ihreFlotten einzuhalten, müssteVWne-
ben seinen Benzinernund Dieselautos
deutlichmehr Gasautosverkaufen als
Elektroautos.Das E-Autowirdals emis-
sionsfrei gewertet,auchwenn der
Strommix in Deutschland es beimFah-
rennur schwer umweltfreundlicherals
den Gasantriebwerden lässt.Rund 15
Modelle mit Gasantrieb haben die Mar-
kendes VW-Konzerns im Angebot. Es
kommen auchnoch neue Modelle auf
den Markt, hieß es am Montag inWolfs-
burg. Dochperspektivischhat Gas bei
Volkswagenkeine Chance mehr.
Erst im Januar hat Konzernchef
Diessbei einem Managertreffengesagt:
„Zur Komplexitätsreduzierunggehört
auch, dasswir unsereAktivitätenregel-
mäßig prüfen und uns fragen:Waskann
wegfallen,wasbrauchen wir neu?“ Er
nannte damals die Brennstoffzelle und
die sogenannten LiquidFuels .„Sie sind
auf einen absehbarenZeithorizontvon
mindestens einem Jahrzehntkeine Al-
ternativefür Pkw-Motoren“, sagteer.
„Wir brauchen dievolle Konzentration
auf den Durchbruc hder Elektromobili-
tät. “Auchfür Gas blieb dakein Platz.
AufElektromobilität, dasvernetzte
Auto un dautonomesFahrenwill VW
deswegen auch seineForschungs- und
Entwicklungsaktivitäten konzentrie-
ren. Diess forderte in Wolfsburgim-
mer wieder einUmdenkenvon der al-
tenVolumenorientierung zur Ergebnis-
qualität, um dauerhaftbessere Ziel-
margenzuerreichen. 6Prozentdes
Umsatzes für Forschungs -und Ent-
wicklungsausgabenund für Investitio-
nensindinseine nAugen deswegen
dieObergrenze. VW liegt darüber, der
japanischeWettbewerber Toyota liege
bei 3bis 4Prozentund geltedenno ch
als innovati vund umweltfreundlich.
(Kommentar Seite26.)

lid. NEWYORK.Die Nachrichtvom
Einstieg desgefürchtetenHedgefonds
Elliott Managementhat der Aktie des
Kurznachrichtendienstes Twitter am
Montag einen kräftigen Schubgegeben.
Der Kurs stieg zeitweise um mehrals 7
Prozent, nachdem dieNachrichtenagen-
tur Bloomberggemeldethatte, dassEl-
liott einengrößeren Anteil anTwitter
gekaufthat. In dem Bericht hieß es, der
vonPaul Singergeführte Hedgefonds
wolle aufgrößereVeränderungen drän-
gen, wozu auchgehören solle, denVor-
standsvorsitzendenJackDorse yzuer-
setzen. Dorseyist einer der Mitgründer
und hat denVorstandsvorsitz im Jahr
2015 übernommen, alsTwitter inTurbu-
lenzensteckte. Seither hat sichdas Un-
ternehmen an der Börse aber nochim-
mer schlechtergeschlagen als manche
Wettbewerber wie etwa das soziale
Netzwer kFacebook.ElliottsVersuch,
für einenFührungswechsel zu sorgen,
soll dem Bericht zufolgeunter anderem


damit zu tun haben, dassDorse yneben
Twitter auchden BezahldienstSquare
führtund außerdemgesagt hat, erwol-
le in diesem Jahr drei bis sechs Monate
in Afrikaleben. Elliott istallgemein be-
kannt dafür,bei Unternehmen einzu-
steigen und mit aggressiven Methoden
Veränderungen zu erzwingen. Der He-
dgefonds hat zuletzt auchDeutschland
ins Visier genommen und sichzum Bei-
spiel bei Thyssen-Krupp und Bayeren-
gagiert. Der Einstieg beiTwitter hat
aucheine politischeKomponente.Paul
Singer istals Geldgeber für dieRepubli-
kanischePartei bekannt, und nachdem
er anfangs nochgegen DonaldTrump
war, unter stützt er den amerikanischen
Präsidenten heute.Trumpwiederum ist
zwar einerseits eifrigerTwitter-Nutzer,
beklagt sichaber auchregelmäßig über
das Unternehmenund andereInternet-
konzerne, denen ervorwirft,konserva-
tivepolitischePositionen zu unterdrü-
cken.(Kommentar Seite26.)

Wer sind die Virenschleudern?
WarumFledermäuse alsÜberträger
den schwarzenPeter haben

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Gemeinschaft der Besonderheiten
Die Geschlechterforschung sucht
ein neuesfeministischesKollektiv

Im Feldegeblieben
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde
der Expressionismusbegraben

E


rzieht seinen Colt, schießt und
pustetden Rauchaus dem Lauf.
Dann lächelt Ulf MarkSchnei-
der verschmitzt. DerVorstands-
chef vonNestlé hat in diesem Moment
nicht wirklicheinen Revolver in der
Hand. Er simuliertdie Szene, die man aus
alten Westernkennt, mit zwei ausge-
strecktenFingern und dem Daumen sei-
ner rechten Hand, um gutgelauntvonei-
ner besonderenVeranstaltung zu erzäh-
len: „The Great BurgerShoot-out“. Dabei
handelt es sichumeinen betriebsinter-
nen Wettbewerb in Nestlés Produkt- und
Technologiezentrum in Singen. Endever-
gangenen Jahres präsentiertendort30
Teams jeweils eine selbstentwickelteVer-
sion eines Hamburgers.Die Einsichten
aus der „Schießerei“flossen sogleichin
die Produktentwicklung ein.
„IchliebeBurger“, sagtSchneider,derei-
nigeStudien- und BerufsjahreinAmerika
verbracht hat, lange bevorer2017 an die
Spitzedes größten Nahrungsmittelkon-
zerns derWelt rückte. ImUnte rschied zu
den i nBrötchen gepapptenBratl ingenvon
damalsjedochsind die neuen Burgeraus
den Testküchen vonNestlé freivonFleisch.
Unddochsollen diesepflanzlichen Deriva-
te möglichstsoschmeckenund aussehen
wie die altbekannten Originale.
Echt eVegetarier halten diese Mimikry
für „kompletten Unsinn“, wie Patrice
Bula unumwunden zugibt.Bula is tinder
Nestlé-Konzernleitung für diegroßen Ge-
schäftsfelder wieFertiggerichte(Maggi,
Wagner), Süßwaren (Kitkat, Smarties),
Kaffee (Nespresso,Nescafé),Wasser (Vit-
tel, Perrier) undTiernahrung (Purina,Fe-
lix) zuständig. Nestlé zielt mit seinenve-
ganen Hamburgern und Würs tenvor al-
lem auf die sogenannten Flexitarier.Das
sind all jene Esser,die nichtganz, aber
teilweise auf Fleischverzichtenwollen.
Undwenn sieverzichten, soll sichdie
Speise möglichstimmer nochwie Fleisch
anfühlen und so schmecken. „Flexitarier
machen inzwischen 30 Prozent derWelt-
bevölkerung aus“, sagt Bula undfolger t:
„Das istein sehrgroßer Markt.Und den
wollen wir für unsgewinnen.“Auch der
Konzernchef Schneidergerätins Schwär-
men, wenn es um das Geschäftmit neuen
Produkten auf BasisvonSoja-, Erbsen-
oder Weizenproteinengeht.Dieses trug
im vergangenen Jahr zwar erst 200 Millio-
nen Franken zum Gesamtumsatzvon93
MilliardenFranken (87 Milliarden Euro)
bei. Aber Schneider setzt dieseZahl in
Verbindung zu dem Erlösvon12Milliar-
den Franken, denNestlé 2019 insgesamt
mit Fertiggerichten erwirtschaftethat.
Damit will er signalisieren: Schaut her,es
gibt nocheinen sehrgroßen Spielraum
für den Ersatz fleischhaltiger Speisen
durch spezielleKompositionen auf Pflan-
zenbasis.

Milliarden für dieForschung

Tatsächlichwagen sichdie Nestlé-Pro-
duktentwickler nachdem Austauschvon
Rind- und Schweinefleischnun auchan
pflanzliche Ersatzstoffefür Huhn und
Fischheran. Die ChickenNuggetsaus
Soja- undWeizenproteinen sindvonTex-
tur und Geschmackher kaum vonden
freilichohnehin meistblassen Original-
versionen zu unterscheiden, in denen die
Panade und derKetchup auf derZunge
die Richtungvorgeben. Große Hoffnung
setzen dieTüftler um denTechnologie-
ChefStefan Palzer auchauf den Thun-

fisch-Ersatz aus Erbsenproteinen, der im
Laufedieses Jahres lanciertwerden soll.
Aufdem Feld derTiefkühlpizzen lassen
sichauchnoch etliche fleischfreieVarian-
tenentwickeln. In Amerikaist Nestlé mit
einer Pizza amStart, deren Bodengetrei-
de- undglutenfrei ist,weil er aus Blumen-
kohl besteht.„Die verkauftsichsuper“,
schwärmtPalzer.
Nestlé is tnicht derVorreiter auf dem
Markt fürvegane Nahrungsmittel.Aber
im Gegensatz zu früherenZeiten, als der
Lebensmittelriese regelmäßig neue
Trends verschlief und Marktanteile an
pfif fige jungeWettbewerber verlor,haben
die Schweizer in diesemFall schnellrea-
giertund tüchtig in dieses Geschäftinves-
tiert. Mit ihrenveganen Burger-,Hack-
fleisch- und Wurstprodukten sind sie jetzt
auf denselbenFeldernunter wegs wie das
gefeierte amerikanischeStart-up-Unter-
nehmen Beyond Meat.Dieses hat seinen
Höhenflug an der Börsewohl auchwegen
der Offensivevon Nestlé nichtfortsetzen
können. Der Branchengigant aus dem be-
schaulichenStädtchenVevey am Genfer
See hat mit seinemglobalenVertriebs-
netz und seiner enormenFinanz kraf tbes-
sereMöglichkeiten, seine Produkteinal-
ler Welt feilzubietenund so Größenvortei-
le zu nutzen. Dies machtNestlé auchfür
Partner aus der Systemgastronomie inter-
essant.Die europäischen McDonald’s-Fi-
lialen beziehenbereits pflanzliche Boulet-
tenaus derPalett eder Nestlé-Marke Gar-
den Gourmet.
Als Schneidervorgut drei Jahren die
Führung vonNestlé übernahm,wardie
Mission klar:Der ehemaligeFresenius-
Chef solltedem trägegewordenen Riesen
Beine machen und ihm endlichwieder zu
mehrWachstum verhelfen. Dabei setzte
der Deutschegleichzeitig zwei Hebel in
Bewegung.Zumeinen gaberschwach-
brüstigeEinheiten ab undkaufte wachs-
tumsträchtigeUnternehmen dazu.Zum
anderen beschleunigteerdas Innovations-
tempoinden Forschungs- und Entwick-

lungsabteilungen, die sichNestlé jährlich
1,7 MilliardenFrankenkosten lässt.So
werden die hauseigenenTüftle rdarauf ge-
trimmt, wissenschaftliche Fortschritte
flotterink onkrete Produktideen zu über-
tragen undruck,zuckerste Protot ypen zu
kreieren.

Mittelgegendie Zellalterung

Besondersstolz is tder Technologie-Chef
Palzer auf die Ideenschmiede namens
„SharkTank“. Dahinterverbirgt sichdie
betriebsinterneVersion derFernsehserie
„Die Höhle der Löwen“. Mitarbeiter,vor
allem aus derForschungsabteilung,stel-
len ihreProduktidee einerFachjuryvon
zehn Leutenvor, die binnen einer halben
Stunde darüber entscheidet, obNestlé für
das soeben präsentierte Projekt Gelder
bereitstellt.Wenn der Daumen nachoben
zeigt, wirdein Team zusammengestellt,
welches das Produkt vier bis sechs Mona-
te lang weiterentwickelt.Insgesamt soll
zwischen Produktidee und Markteinfüh-
rung lediglichein Jahr liegen.
Über den „SharkTank“ seien Produkte
wie dervegane „Incredible Burger“, der
„Solar Freezer“, eine solarbetriebene
Speiseeis-Truhe für heißeWeltregionen,
und der „Roastalier“, einKaffee-Röstsys-
temfür Cafés, Barsund Bäckereien, ent-
standen,sagt Palzer.Auchdas jüngste Pre-
mium-Produkt aus dem Programm der
amerikanischen Kaffeehaus-Edelkette
Blue Bottle, dieNestlé 2017 für viel Geld
übernommen hat, istdem betriebsinter-
nen „Haifischbecken“ entsprungen: ein
löslicherKaffee in Beutelchen àvier
Gramm für drei Dollar dasStück.Das ist
der teuersteKaffeeimSortiment, sechs-
mal soteuer wie eineKapsel Nespresso.
Dochdie Kunden greifen zu: In Japanwa-
rendie Pül verchen zeitweise sogar ausver-
kauft, berichten dieNestlé-Manager.
Der bisherigeErfolg des „SharkTank“-
Projekts liegt fürPalzer darin begründet,
dassdamit Kreativität undUnternehmer-

geistgeweckt würden,wasgerade für ei-
nen sogroßenTanker wieNestlé nicht
selbstverständlichsei. „Dieser Ideenwett-
bewerb is tungeheuer motivierend für un-
sereMitarbeiter.“ Zugleichverändere
sichdie Kultur imUnternehmen. „Früher
haben wirvonoben aus entschieden,was
wir entwickeln.“Das drehe sich jetzt lang-
sam um,wobei nicht nur die Mitarbeiter
stärkerindie Ideenfindung eingebunden
würden, sondernauchStart-up-Unterneh-
men, die disruptiven Geistverströmten
und Nestlé so wach halten sollten. Im Er-
folgsfall winkt eine Beteiligung des Gro-
ßen beim Kleinen. Wissenschaftliche
Partner aus den EidgenössischenTechni-
schen Hochschulen in Lausanne (EPFL)
und Zürich(ETH)runden das innovati-
onsfördernde Ökosystem ab.
Davonprofitiertvor allem das Geschäft
mit gesundheitsfördernden Produkten
(Nestlé Health Science), das eng mit der
EPFLverdrahtetist.Über dieseVerbin-
dungdürfteNestlé auchzuder Be teili-
gunganAmazentisgefunden haben. Die-
ses jungeSchweizer Forschungsunterneh-
men hat einenNährstoffentwickelt, der
dem altersbedingtenVerfall vonZellen
und Muskeln entgegenwirkensoll.Dank
der Kooperation mit Amazentis willNest-
lé nochindiesem Jahr freiverkäufliche
Nahrungsergänzungsmittel auf den Markt
bringen,welche dieZellalterung bremsen
oderteilweiseverhindernsollen.
GroßeWachstumschancen siehtNestlé
auchinder personalisiertenErnährung
für Zwei- wieVierbeiner.Das imvergan-
genen Jahr erworbeneUnternehmen „Per-
sona“ schickt seinenKunden monatlich
einenCocktailvonMineral- undVitamin-
pillen zu, der auf den jeweiligen Antwor-
tender Kunden in einem umfassenden
Fragebogen beruht.ImGeschäftmit Tier-
futter ,das prächtigeGewinnmargenbe-
schert, bietetNestlé inzwischen ebenfalls
maßgeschneiderte Pa kete an: Die2018er-
worbeneFirma „Tails.com“ aus Großbri-
tannienfabriziertund versendetHunde-
futter ,das auf dieRasse, das Alter und die
Befindlichkeit des jeweiligenTiersabge-
stimmt ist. Es gibt sogar speziellesFutter
für Hunde, die unter Gelenkproblemen,
Gedächtnisschwäche oder einem Reiz-
darmleiden.Undfür Katzen hatNestlé
nachzehnjährigerForschungsarbeit ein
Futt er entwickelt, das dafür sorgensoll,
dassdie allergischen Reaktionen der Men-
schen aufKatzenhaaredeutlichschw ä-
cher ausfallen.
Die Beschleunigung der Innovations-
prozesse hat nachAussag evon Palzer
dazu geführt, dassNestlé imvergangenen
Jahr 30 Prozent mehr neue Produkteauf
den Marktgebracht hat als im Jahr zuvor.
Nur: Wieviele derNeueinführungenwer-
den am Ende aucherfolgreichsein? „Das
istschwerzusagen“, antwortetPalzer
und fügt hinzu, dassman bereit sei, eine
gewisse Misserfolgsrat ezuakzeptieren.
Dasslängst nicht alle Blütenträume im
HauseNestlé aufgehen, zeigt der Flop mit
dem ausgehöhlten, kalorienarmen Zu-
cker,der imkonkretenSchokoladenein-
satz versagt (F.A.Z.vom14. Februar).
BeimKundenkamdie Neuerung nicht
gut an. Jetzt basteln dieForscher an ei-
nem neuenKonzept, um dem als „weißes
Gift“verschrienen Süßstoff an den Kra-
genzugehen.Auch an der Fleischersatz-
frontgeht es immerweiter .Indiesem
Jahr plantNestlé wieder einen „Great
BurgerShoot-out“. Der Chef-Cowboy
und Burger-FanSchneider freut sich
schon darauf: „Da will ichunbedingt da-
bei sein.“

MOR GEN IN NATUR


UNDWISSENSCHAFT


Esgeht um dieWurst: Nestlé
setzt mit seinenfleischlosen
Angeboten auf diewachsende
Gruppe der sogenannten
Flexitarier.
Foto AFP

Ausder Erbse,nicht aus dem Meer:Nestlé-Thunfisch FotoBloomberg

ash. FRANKFURT. Streamingdienste
im Internet und für Mobilfunk rüsten
weiter auf–vor allem auchmit Sportun-
terhaltung. So will der AnbieterDazn,
welcher in Deutschland unter anderem
Live-Spiele aus der Bundesligaund
Champions League imFußball zeigt, sei-
ne Präsenz in bisher neun Ländernauf
fast alle Regionen derWelt vergrößern.
Nach Angaben desUnternehmens soll
als ersteVeranstaltung ein Boxkampf
des mexikanischen SuperstarsCanelo
Alvarezinder Nachtvom 2. auf den 3.
Mai erstmals direkt in allen Märkten
übertragenwerden. Dafür habe Dazn in
denvergangenen zwei Jahren zurVorbe-
reitung Live-Rechte führender Box-
Agenturen erworben. „Deutschland,
Österreichund die Schweizwaren2016
die weltweit ersten Märkte, in denen
Dazn an denStartgegangen ist. In den
vergangenen dreieinhalb Jahren haben
wir hier bewiesen, die Zukunftdes Live-
Sport-Broadcastingsgestalten zukön-
nen, und sind zumgrößten Anbieter


vonLive-Sport-Übertragungen im
deutschsprachigen Raum gewachsen“,
sagteThomas de Buhr,Dazn-Chef für
den deutschsprachigenRaum. Nunwol-
le man den Appetit nachLive-Sportvon
Fans auf derganzen Welt stillen.
Hinter Daznsteht die Beteiligungsge-
sellschaftAccessIndustries des britisch-
amerikanischen MultimilliardärsLeo-
nardBlavatnik.Der Anbieterhat sich
den Rufals „N etflix des Sports“ erwor-
ben. Dochdürfteder Dienstderzeit auf-
grund vieler Investitionen hochdefizitär
sein. Zahlen werden nichtgenannt.
Sportrechtewerden vonStreaming-
diensten heiß begehrt. Sogeratenklassi-
sche Fernsehsender mit Bezahlangebo-
tenwie Sky unter Druck. AuchAmazon
hat sichChampions-League-Rechte für
Deutschlandgesichert. Ähnlich investie-
rendie DeutscheTelekommit Magenta
TVoder RTLmit TVNow. In denVerei-
nigtenStaatenexpandiertDisneymit
seinem Sport-StreamingdienstESPN+.

Der vegane Riese


StreamingdienstDazn rüstetauf


Live-Sportfür die meistenLänder derWelt


VW verabsch iedet sich


vomGasantrieb


Der frühereHoffnungsträgerhat keine Chance mehr


Elliott setztTwitter unter Druck


Hedgefonds will angeblichRücktrittvonJackDorsey


Veggie-Wurst,Pizza aus Blumenkohl,


Thun fischaus Erbsen:Nestlé, größter


Nahrungsmittelkonzern derWelt, geht neue


Wege.Ein in ternes Haifischbeckenhilft.


VonJohannes Ritter,Vevey

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