Frankfurter Allgemeine Zeitung - 03.03.2020

(Michael S) #1

SEITE 24·DIENSTAG, 3.MÄRZ 2020·NR. 53 FUnternehmen RANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


Ein Hang zu schweren Motorrädernwur-
de JochenZeitz schon immer nachgesagt.
So is teskonsequent, dassder frühere
Chef der deutschen Sportartikelmarke
Puma einspringt, um Harle y-Davidson
aus der Misere zu helfen. Der 56 Jahrealte
Deutsche istfür eineÜbergangszeit zum
Vorsta ndschef der traditionsreichen ameri-
kanischen Biker-Marke ernanntworden.
Zeitz folgt Matt Levatich, derwegender
prekären Lagegehen musste. Die Legiti-
mation für diesenFeuerwehreinsatz er-
gibt sichaus derTatsache, dassZeitz ne-
ben seinem damaligen Chefpostenbei
Puma schon 2007 als Mitglied in den Har-
ley-Verwaltungsrat eingestiegen ist.Zeitz
bleibt so langeChef der Amerikaner,bis
die Nachfolgedauerhaftgeregelt ist. Es
wirdseine Hauptaufgabe sein, einengeeig-

netenKandidaten zufinden. DerVerwal-
tungsrat und dasFührungsteamvonHar-
ley-Davidson würden auf der Suche eng
zusammenarbeiten, ließZeitz wissen.
Streng genommen istder damals am bes-
tenbezahlteManager Deutschlandsvor
vielen Jahren inFrühpensiongegangen.
Mitte2011 schied er mit 48 Jahren bei
Puma aus undwechselteinden Verwal-
tungsrat des französischen Puma-Großak-
tionärsPPR (heuteKering). Die Glanzzei-
tender Marke mit derRaubkatze im Logo
als ertragsstärksterSportartikelhersteller
warendalängstvorüber.Der 1993 einge-
tretene Puma-Chefrettete das Unterneh-
men zwar mit demstarkenFokus auf
Mode.Dann aber wurde dasgroße Ge-
schäf tmit Lifestyle zunehmendzum Pro-
blem,steuerte Zeitz nichtgegen.

Seit demRückzug setzt er sichmit der
PrivatstiftungZeitz Foundation fürNach-
haltigkeit,ökologis chen Tourismus,Sozia-
les undKulturelles in Afrikaein. Er mach-
te Schlagzeilen als Initiator des zeitgenös-
sischen Museum of ContemporaryArt,
das 2016 inKapstadt öffnete.
In die operativen Geschäfte vonHar-
ley-Davidson wirderkaum einsteigen.
Das Unternehmen istineine tiefeKrise
gestürzt, da dieVerkäufe2019 zum fünf-
tenMal hintereinanderstarksanken. Der
Motorradhersteller leidetunter den Han-
delskonflikten mit hohen Importzöllen
auf Stahl und Aluminium, die Amerikas
Präsident DonaldTrump2018 verhängt
hat, undvonVergeltungszöllen der EU.
Die Einführung des Elektro-Motorrads
mussteverschobenwerden. kön.

W


er Damian Boeselager zu-
hört, musssichkonzentrie-
ren. Wenn der 2019 erst-
mals gewählte Europaabge-
ordnete seine politischen Schwerpunkte
herunterrattert, fragt man sichschnell,
wie er sein Programm bewältigen will.
Boeselager beschäftigt sichmit derZu-
kunftder EU,mit europäischer Industrie-
politik, der Digitalisierung, dem Daten-
schutz,Künstlicher Intelligenz, dem EU-
Haushalt, mit bürgerlichenFreiheitsrech-
tenund mit Migration. Undwas er sagt,
hat in derRegelHand undFuß;essind
nicht die Sprechblasen, die aus dem Euro-
päischenParlament oftzuh ören sind.
Der Abgeordnete,der in derkommen-
den Woche 32 Jahrealt wird, istinmeh-
rerlei Hinsicht ein ungewöhnlicherPoliti-
ker. Sein Wahlkreis istdie ganze EU.In
Brüssel undStraßburgist Boeselager der
einzigeAbgeordnete der Partei Volt.Die
definiertsichkonsequentgesamteuropä-
isch: Sie ist–als er ste Partei überhaupt–
in ganz Europa präsent, hat ein europa-
weit einheitliches Programm und will nur
europäische Interessenvertreten. Boese-
lager istder Volt-Kopf. Im Januar 2017
hat er diePartei mit zweiFreunden, einer
Französin und einem Italiener,gegrün-
det. Nurgut zwei Jahrespäter ,imMai
2019, schaffteeresa ls einervon96Deut-
schen und als einzigerVolt-Abgeordneter
ins Europaparlament.Auchwenn der
Stimmenanteilvon0,7 Prozent nur sehr
knapp für den Einzugreichte,wardas ein
großer Erfolg –Volt erhielt in Deutsch-
land fast 250 000Stimmen.
Dassaus der Drei-Freunde-Parteibin-
nen zwei Jahren einerelevanteGröße
werden konnte, lag sicher auchanden po-
litischenUms tänden. Anfang 2017waren
die alten europäischen Gewissheiten so
gefährdetwie nie zuvor seit dem Zweiten
Weltkrieg. Das Brexit-Referendum lag
ein halbes Jahr zurück, DonaldTrump
wargerade amerikanischer Präsidentge-
worden, Marine LePenhatterealistische
Chancen, zur französischen Präsidentin
gewählt zuwerden. Die „alten Europäer“,
geradedie Parteipolitiker,schienen der
Wiedergeburtdes Nationalismuswenig
entgegenzusetzen zu haben.
Schnellformierte sichdamals eine Ge-
genbewegung, die jung, gesamteuropä-
ischaufges tellt und einwenig elitärwar.
Es entstand die Initiative„Pulse of

Europe“, die nacheigenerAussagedie
„stillen Befürworter Europas motivieren“
wollte. Undvor allem die jungen Akade-
miker der Erasmus-Generation erkann-
ten, dassihr Lebensstil in Gefahrgeriet.
Boeselager und seineFreundewollten die-
se proeuropäischeStimmung durch eine
Parteigründung politischkanalisieren.Fi-
nanziertwurde derParteiaufbauvoral-
lem über Crowdfunding.Trotzder politi-
schenUmst ändewarder Volt-Aufstieg
ohne diePerson des Parteichefsnicht
denkbar.Soklischeehaftesklingen mag,
Damian Hieronymus JohannesFreiherr
vonBoeselager personifiziertgeradezu
die alteThese, dassEuropa ein Elitenpro-
jekt ist. Der Jesuitenschülerstammt aus ei-
ner bekanntenFamilie. Sein Großvater
Philipp gehörte dem Widerstandskreis
um den GrafenStauffenbergan, seinVa-
terGeorgberät als Bankier denPapst. Sei-
ne Familie hat ihnwährend derParteiauf-
bauphasefinanziell unterstützt.
Freilichhat es Boeselager nicht nötig,
sichüber seineFamilie zu definieren, da-
für hat er einen zu langen eigenen Lebens-
lauf. Er absolvierte zuerst den Bachelor-
Studiengang Philosophie undVolkswirt-
schaftslehreinBayreuth, später den Mas-
ter-Studiengang ÖffentlicheVerwaltung
an der ColumbiaUniversity inNewYork
und der Hertie School of Governance in
Berlin–die Volt-Gründungfällt in seine
NewYorkerZeit.Zwischen Bachelor und
Masterfiel der Einstieg ins Berufsleben
bei derUnternehmensberatung McKin-
sey, wo er vorallem Behörden und eine
Organisation fürWaisenkinder beriet.
Dasseseinen McKinsey-Berater ins Eu-
ropaparlamentverschlägt, istungewöhn-
lichgenug. Dassdieser sichder Grünen-
Fraktion anschließt,mutet nochunge-
wöhnlicheran. Boeselagerwehrtsichge-
gensolche Klischees. Er habe mit mehre-
renFraktionenverhandelt und hätte sich
auchvorstellen können,etwabei den Libe-
ralenzulanden, sagt er.Die Grünen hät-
tenihm das beste Gesamtpaket geboten.
Jetzt könne er in vierAusschüssen–Ver-
fassungsfragen, Haushalt,Industrie und
Migration –als Vertrete rseinerFraktion
dabei sein, das hätteihm sonstniemand
bietenkönnen.Das läs st sichindes nur so
zählen,weil die Grünendie gängigeAuf-
teilunginordentliche undstellvertretende
Ausschussmitglieder nichtkennen.
Waserbei McKinsey zwischen 2013
und 2016gelernt h abe, prägeseine jetzi-

ge Arbeitdurchaus, sagt derVolt-Chef.
„Privatwirtschaftliche Erfahrung istfür
einen Politiker sehr wichtig.“Wer bei
McKinseyarbeite,strebenachPerfekti-
on. „Das habe ichschon verinnerlicht.“
Nach der Parteigründunghabe er aller-
dings aucherfahren, dassBeratungund
praktische Arbeit sich grundlegend unter-
schieden.
An McKinseyerinnertjedenfalls die
Methode, mit der Boeselager seine Büro-
mitarbeiter imParlamentgefunden hat.
Parteiloyalitäten, die dafür sonstoft den
Ausschlag geben, seien für ihn uninteres-
sant gewesen. „Ichwolltedie bestenAr-
beitskräfte.“ Andersals vonFraktionskol-
legen empfohlen, habe er dieStellen of-
fenausgeschrieben undrund 200 Bewer-
bungen erhalten. Diese seienvonexter-
nen Beraterngesichtet worden, er habe
danachnur mit einerAuswahl Bewerber-
gespräche geführt. Entscheidend seien
„Speed, Energie undFeuer für die Sache“

gewesen. Manche Anliegen desAbgeord-
netenBoeselager sind EU-Klassiker:eine
europäischeRegierung mit direktgewähl-
temPräsidenten, ein eigenes Budgetrecht
fürs Parlament, eine harmonisierte Min-
destbesteuerungvonUnternehmen.Von
Artenschutz für sogenannte europäische
Champions hält er nichts.
Im Parlament mit seinenverkrustet en
Strukturen will er für Innovation sorgen.
„Das Parlament braucht eine coolere
Brand“,verfällt er in den Beraterjargon.
Diese Markemüsse sicheuropäischer auf-
stellen. „Esreicht nicht,wenn jederAbge-
ordnete auf seine paarFollowerauf Twit-
terstolz is t.“Bei der nächstenEuropa-
wahl werden 0,7 Prozent nicht für ein
Mandatreichen.FürBoeselager istdas
kein Argument.„Meine Arbeit mussjetzt
eben gut sein“, sagt er und erinnertdar-
an, dassVolt bei der Bürgerschaftswahl
am 23.Februar in Hamburg1,3 Prozent
erzielt hat. WERNERMUSSL ER

MENSCHENUND WIRTSCHAFT


Lieferdienste-Streit
Knapp ein Jahr nachdem Verkauf sei-
nes Deutschland-Geschäfts an denKon-
kurrenten Takeaway.com droht dem
Berliner EssenslieferkonzernDelivery
Hero Ärgermit demUnte rnehmen.Mit-
te Februar hatteDeliver yHerosich
über einekomplexe Derivate-Konstruk-
tio n8,4 Millionen Aktien desTake-
away-Konzernsgekauft, dermittler wei-
le mit dem LieferdienstJustEat fusio-
niertist. Nacheigenen Angabenge-
schah das, um diePositionnachder fusi-
onsbedingtenVerwässerung wiederher-
zustellen. Den Schrittwertet der Rivale
aber alsVerstoßgegen eineStillhalte-
vereinbarung, die nachder Übernahme
geschlossen wurde. Deshalb strengte
Takeaway nun ein Schiedsgerichtsver-
fahren an. bth./Reuters

Nougat-Creme-Fusion
Der Wegist frei für eine süßeÜbernah-
me: Das Bundeskartellamt hat zwei
Herstellernvon Nuss-Nougat-Cremes
erlaubt, sichzusammenzuschließen.
Die Krüger-Gruppe aus BergischGlad-
bachproduziertdie schokoladigenAuf-
stricheder Eigenmarkenvon Lidl, Ede-
ka und Aldi Süd, die niederländische
Peeters-Gruppe beliefertReweund
Aldi Nord .„Durch die Übernahme ent-
steht der mitAbstand führende Herstel-
ler vonNuss-Nougat-Cremes imAuf-
trag vonDritten in Deutschland“, sagte
der Präsident des Bundeskartellamtes,
Andreas Mundt, am Montag. Durch
starke Rivalen wieNutella mit zwei
Dritteln Marktanteil sei trotzdemgenü-
gend Wettbewerb gewährleis tet. dpa

Langfristrisiken für Airlines
Die Corona-Krise führtlaut Luftfahrt-
verbandIatanicht nur zu einemPassa-
gierschwund, sondernkanndas Marktge-
fügedurcheinanderwirbeln. Der Ver-
band fordertdas Aussetzen vonRegeln
zu Startzeitfenstern (Slots).Slotrechte

verfallen,wenn eine Gesellschaftsie zu
weniger als 80 Prozent nutzt,was wegen
aktueller Annullierungen droht.„Es gibt
frühereFällefürdasAussetzenvonSlot-
Regeln, und wirglauben,dassdie Um-
stände abermalsdanach verlangen“,sag-
te Iata-Direktor AlexandredeJuniac.
Die Sorge dürftesein,dassbeimWieder-
erstarken desVerkehrsMarktanteil-Ver-
schiebungen über dieSlot-Neuvergabe
drohen.Wegen Corona bleiben laut Iata
aktuellbei mehreren Linien mehrals 50
Prozent der Sitze leer.Eine Airline habe
einenRückgang des Italien-Geschäfts
um 108 Prozent zuverkraften, da Bu-
chungen auf nullgefallen undgleichzei-
tig Er stattungen zu zahlen seien. tko.

VW kürzt StellenimVertrieb
Der mit dem neuen ID.3geplanteUm-
stieg vonVolkswagen auf direkte Bezie-
hungen zu seinenKunden und den On-
line-Handel kostet im Unternehmen
rund einFünftelder Stellen imVer-
trieb. DieZahl derRegionalstandorte
solle bis Ende 2023vonsiebenauf vier
verringer twerden,kündigtedas Unter-
nehmen an. „DieZusammenarbeit mit
dem Handelverändertsich, Online-
und Direktvertriebwachsen in ihrer Be-
deutung“, sagteVertriebsleiter Holger
Santel. VW will dieStellen durch Früh-
verrentungund Altersteilzeit abbauen.
Kündigungen seien nichtgeplant.Der
Abbau sei nicht zusätzlich, sonderner-
folgeimRahmen derRoadmap Digitali-
sierung, durch die bis zu 4000 Jobs in
der Verwaltungwegfallen sollen. cag.

Umsatz der Beckhoff-Gruppe
Die BeckhoffAutomation (Industrie-
computer) istmit 905 Millionen Euro
Umsatz dasgrößteUnternehmender
Beckhoff-Gruppe,gefolgt vonder Elek-
troBeckhoff(Gebäudetechnik )mit 110
Millionen Euround dem Handel Beck-
hoffTechnikundDesign mit 12 Millio-
nen Euro. Den beiden kleinerenUnter-
nehmenwarenindem Bericht am 2.
Märzfälschlicherweise zu hoheUmsät-
ze zugeordnetworden. geg.

Er wurde „Manager des Jahrhunderts“
genannt, „Amerikas härtester Boss“
und „Neutronen-Jack“. Er wurde an der
Wall Streetals Legendeverehrt. Jack
Welchhat sic hinseinen vielen Jahren
an der Spitze des amerikanischen Indus-
triekonglomerats General Electric ei-
nen Rufwie Donnerhall erworben. Un-
terihm wurdeGE zumwertvollsten Un-
ternehmen der Welt.Aber der Sie-
mens-Wettbewerber istheutenur noch
ein Schatten frühererTage,und das hat
auchFragennachdem Vermächtnis
vonWelchaufgeworfen. Jetzt isterim
Altervon84Jahrengestorben.Erwur-
de am Montagvomamerikanischen Prä-
sidenten DonaldTrump aufTwitter ge-
würdigt, der ihn einen „Freund undUn-
terstützer“ nannte, mit dem er „wunder-
bareDeals“ gemacht habe.
In seinerZeit an der GE-Spitzestand
JackWelchfür unerbittliche Ergebnis-
und Marktorientierung, ergalt als glü-
henderVerfechter des „ShareholderVa-
lue“ -Denkens undwarbesessen davon,
den Aktienkurszusteigern. Er hat in
seiner Amtszeit mehr als hunderttau-
send Mitarbeiter entlassen, und erwar
berühmtdafür,regelmäßig die
schwächsten10Prozent des Manage-
ments zu entlassen, die er nachbe-
stimmten Kriterien aussiebte. Er erhob
den Anspruch, mit GE in jedem seiner
Geschäfte Marktführer zu sein, und pro-
pagierte die Philosophie „Fix it, Close
it, Sell it“ („Reparierees, schließe es,
verkaufees“), um dieses Ziel zu errei-
chen. Er hat es zu einerKunstformge-
macht, dieWall StreetQuartal für Quar-
tal mit Gewinnen zuverwöhnen, die üb-
licher weise ein bisschen besserwaren
als erwartet.Und GE wurde zu einer
Kaderschmiede,Top-Manager desUn-
ternehmens wurden später zu Vor-
standschefsvon Großkonzernen wie
Boeing oder HomeDepot.
Welchkann aus sehr einfachenVer-
hältnissen, er wurde 1935 in derNähe
vonBostonals Sohn einesZugschaff-
nersund einer Hausfraugeboren.Zu
GE kamer1960, und er arbeitetesich
schnell nachoben. 1981 wurde er zum
jüngstenVorstandschef in der Geschich-
te des Unternehmens. Ein zentraler
Teil seinerStrategie wares, aus dem
Konzernein weitverzweigtesKonglo-
merat mit sehr unterschiedlichen Ge-
schäf tenzumachen.Neben angestamm-
tenIndustrieprodukten wie Eisenbah-
nen, Flugzeugmotoren, Gasturbinen
und den Glühlampen, mit denen GE
seit denZeiten des GründersThomas
Edison identifiziertwurde, baute er
eine riesigeFinanzsparte auf undstieg
in dieUnterhaltungsbranche ein. Gera-
de dieFinanzsparte half ihm dabei, die
Erwartungen an derWall Street zu über-
treffen.InseinerzwanzigjährigenAmts-
zeit stieg derUmsatz vonGEvon 27
Milliarden auf 130 Milliarden Dollar,
und die Marktkapitalisierung sprang
von10Milliarden auf 400 Milliarden
Dollar.WenigeTagevor denTerroran-
schlägen des Jahres 2001gaberd ie Füh-
rung an JeffreyImmelt ab.

Viele derWeichenstellungen aus der
Welch-Ära erwiesen sichimNachhi-
nein indessen als problematisch. Die
vonWelch ausgebauteFinanzsparte
warzwarlangeein verlässlicher Ge-
winnlieferant, aber während der Fi-
nanzkrise um das Jahr 2008 brachtesie
den ganzen Konzernins Straucheln.
Undwährend dieFinanzsparte so groß
gemacht wurde, dassGEimmer mehr
einer Bank ähnelte, wurden die indus-
triellen Geschäfte vernachlässigt.Im-
melt, der dieStrategievonWelchzu-
nächs timGrundsatzfortgeführthatte,
sah sichschließlichgezwungen, durch-
zugreifen. Erreduzierte deren Gewicht,
verabschiedete sichaus dem Medienge-
schäf tund gabdas Ziel aus, GE wieder
zu seinenindustriellen Wurzeln zurück-
zuführen. Allerdings hatteerdabei mit
seinen Schwerpunktenkein glückliches
Händchen undgabMilliardenbeträge
für Akquisitionen aus, die sichbald als
überteuerterwiesen. 2017 wurde Im-
melt abgelöst, und es offenbarte sich,
dassGEingewaltigenfinanziellenTur-
bulenzen steckt .ImmeltsNach folger
John Flanneryleiteteeine radikaleVer-
schlankung desKonzerns in dieWege,
wurde aber nachgut einemJahr selbst
wieder abgelöst. Seitherversucht Law-
rence Culp, denKonzernzustabilisie-
ren, wasbis heute ein mühsamesUnter-
fangen ist. GE wirdheuteander Börse
nurnochmit knapp 100 Milliarden Dol-
larbewertet. 2018 fiel dasUnterneh-
men als letztes Gründungsmitglied aus
dem DowJones IndustrialAverage, als
letztes Gründungsmitglied in dem auf
das neunzehnteJahrhundertzurückda-
tierenden Börsenbarometer.
JackWelch warauchnachseinem
Rück tritt vonder GE-Spitze in der Öf-
fentlichkeit nochsehr präsent.Erbaute
eine Zweitkarriereals Redner,Berater,
Fernsehkommentator undKolumnen-
schreiber auf. Der Niedergang vonGE
soll ihn in denvergangenen Jahren sehr
geschmerzt haben. ROLANDLINDNER

Im Zuge familiärerAuseinandersetzun-
genkommt es beimMöbelhersteller
Schramm Werkst ätten ,dem Unterneh-
men des Branchenpräsidenten Axel
Schramm, zu einem überraschenden
Wechsel an der Spitze.Über eine PR-
Agentur ließMiteigentümerin Susanne
Schramm, die 54 Jahrealte Schwester
vonAxelSchramm, am Montag die Mit-
teilungverbreiten,dasssie künftig die
Führun gdes renommiertenBoxspring-
bettenproduzentenaus dem pfälzischen
OrtWinnweilerübernehmenwerde. An
ihreSeitewill sie erstmals in derfast
100-jährigenUnternehmensgeschichte
einenfamilienfremden Geschäftsführer
aus der Möbelbranche holen,dessen
Name nochnicht genannt wird.Ihr Bru-
der seiimRahmeneinerGesells chafter-
versammlung mit sofortigerWirkung als
Geschäftsführer abberufenworden,ließ
sie wissen.
Der 63 Jahre alteAxelSchramm leite-
te dasFamilienunternehmen seit dem
Jahr 1998 alsgeschäftsführender Mitinha-

ber in dritterGeneration. Seit 2014wie-
derum isterinder Branche als Präsident
desVerbandsder Deutschen Möbelindus-
trie (VDM) bekannt. Fürdas Amtstehen
im laufendenJahr Neuwahlen an. Aus
der Mitteilung seiner Schwesterlässt sich
herauslesen, dass es of fenbar Differen-
zen über die stra tegischeAusrichtung
der Schramm-Gruppegab, zu der seit
zwei Jahrenauchdie westfälischeTradi-
tionsmarke Interlübkegehört.Essei an
der Zeit, „dieWeichen für die zukünftige
Entwicklung unseresUnternehmens zu
stellen“, schreibt Susanne Schramm.An-
gesichts derverändertenMarktgegeben-
heiten undKundenwünsche seien „neue
Impulse“ nötig.Die Digitalisierung des
Geschäfts müssevoran getriebenund die
Positionierung derProduktegeschärft
werden.Die 1923gegründeten Schramm
Werkstätten stellen hochpreisigeBox-
springbette nund Matratzenher,die aus-
schließlichüber denFachhandelvertrie-
ben werden.AxelSchrammwar für eine
Stellungnahme nicht zu erreichen. csc.

Joch en Zeitzspringt bei Harley-Davidson ein


Der


Europa-Berater


Damian Boeselager FotoEU-EP/Christian Creutz/REA/Laif

Axel Schramm abberufen


 
 
  
 
  
 
 






 



    

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KurzeMeldungen


JackWelch


JackWelch FotoBloomberg

Damian Boeselager,ein früherer McKinsey-Mann,


hat mit Volt di eerste gesamteuropäischePartei


gegründe t. Jetzt sitzt er im Europaparlament–und


schwimmt dortmit Lustgegen den Strom.

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