Frankfurter Allgemeine Zeitung - 03.03.2020

(Michael S) #1

SEITE 26·DIENSTAG, 3.MÄRZ 2020·NR. 53 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


W

ie sic hdie Zeiten ändern.
Es is tnochnicht sehr lan-
ge her,dag alt der Erdgas-
antrieb imAuto als attraktive, um-
weltfreundliche undkostengünstige
Alternativezum Benziner und zum
Diesel. Jetztkündigt auchVolkswa-
genals letztesgroßes deutschesAuto-
unternehmen an, sichvon dieser An-
triebs technik zuverabschieden. Erd-
gasgalt langeals Übergangstechnik
für dieZeit nac hdem Benziner,weil
der Wechsel zu einer umweltfreundli-
cheren Antriebstechnik damit
schnell möglichsei. Noch vordreiJah-
renfuhren auf deutschenStraßen
mehr Erdgasautos als Elektroautos
und Hybride zusammen. Gerade VW
setzt egroße Hoffnungen auf den An-
trieb. Dochdie Mehrheit derKunden
zog nicht mit.Auchdie Politik konn-
te sichnie richtig dafür erwärmen.
Stattdessen setzen nun alle auf Elek-
tromobilität.Die is tzwarnochlange
nichtCO 2 -neutral, solangeetwader
Strom zumFahren auchaus Kohle
stammt.Dochdamit dieKunden –an-
dersals beim Gasantrieb–ihre Kauf-
zurückhaltung für das Elektroauto
überwinden, subventioniertder Staat
dieses Mal auchfleißig mit.Der Aus-
bau der Ladeinfrastruktur soll
schnellkommen,Förderung für die
neue Antriebstechnik gibt esreich-
lich. Undmit dem Gasantriebver-
schwindetinden kommenden Jahren
eine AlternativelautlosvomMarkt.

T

witter unterscheidetsichin
seinerAktienstrukturvonvie-
len anderenTechnologieun-
ternehmen. Der Kurznachrichten-
diensthat nur eine KlassevonAktio-
nären,wohingegen zum Beispiel das
soziale Netzwer kFacebook neben
den Aktien für die Allgemeinheit
auchüber privilegierte Anteilever-
fügt, dievomMitgründer MarkZu-
ckerbergkontrolliertwerden. Das ze-
mentiertZuckerbergs Machtfülle und
macht ihn aus Sicht dergewöhnli-
chen Aktionärefastunangreifbar.
JackDorse y, der Mitgründer undVor-
standschefvonTwitter,hat keinen
solchen Schutzmechanismus. Das
zeigt sichnun, da offenbar der Hedge-
fonds Elliott Management einen An-
teil an Twitter gekaufthat. Elliott will
angeblichauf einenFührungswech-
sel beiTwitter drängen, und für Jack
Dorseywäredas eine echte Bedro-
hung, andersals dies fürZuckerberg
der Fall wäre,der wegenseiner
Stimmrechtsmehrheitvorsolchen An-
griffenweitgehend abgeschirmt ist.
Elliotts aggressiveMethoden sindge-
wissstreitbar.Aber es istgut, wenn
ein Unternehmen seinen Aktionären
tatsächlichRechenschaftschuldig ist.
UndimFall vonTwitter istkritisches
Hinterfragen angebracht, denn das
Unternehmen scheint seit Jahren
nicht in der Lagezusein, seinPotenti-
al auszuschöpfen.

M

it dem Traditionskonzern
Nokia haben schon einige
Manager Sc hiffbrucherlit-
ten. Entwederwaren sie zu spät, zu
langsam oder beides gleichzeitig.
Dem Finnen Olli-PekkaKallasvuo
kamdas iPhoneindie Quere.Der
AmerikanerStephenElop wollte
nicht wahrhaben, dasssichfür Micro-
soft-Smartphoneskaum jemand inter-
essier te.Und dergebürtigeInder Ra-
jeevSurischeiterte am neuen Mobil-
funkstandard5G. Ausgerechnet. Soll-
te 5G für die Branche derNetzwerk-
ausrüster nicht ein Geschäftsturbo
sein?Suriglaubtedas noch2018. Da-
mals gaberzuProto koll, dassNokia
über einen einzigartigenVorteil in
der 5G-Äraverfüge. DieWirklichkeit
sah bald andersaus: DasUnterneh-
men litt unter hohenKosten, Entschei-
dungen derVergangenheit und einer
schar fenKonkurrenz. Im September
tritt nun wiederein neuer Chef an.
PekkaLundmark kann sichzumin-
destaneinen gernezitierten Spruch
seinesVorgänger shalten: Man sollte
immerdas Beste aus derVergangen-
heit mitnehmen, das Schlechteste
dortzurücklassen undvorwärts in die
Zukunftschreiten. Dasstammtvon
Bob Dylan und sollteauchfür Vor-
standsvorsitzendegelten, gerade für
die vonNokia: Gilt derKonzerndoch
als Unternehmen, das sichsohäufig
neu erfunden hat wiekein zweites.

Aus für den Gasantrieb


VonCarsten Germis

I


mKauflandinSindel fingen istdie
Hölle los.Soetwas habesie nochnie
erlebt, sagt eineVerkaufsmitarbeite-
rinvon Kaufland, diegerade Regale
auffüllt. „AuchanWeihnachten nicht.“ Es
istFreitagnachmittag, unddieKunden kau-
fenLebensmittel in Massen. Mehl,Reis,
Hülsenfrüchtestapeln sichindenEinkaufs-
taschen undKörben. „Aber da, Kichererb-
sen“, ruft ein Mittdreißiger seinerPartne-
rinzuund wuchtet eine ganze Schachtel
vollerDosenaus de mRegal. Heutesoll
nochmal ein eLiefer ungkommen, aberob
das reicht? DieVerkäuferinvermag es
nicht einschätzen, istselbstvöllig verwun-
dert. Au ch vonKolleginnenaus de rUmge-
bunghat siegehört, dassdie Kunden Vorrä-
te horten. DieSorge vordem Coronavirus
hat in Deutschland in einigenSupermärk-
tenzuleerenRegalen und ausverkauften
Produktengeführ t–und zu Hamsterkäu-
fenunter Konsumenten.Soberichten die
LebensmittelhändlerRewe, Aldi undLidl
auf F.A.Z.-Anfragevon einersteigenden
Nachfrag enachbestimmten Produkten
wie zumBeispielNudeln undHülsenfrüch-
te.Doch i st der Kaufrausch wirklichnötig?
Das Bundesamt fürBevölkerungsschutz
und Kata strophenhilfe (BBK)rätseit meh-
rerenJahren ,Lebensmittel für denNotfall
bereitzuhalten.DieseMahnung wiederhol-
te dasBBK imZuge derderzeitigen Situati-
on. In einemRatgeber desBundesamtes
stehen so zum Beispiel4Kilog ramm Ge-
müseundHülsenfrüchte, 1,5 Kilogramm
Fleisch oder Eierund 2, 5Kilog ramm Obst
und Nüsse. Die Liste mitden vermeintlich
wichtigen Lebensmittelngibteszum Aus-
druc kenund Ankreuzen auf der Intern et-
seite.„Im Sinne eines effektiven Selbst-
schutzesbereit et derRatgeber die Bevölke-
rung somit auf diverse Krisenund Kata-
strophen angemessenvor“, sagt ein Spre-
cher des Innenministeriums.
Diese Liste scheint nun auchind enKöp-
fender deutschen Konsumenten angekom-
men zu sein.Während diegroßen Lebens-
mittelhändler in dervergangenenWoche
nochkeineTendenz zu den sogenannten
Hamsterkäufen sahen, scheint dasseit
demvergangenen Wochenendenichtmehr
so. „Eswerden verstärktbestimmtePro-
duktegekau ft“, sagt ein Sprecherder
Schwa rz-Gruppe, zu dem dieEinzelhänd-
ler Lidlund Kauflandgehören. Dazu zähl-
tenneben haltbarenLebensmittelnauch
Toilettenpapier undGetränke.Der Super-
marktRewe spricht sogarvon einer höhe-
renNachf rage im gesamten Bundesgebiet.
Der Bundesverband desDeutschenLe-
bensmittelhandels(BVLH) sieht insbeson-
dereinRegionen, in denen ein oder mehre-
re Pe rsonen an dem Coronaviruserkr ank-
ten, einengrößeren Ansturmnachhaltba-
renProdukten.Das bestätigt auch die
Schwarz-Gruppe. Am häufigstenwerde
dortgekau ft,woeszukonkretenKrank-
heitsfällengekommen sei.SogibtesinB a-
den-Württemberglaut Robert-Koch-Insti-
tut derzeit 19 infizier te Personen–einer
davonnur 15 KilometerentferntvonSin-
delfingen.
Einig eHändlerverzeichnendurch die
Hamsterkäufeschon eineUmsatzsteige-
rung. In Berliner Supermärkten seiderUm-
satzbisher zwischen 30 und 40 Prozentge-
stiegen, sagt derHandelsverband,Berlin-
Brandenburg.Für einige Einzelhändler
werden die Hamsterkäufeaberauchzuei-
ner Herausforderung. EtwaimHamburger
Stadtteil Altona,woder dortansässige
Markt „Edeka Heitmann“ amWochenen-
de eineParallele zu denSchwierigkeiten
rund um denvon Ausschreitungen über-
schatt eten G-20-Gipfel im Juli2017 zog.
„Als da shinter unslag, dachten wir, dass
wir diewohl wildesteZeit,heileund ohne
große Probleme derWarenversorgung, hin-
teruns gebracht haben“, heißt es in einem
Eintrag aufder Facebook-Seitedes Ma rkts
vonSamstag. „Aber das,wasseit gestern
überuns he reingeb rochen ist, hat auch lei-
der unsanunsereGrenzen gebracht.“
Auch andere Lebensmittelhändlerse-
hen die Situationnicht nurrosig: „Es gibt
ja au ch den umgekehrtenEffekt“,sagtein
Sprecher der Schwarz-Gruppe.„AusAngst

vorAnsteckunggehen die Menschen lie-
ber garnicht einkaufen.“
Davonkönnten die Online-Händler
profitieren. Denngehams tert wirdnicht
nurinGeschäften, sondernauchim
Netz.Auf Marktplätzen wieetwavon
Real.de wittern einig eOnline-Händler
scho ndas große Geld: So bietetder On-
line-Händler„Weg is tweg“ nichtnur
drei Atemschutzmaskenfür 99 Euro, son-
dern auchzehnStaubschutzmasken,die
man vomHeimwerkenkennt,für 999
Euro an. So ein Effekt is tauch im Le-
bensmittelbereichdenkbar:Lieferdiens-
te und Kochboxenanbieterkönntenprofi-
tieren,wenndie Menschenzum Essen

nicht mehr das Hausverlassenwollen.
Noch scheintdas nicht derFall zu sein –
der Handelsverband in Deutschland
(HDE) sieht nochkeine Auswirkungen
auf denKonsum. Dochder pe rsönliche
Eindruckaus der nächstgelegenen Super-
marktfiliale wirdindiesenTagenange-
reiche rt durch zahlreiche Bilder,die in
Whatsapp-Gruppen oder in sozialen Me-
dienkursieren. Leergeräumte Fächer,
nur vereinzelt zurückbleibende Dosenge-
richte, Seife undDesinfektionsmittel
sindlängst vergriffen. So fragt ein Inter-
netnutzer aufder Facebook-Seitedes Su-
permarktes Edeka,wann denn dieRega-
le wiederaufgefüllt werden würden.

Dochmüssen wir uns wirklichSorgen
machen,dassuns die Lebensmittel aus-
gehen?
Erst vorkurzem sagteBundes gesund-
heitsministerJens Spahn (CDU),dassman
nicht davonausgehenmüsste, da ss die Le-
bensmittel in Deutschland knapp würden.
Auch Christian BöttchervomBundesver-
banddes Deutschen Lebensmittelhandels
sieht dasso: „Di eallgemeineVersorgungs-
lagegestaltet sichweiterhi nnorma lund
wirdvon den Handelsunternehmen nach
wie voraufmerksam beobachtet“, sagter.
SelbstimFall derFälle gebe es Vorsorgeplä-
ne, mit denen Engpässe beseitigtwerden
könnten. Sollteeszueiner Veränderung

derNachfragekommen,könnten dieUnter-
nehmen schnellreagieren.Undauchder
HDEgibt Entwarnung,schließlichwürden
alle Lebensmittelbestände regelmäßig auf-
gefüllt werden, weshalb es bislangkeine
Einschränkungengebe,wasdieVerfügbar-
keit vonWaren angehe. „Beidem ein oder
ande renProdukt kann es aber beisich wei-
terausdehnendenQuarantänezonen in
denLieferländern künftig auchkurzfristig
zu Engpässenkommen“, sagtein HDE-
Sprecher.„Grundsätzlichsind jedochdie
LieferstrukturenimHandel effizient und
gutvorbereitet,sodassdie Versorgung der
Bevölkerunggewährleistetist.“Undauch
ausdem Innenministerium heißt es:„Eine
Bevorratung, die über denRatgeberhinaus-
geht, wirdaus fach licher Si chtals ni cht
sinn voll erachtet.“Kurzgesagt :KeinePa-
nikimSupermarkt!

D

ochwarum neigen die Deut-
schen überhauptzuHamster-
käufen? Der Wirtschaftspsy-
chologeOliver Büttnervonder
Universität Duisburg-Essen hat das
scheinbar irrationaleVerhaltenschnell er-
klärt: „Wir sehen die Bilder aus Italien
und hörentägl ichNachrichten über das
Coronavirus“, sagt er.Der Deutsche wür-
de so das Gefühl bekommen, dassdas,
wasdortpassiere, auchbei uns passieren
könnte.DenninItaliensahAnfangder
vergangenenWochedie Lagenoch an-
dersaus. EskameszuPanikreaktionen in
Mailand undNorditalien, nachdem zehn
Orte 60 Kilometersüdlichvon Mailand
und ein DorfimVeneto unter Quarantä-
ne gestellt worden waren. Damit wurden
Ängste ausgelöst, dassdie Versorgungssi-
cherheit nicht mehrgarantiertsein könn-
te.Sogar aus Südtirol, bis dahinvonInfek-
tione nganz undgarnicht betroffen, kam
die Nachricht, das sineinigen Ortenetwa
Toilettenpapier ausverkauftwar.Obwohl
die Hamsterkäufewieder abgeebbt sind,
dürfenSupermärktenur mit Mundschutz
und Handschuhen betreten werden. Die
Zahl der Anwesenden im Supermarkt
wurden be grenzt, damitesnicht zu Anste-
ckungen kommt.Daher kommteszeitwei-
se zu Schlangenvordem Eingang.
Undobwohl solcheSzenarien in
Deutschland alshöchs tunwahrscheinlich
gelten ,würde der deutsche Konsument
sichfragen, ob das nicht doch auch nochso
in Deutschland passieren könnte. „Dasei-
gene Risikowirdmassi vüberschätzt“, sagt
Büttner.Unddas, obwohl die Ansteckungs-
gefahr in Deutschland noch als sehrgering
eingeschätzt wird.Auch würde sichder
Deutschedaran orientieren,was andere
Konsumenten machten.Er„imitieredas
Verhalten“deranderen.
Wirtscha ftspsy chologinMichaelaWän-
ke vonder Universi tätMannheimkann
das Verhaltender Deutschen na chvollzie-
hen,denn so irrational sei dasgarnicht:
„Zunächsteinmal istesjarational,vorzu-
sorgen und sich mitDingen einzudecken,
wenn man zukünftigeKnappheit befürch-
tet. “Dazu zähltenimMomentnun mal die
Lebensmittel.„Werden Güterknapp,stei-
gert dassdas Verlangen nach ihnen“,sagt
sie.Wennalso im Supermarkt ein Lebens-
mittel knapp zuwerden drohe,dann wolle
sichder Konsumentvorsorglichdamitein-
decken. Durch eine mögliche Knappheit
würden Güter anAttraktivitätgewinnen.
Im Lebensmittelhandelbeobachtetman
derweil die Situationsehr genau.Dadie
Lagesehr dynamisch sei, könnte sichauch
die Situation inden Einzelhandelsläden
schnellwiederverbessern,sagtBöttcher
vomBundesverbanddes Deutschen Le-
bensmittelhandels. Michaela Wänkegeht
davonaus, dass dievermeintliche Knapp-
heitbei einigen Lebensmittelnbald wieder
vorbei seinkönnte.„Wenn die Regale
schnell wiederaufgefüllt werd en,werden
sie auchnicht das Bedürfnisverspü ren,
Lebensmittel hortenzumüssen“, sagtdie
Wirtscha ftspsy chologin.Auchein anderer
Grundkönntezum schnellen Ende der
Hamsterkäufeführen: „Di eMenschenkön-
ne njanicht unbegrenzt Lebensmittel in ih-
renHaushalten bunkern.“ Wenn derVor-
ratskellervoll ist, istervoll.

Twitter unter Kontrolle


VonRoland Lindner

Nokias 5G-Misere


VonThiemo Heeg

Nach dem Kaufrausch:Szene aus einem Berliner Supermarkt FotoActio npress

„Ichwolltemal etwasanderes machen“ –
dassagen Topmanagergerne, wenn si eih-
renChefsesselräumen. DerNokia-Vor-
standsvorsitzendeRajeevSuribildetda
keine Ausnahme.Als er am Dienstagsei-
nen Rücktritt ankündigte,fiel ebenfalls
dieser Satz.Wasgut klingt, istjedochin
Wirklichkeitkeine Begründung. Suriar-
beitet zwar tatsächlichseit 25 Jahren im
Unternehmen, und ersteht seit 2014 an
der Spitze desfinnischenNetzwerkausrüs-
ters.Dochwarum der 52 JahrealteMana-
geram31. Augustdas Steuer aus der
Hand gibt, das erfährtman woanders.
Nämlichdortinder Pressemitteilung,wo
die Vorzügevon SurisNach folger Pekka
Lundmarkherausgestellt werden. Der
habe in seiner bisherigenRolle als Chef
des EnergiekonzernsFortum durchweg
stabile Renditen für die Aktionäregelie-
fert und das Unternehmen alsstarken
Spieler in einer Branche imUmbruc hpo-
sitioniert. Umgekehrtkann man aus dem
Lob herauslesen:Suris Management ließ
dies vermissen.
Der Schlussist nicht völlig an den Haa-
renherbeigezogen.Nokia standind en ver-
gangenen Monaten alles andereals gut da.
Im vergangenen Herbstverlor die Aktie
des börsennotiertenKonzerns 23 Prozent
ihres Wertes, und das an einem einzigen
Tag. Eswareine Reaktionauf schlechte
Quartalsnachrichten. DasUnternehmen

strich Ende Oktober seine Gewinnziele
für 2019 und 2020 zusammen und setzte
die ZahlungvonDividenden aus. Eine Er-
holung sei erst 2021 zu erwarten, verkün-
dete Suriseinerzeit zum Entsetzen der An-
leger .Die Konkur renz imNachbarland
macht es offensichtlichbesser .Ericsson
aus Schwedenstufte zur gleichenZeit die
Umsatzerwartungen nachoben. „5G ent-
wickeltsic hschneller,als wir erwartet hat-
ten“, sagteKonzernchef Börje Ekholm.
5G, der jüngste Mobilfunkstandard, gilt
als Hoffnung derNetzwer kausrüster. Von
ihm wollen sie profitieren, müssen die Mo-
bilfunkunternehmen auf derganzen Welt
dochviele Milliarden in denAufbau neuer
Infrastrukturstecken. DochNokia unter
Suristrahltevon diesem Optimismuswe-
nig aus,vongeschäftlichenFortschritten
warwenig zu spüren.Tatsache ist, dass
der Wettbewerb derzeit hartist und mit
Verveum5G-Aufträge gekämpftwird. No-
kia litt unter anderem darunter,dasssich
die eigene Hardwareentwicklung proble-
matischgestalt eteund teurereAlternati-
veneingekauftwerden mussten. Das trieb
die Kosten in die Höhe und die Gewinne
nachunten. Selbstdie Schwäche desKon-
kurrenten HuaweivermochteNokia
kaum für sich zu nutzen. DieChinesenste-
hen seit Monaten heftig unter Druck. Die
amerikanischeRegierung unter Präsident
DonaldTrumpwirftihnen Spionagerund

um 5Gvorund warntdie westlichenVer-
bündeten, Huaweimit demAufbau der
Mobilfunk-Infrastruktur zu beauftragen.
DavonkonnteNokia als einer der beiden
großen europäischenWettbewerber bis-
lang jedochkaumprofitieren; auchnicht,
als die amerikanischeRegierung jüngst
eine Beteiligung der Amerikaner anNo-
kia und Ericsson ins Gesprächbrachte.
Nunliegen die Hoffnungen aufPekka
Lundmark, der plangemäß am 1. Septem-

ber RajeevSuriablöst. Am Dienstaglegte
die Nokia-Aktie zeitweise3Prozent zu,
nachdem diePersonalie publi kwurde.
Der 57 JahrealteFinne führtderzeit das
Energieunternehmen Fortum und hat
sichauchhierzulande einenNamen ge-
macht.Unter seinerRegie sicherte sich
Fortum Zugriffauf rund 70 Prozent des
deutschenVersorgers Uniper.Eine Kom-
plettübernahme istangestrebt und soll in
Kürzeerfolgen.

Mit Nokia verbinden Lundmarkdie
1990er Jahre. Damalswarerinunter-
schiedlichenPositionen imKonzerntätig,
unter anderemverantwortlichfür dieStra-
tegieentwicklung in derNokia-Netzwer k-
Sparte. Erverlasse Fortum schweren Her-
zens, sagteLundmark. Die Alternativeei-
nes Wechsels zuNokia sei aber zu attrak-
tiv gewesen, um sie nicht zu nutzen. Der
Chef desFortum-Boards, Matti Lievonen,
bescheinigteLundmark, in viereinhalb
Jahren an der Spitze den Energiekonzern
zu einem dergrößtenVersorgerEuropas
geformtund dieKennzahlen klarverbes-
sertzuhaben. Unterdessen begrüßten
Analystenden Wechsel an derNokia-Spit-
ze. DasUnternehmen brauche eine neue
Ausrichtung; diesegehe auchvon einem
Wechsel im Management aus, erklärte In-
deres-Analyst MikaelRautanen.
Nokia hat in denvergangenen Jahrenei-
nen gravierendenStrategieschwenkvoll-
zogen. DereinstigeHandy-Weltmarktfüh-
rertrenntesichvom Geschäftmit Mobil-
telefonen undvomKartendienstHere
und konzentriertsichheuteauf dasAus-
rüstenvon Telekommunikationsnetzen.
Dafür übernahm dasUnternehmen nicht
nur das Geschäftdes langjährigenPart-
nersSiemens, sondernkaufte auchinei-
nem Milliardendeal den französischen
Konkur renten Alcatel-Lucent.

Hamstern,was


das Zeug hält


Zurückzuden Wurzeln:PekkaLundmarksollNokia wiederbeleben. FotoBloomberg

Nokia-Chefwechsel wecktHoffnungen


Schwache Entwicklung trotz5G-Booms:PekkaLundmarklöstRajeevSuriander Spitze ab/Von ThiemoHeeg,Frankfurt


DasCoron avirus führtinDeutsc hland zurverstärktenNachfragenachlang


haltbaren Lebensmitteln,auchToilettenpapierund Hygieneartikel sind


mancherortsschon rar. Einig eHändlerberichtengar vonregel rech ten


Hams terkäufen.Dochwie sinnvoll is tdiesesHortenüberhaupt?


VonStefanie Diemand, Jonas Jansen, Christian Müßgens,


Tobias Piller und Susanne Preuß

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