Frankfurter Allgemeine Zeitung - 03.03.2020

(Michael S) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen DIENSTAG, 3.MÄRZ 2020·NR.53·SEITE 25


FIRMENINDEX Seite

Aldi ......................................... 26
Allianz .................................. 25

Amazon .................... 18, 23
Beckhoff ............................. 24
Beyond Meat .................. 23
Dazn ...................................... 23
DeliveryHero ................ 24

DeutscheTelekom ..... 23
Disney .................................. 23
Elliott .................................... 26
FlughafenWien ........... 22
General Electric ............ 24

Google ................................ 18
Harley-Davidson ......... 24
Interlübke ......................... 24
Kreissparkasse Köln. 25
Krüger-Gruppe .............. 24

Lidl .......................................... 26
Microsoft .......................... 18
N26 ......................................... 27
Nestlé .................................. 23
Nokia ................................... 26

Peeters-Gruppe ............ 24
Rewe ..................................... 26
Rheinmetall ..................... 25
RTL .......................................... 23
SchrammWerkst......... 24

Sky .......................................... 23
Takeaway.com ............... 24
Telehouse ......................... 18
Twitter ........................ 23, 26
Volkswagen ........... 23, 24

D


er „Super-Zyklus“ in derRüs-
tungsindustrie hilftRheinme-
tall durch schwereZeiten in
der Automobilsparte. Armin
Papperger, der ChefvonRheinmetall, be-
zeichnetesgernals eine besondereZeit
für die BeschaffungvonWaffen, Muniti-
on oderFahrzeugen: Der Düsseldorfer
Rüst ungskonzernprofitiertdavon, dass
viele Länder einenNachholbedarf in ih-
rermilitärischen Beschaffung sehen und
dafür ihre Budgetshochfahren.
So hatvorallem das Militärgeschäft
nachvorläufigenZahlen vonMontag das
Wachstum vonRheinmetallgetragen. Die
Sparte legteimUmsatz um 7,6 Prozent zu.

Mit 3,5 Milliarden Eurosteuertsie mehr
als die Hälfte zumKonzernumsatz bei. Im
operativen Ergebnis (Ebit)warder Ef fekt
sogar nochdeutlicher:Ummehr als ein
Drittelstieg der GewinnvorZinsen und
Steuernder Rüstungssparteauf 34 3Millio-
nen Euro,womit er mehr als 70 Prozent
des Ebit desKonzerns ausmacht.
Der Auftragseingang lag denvorläufi-
genZahlen zufolgemit 5,19 Milliarden
Eurounter dem Eingang desVorjahres-
zeitraumsvon5,57 Milliarden. Damals
hatteRheinmetall aber auchden größten
Einzelauftrag in der Geschichtedes Un-
ternehmensverbucht:eine Lieferungvon
211 Boxer-Fahrzeugen für die australi-
schenStreitkräfte.Fest unterVertragsind
bislang 2,7 Milliarden Euro, das Gesamt-
potential über diekommenden zehn Jah-
re beläuftsichauf 5Milliarden Euro. Im
Mai soll die Produktion in einem neuer-
richtetenWerkinBrisbane beginnen, des-
sen Errichtung der Bundesstaat Queens-
land bezahlt hat. Rheinmetall mietetdas
Werk für zehnJahre.Außerdem is tRhein-
metall nochimRennen für einenweite-
renAuftrag inAustralien,wo es um 450
Schützenpanzer und ein Auftragsvolu-
men von9,5 Milliarden Eurogeht.Nach
Saudi-Arabien sind die Australier die
zweitgrößten Waffenimporteureder Welt
–und sindeng mi tden Düsseldorfernver-
bunden.Für Rheinmetall sind sie der der-
zeit wichtigste Pa rtner.

Auch die Bundeswehrgehörtzuden
wichtigenKundenvonRheinmetall, zu-
letzt haben dieStreitkräfte EndeDezem-
ber 2019 einenAuftrag für 1000 Militär-
Lkw abgegeben,waseinen Wert von382
Millionen Eurohat, undgehörtdamit zu
den größeren Einzelaufträgen. Die Bun-
deswehr hat nocheinigeModernisie-
rungsprogramme ausstehen, in denen es
zum Beispiel um die Digitalisierung der
Streitkräfte,Munition oder Hubschrauber
geht.Bei einemDrittel aller 25-Millio-
nen-Euro-Vorlagen,wovonesimvergan-
genen Jahr 50gab, is tRheinmetall als Be-
werber dabei.

Wasden Exportvon Waffen angeht, lie-
gendie deutschen Hersteller –neben
Rheinmetall sind das Krauss-MaffeiWeg-
mann und Thyssen-Krupp Marine Sys-
tems –inder Rangliste, die das schwedi-
sche Friedensforschungsinstitut Siprije-
des Jahr erstellt, mit einemglobalen An-
teil von6,4 Prozent zuletzt auf Platz vier.
Die VereinigtenStaaten nehmen etwas
mehr als ein Drittel ein,Russland gut ein
Fünftel, knapp vorDeutschland liegt
Frankreichmit 6,8 Prozent.Aber derAb-
satz an ausländische Militärsnimmt zu,
waszuletzt aus einer Anfrageder Bundes-
tagsabgeordnetenSevim Dagdelen (Die
Linke) und OmidNouripour (Grüne)her-
vorging.
Nurdurch die Rüstungssparte konnte
Rheinmetall seinenUmsatz und Ertrag
verbessern. Im Herbst hattePapperger
nochdie Umsatzprognosevon4auf 1Pro-
zent gestutzt –und konnte nun mit 1,7
ProzentUmsatzwachstum die Analysten
überraschen. DerUmsatz derAutomobil-
sparte sank allerdings um 6,6 Prozent auf
2,7 Milliarden Euro, auchdas operative
Ergebnis ging imVergleichzum Vorjahr
zurück. InsgesamtverbuchteRheinmetall
einenUmsatz von6,15 Milliarden Euro.
Der operativeGewinn kletterte um 2,9
Prozent auf 505 Millionen Euro. An der
Börse legtedie im M-Dax notierte Aktie
zunächstumfast10Prozent zu, drehteim
Tagesverlauf aber in einem schwachen
Umfeld nochins Minus.

Rheinmetall-Werk in Unterlüß:Mitarbeiter montieren den Schützenpanzer „Puma“. Fotodpa

csc. KÖLN.Andersals die benachbarte
SparkasseKöln-Bonn und eineReihe
weiterer Kreditinstitutehält Alexander
Wüerst bei der KreissparkasseKöln an
der Devisefest,von Privatkundenkeine
Negativzinsen auf hohe Einlagen zu er-
heben. Seine Begründung: DieRechtsla-
ge rund um dieStrafzinsen sei nachwie
vorunklar.Soverwies derVorstandsvor-
sitzende zur Bilanzvorlagedes öf fent-
lich-rechtlichen Instituts auf juristische
Auseinandersetzungen zwischenVer-
braucherzentralen und Sparkassen we-
gender Forderung nachNegativzinsen.
Vordiesem Hintergrund überrascht es
wenig, dasssichbei der drittgrößten
deutschen Sparkassedie Einlagenvon
Privatkunden imvergangenen Jahr um
875 Millionen Euroauf 15,1 Milliarden
Euroerhöht haben. Angesichts der der-
zeitigenVorliebe für liquide Anlagefor-
men setzt sichder Geldzuflussinerster
Linie austägl ichfälligenVerbindlich-
keiten und nur zu einem kleinenTeil
aus Spareinlagen zusammen.
DagegenschrumpftendieEinlagen
der Unternehmen um 66 Millionen
Euroauf 5Milliarden Euro.Auchdie
Einlagen der öffentlichen Haushalte
entwickelten sichrückläufig. Anders
als bei den Privatkunden reicht die
Sparkasseden negativen Einlagenzins
der EuropäischenZentralbank (EZB)
an institutionelle undgewerblicheKun-
den weiter ,die mehrals 500 000 Euro
bei ihr parkenwollen. Betroffen von
dem Verwahrentgelt sind insgesamt
763 Firmenkunden. Im vergangenen
Jahr musstedie KreissparkasseKöln
rund 12 MillionenEuroStrafzinsen auf
Einlagen an die EZB zahlen.
Das niedrigeZinsniveau hat die Bi-
lanz derKölner imvergangenen Jahr

abermals belastet. Der Rückgang des
Zinsüberschusses um 13 Millionen
Euroauf 386 MillionenEurokonnte
durch den leichten Anstieg des Provisi-
onsüberschusses nicht wettgemacht
werden. In derFolgefiel das Ergebnis
vorSteuernmit 107 Millionen Euroum
10 Millionen Euroniedriger aus als im
Vorjahr.ImKreditgeschäftkonntedie
Sparkassezulegen. Das Neugeschäft
zog umfast 18 Prozent auf4Milliarden
Euroan. Fast zwei Drittel der neuverge-
benen Krediteentfielen aufUnterneh-
men und Selbständige. AlsWachstums-
treiber im Privatkundengeschäfterwies
sichder Wohnungsbau.Zugesagt wur-
den 6000 neue Baufinanzierungen im
Volumenvon1,4 Milliarden Euro, ein
Plus von40Prozent.Der Nettoabsatz
vonWertpapieren lag unterdessen mit
313 Millionen Eurounter demVorjah-
reswer tvon 375 Millionen Euro.
Vorantreiben will Vorstandschef
Wüer st die digitalen Angebote wie den
neuen „elektronischen Safe“, in dem
Kunden ihreUrkunden,Zeugnisse oder
VerträgeindigitalerForm bei der Spar-
kasseablegen undverwaltenkönnen.
Wachsender Beliebtheit erfreue sich
das Online-Banking.Mittlerweile sind
knapp 60 Prozent aller privaten Giro-
konten und knapp 80 Prozent aller Ge-
schäftsgirokonten für digitale Bankge-
schäf te freigeschaltet.Angesichts des
Trends zum Online-Banking nahm der
Vorstand in denvergangenen beiden
Jahren drastische Einschnitteindas
Vertriebsnetzvor. Vonden einst158 Fi-
lialen blieben 116 erhalten. Gleichzei-
tig kletterte die Zahl der SB-Stellen von
35 auf 69. Darüber hinaus gibt es sechs
mobileFilialen: Die Bussefahren insge-
samt 64 Haltestellen an.

hpe. MÜNCHEN.Die Allianzverkauft
in Deutschland immer mehr Lebensver-
sicherungen. Im vergangenen Ge-
schäftsjahr legten die Beiträgeaus dem
Neugeschäftum38Prozent zu, wie die
AllianzDeutschlandAG am Montag
mitteilte. „Das istdas beste Neuge-
schäf taller Zeiten“, wirdDeutschland-
Chef Klaus-Peter Röhler in der Presseer-
klärung zitiert. Eine eigene Bilanzpres-
sekonferenz hielt die wichtigste Landes-
gesellschaftdes Konzerns wie schon im
Vorjahr nicht ab.
Die gesamten Beitragseinnahmen in
der Lebensversicherung nahmen um 23
Prozent auf 27,7 Milliarden Eurozu.
Ebenfalls gut entwickeltesichdas Ge-
schäf tder Krankenversicherung, in der
die Beiträgeum12Prozent auf 3,6 Milli-
arden Eurostiegen. In der Schaden-
und Unfallversicherungreicht eeszuei-
nem Umsatzplusvon2Prozentauf 10,7
Milliarden Euro, zu dem auchwieder
die Autoversicherung beigetragen hat.
Das operativeErgebnis wurde um7Pro-
zent auf 2,6 Milliarden Euroverbessert.
Der Nettog ewinn wuchs nochstärker,
und zwar um 23 Prozentauf 2,0 Milliar-

den Euro.Fürdas laufende Jahrstellt
der Vorstand weiter eBeitragszuwächse
und einstabiles operatives Ergebnis in
Aussicht.
Trotzder gutenZahlen gibt esSpeku-
lationen zurZukunftder wichtigsten
LandesgesellschaftimAllianz-Konzern
mit seinen 147 000 Mitarbeitern. Dem-
nachkönnte die Allianz Deutschland
mit ihren 26 400 Beschäftigten imKon-
zernaufgehen. Einen ersten Hinweis
darauf lieferte vorgut zehnTagendie
BerufungvonRöhlerindenVorstand
der ObergesellschaftAllianz SE.
Bishergehörtendie Vorstandschefs
der Landesgesellschaftennicht dem
Konzernvorstand an, dochbei Röhler
machteAllianz-Chef Oliver Bäteeine
Ausnahme (F.A.Z.vom22. Februar).
Röhler istein engerVertrauter Bätes
und wurde erst 2017 zum Chef der Alli-
anz Deutschland ernannt.
VonBätewiederum istbekannt, dass
er die Strukturen verschlanken will.
Die Abschaffung einer Zwischenhol-
ding wäre ein solcher Schritt. Offiziell
will sichdazu jedochniemandimKon-
zernäußern.

„Super-Zyklus“ hilft Rheinmetall


Jetzt den


Frühling


buchen!


Nutzen Siedie attraktiven
Angeboteder F.A.Z. Leserreisen.

WeitereInformationen,
Beratung undBuchungauf
leserreisen.faz.net

Kreissparkasse Köln lässt


die Finger vonStrafzinsen


Drittgrößtedeutsche Sparkassemit hohen Einlagen


Gerücht um Allianz Deutschland


Strukturveränderungen trotzguter Gewinne?


DerNachholbedarf


vieler Länder in der


Rüstungstützt das


Geschäft –denn


woandersläuftesgerade


garnicht gut.


VonJonas Jansen,


Düsseldorf


Rheinmetall


Wochenschlusskurse.2.3. im Tagesverlauf.
Quelle: Refinitv F.A.Z.-Grafik Heß

in EuroISINDE0007030009

75

85

95

105

115

125

1.3.2019 2.3.2020
Free download pdf