Frankfurter Allgemeine Zeitung - 03.03.2020

(Michael S) #1

V


ielleicht eröffnetder Rad-
sportseinen jungen Heldin-
nen, den deutschen Welt-
meisterinnenvon Berlin, wirklich
eine goldeneZukun ft.David Lappar-
tient jedenfalls, der Präsident des
WeltverbandesUCI, töntevon Stars,
die auf der Bahn ihreRunden drehen
sollen, angezogenvonhohem Preis-
geld und einemweltweitenFernseh-
publikum, als er in Berlin seine Plä-
ne für den Bahnradsportvorstellte.
Die 22 Jahre alte Emma Hinze, seit
der vergangenenWocheWeltmeiste-
rinimTeamsprint, im Sprint und im
Keirin, wirdgemeinsam mit ihren
Mannschaftskameradinnen abwar-
tenmüssen,welchenKurswert ihre
Goldmedaillen haben, bis die Olym-
pischen SpielevonTokio 2020 und
die Weltmeisterschafte n2021in
Turkmenistan vorüber sind. Dann
aber soll–kleinergeht’snicht –die
WorldLeague beginnen.Noch deu-
tetzwarnichts darauf hin,dassaus
der pompösen Ankündigung eineat-
traktiveSerie werden könnte. Doch
die UCI hat dem Olympia-Fernseh-
sender Discovery nicht nur für acht
Jahredie Übertragungsrechteder
Neugründungzugeschrieben. Sie
überlässt ihm innerhalb einer ge-
meinsamen Gesellschaftauch, für
das Regelwerk und die Dotierung zu
sorgensowie dieAustragungsortezu
bestimmen.Werden Discovery-Sen-
der Eurosportkennt, ein Spartenpro-
gramm mitgelegentlichsprunghaf-
tenProgrammwechseln, wirdvon
diesem eher nicht erwarten, dasser
einenBahnrad-Boom auslösen
kann. Im Gegenteil: Die Idee, an
sechsTagenund Ortennicht mehr
als 36Rennfahrerinnen undRennfah-
rerinnerhalbvon zweiStunden vier
Einzeldisziplinenaustragen zu las-
sen, wirkt weniger wie eine neue
Welt-Ligaals vielmehr wie dieRes-
terampe de rWinterbahn.Wenn nun
die guten alten Sechstagerennen,
vondenen die meistensanftentschla-
fensind,filetie rt zu Fernseh-Häpp-
chen zurückkehren, dürften diewa-
ckeren Bahnfahrerinnen und Bahn-
fahrer dankbar sein, dasssie nicht
vomMarkt leben müssen, sondern
als MitgliedervonBundeswehr und
Bundespolizei ihren Platz in einer
vomStaatunterhaltenen Olympia-
mannschaftgefunden haben.

Bloß


eine Resterampe?


VonMichaelReinsch

Ist der Konfliktdes deutschen Fußballs
mit den Kurven am Wochenende überra-
schend entstanden–und worumgeht es?
Nein. Kenner der Szene hatten diese Ent-
wicklung erwartet,wenigstens geahnt.
Die Fronten zwischen der Ultraszene und
dem DeutschenFußball-Bund (DFB) so-
wie der DeutschenFußballLiga(DFL)
hatten sichzuletzt spürbarverhärtet. Aus-
löser für die aktuellen Beleidigungen und
Bedrohungen inverschiedenenStadien
gegenden Hoffenheimer Mäzen Dietmar
Hopp, dessen Konter feiauchineinemFa-
denkreuz auf Bannernabgebildetwurde,
istnicht zuletzt dieWiedereinführung der
Kollektivstrafe, die in der DFB-Präsident-
schaf tvon Grindel im Jahr 2017 abge-
schaf ft worden war–und nun wieder ein-
geführtwurde .Inder vorvergangenenWo-
cheist allen DortmunderFans der Besuch
der beidenkommenden Spiele in Hoffen-
heim vomDFB-Sportgericht untersagt
worden, weil BVB-Fans wiederholt Hopp
geschmäht hatten. Das erstePlakat im
Bayern-FanblockinHoffenheim bezog
sichauf diesenVorgang: „Alles beim Al-
ten. Der DFB bricht seinWort.Hopp
bleibt ein Hurensohn.“
Der Kern der Auseinandersetzung
reicht jedochtiefer .Hopp istvon großen
Teilen der deutschen Ultraszene zum Ge-
sicht der Kommerzialisierung desFuß-
balls erklärtworden, zumFeindbild. Die
Ultrasvorallem ausTraditionsklubs leh-
nen Entwicklungen, die den Einflussvon
Investorenerweiternund die Aushöhlung
oder Abschaffung der 50+1-Regel möglich
machen, entschieden ab. Zu diesen Klubs
mit Sonderstatus gehören auchRBLeip-
zig (Red Bull), VfLWolfsbur g(VW) und
BayerLeverkusen. DerKonflikt dahinter
lautet:WelchenFußball wollen wir?
Nach Informationen dieser Zeitung
warauchder DFBvonder konzertierten
Aktion in denKurven nicht überrascht
und hatteseine Schiedsrichter demnach
ausdrücklichangewiesen, den sogenann-
ten„Dreistufenplan“ an diesemWochen-
endekonsequent anzuwenden. So istes
in Hoffenheim und in insgesamtdrei wei-
terenBundesligastadiengeschehen, insge-
samt zweimal bis zurStufezwei, in Hof-
fenheim und Berlin.


Wie funktioniert der Dreistufenplan?
Der Dreistufenplanstammt ursprünglich
vonder Europäischen Fußb all-Union
(Uefa), eingeführtimJahr 2009 im
KampfgegenRassismus.VomWeltver-
band (Fifa) wurde der Plan später um an-
derediskriminierendeVorfälle erweitert
(„Rasse, Hautfarbe,ethnischer,nationa-
ler oder sozialer Herkunft, Geschlecht,
Behinderung, sexueller Orientierung,
Sprache,Religion, politischer Ansichten,
Einkommen, Geburtoder eines anderen
Status oder Grundes“).Kommt es zu sol-
chen Vorfällen, egal inwelcher Form,ist
der Schiedsrichter angehalten, das Spiel
zu unterbrechen und eine entsprechende
Stadiondurchsagezuveranlassen.
Kommt es zu einemweiterenVorfall, soll
der Schiedsrichter das Spiel für einigeMi-
nuten unterbrechen und die Spieler in die
Kabine schicken. Kommt es zu einerwei-


terenWiederholung, mussdas Spiel abge-
brochenwerden. Der Dreistufenplan ist
nicht für allgemeine Beschimpfungen
und Beleidigungen vorgesehen.Beim
SpielUnion BerlingegenWolfsburghat
der Schiedsrichter ein Plakat mit derAuf-
schrif t„2017Kollektivstrafen abge-
schaf ft,nun Hopp hofiertund zwei Schrit-
te zurückgemacht!Fick dich, DFB!“als
ausreichenden Grund für eine erste Spiel-
unterbrechung eingestuft.

Ist derdeutsche Fußball am Samstag
beim Spiel inHoffenheim aufeinem
Tiefpunkt angekommen, wieDFB-Präsi-
dent Keller behauptet?
Das kommt drauf an. EinTiefpunkt wur-
de aus sportlicher Sicht erreicht, als ein
Fußballspiel inden letzten 13 Minuten
vonzweiMannschaftenverweiger tund
faktischaufgegeben wurde, um es bei ei-
nem drittenVorfall nicht auchformal ab-
brechen zu müssen. Das hättezur Folge
gehabt, dasssichder 6:0-Sieg der Bayern
in eine Niederlageverwandelt hätte,weil
die Bayern-Fans dieVerursacherwaren.
Ein Tiefpunkt jedoch,wasBeleidigungen
oder garrassistische und anderediskrimi-
nierendeVorfälle in deutschenStadien
angeht,wardas Spiel in Hoffenheimkei-
neswegs.Über Jahre und Jahrzehntehin-
wegsind rassistische Beleidigungen so-
wie homophobe Diskriminierungen in
deutschen Stadien an derTagesordnung
gewesen. Auch Gesängewie „Hängt sie
auf, die schwarze Sau“gehörtenüber Ge-
nerationen zumFußb allalltag.
Bis heute wurde aber nicht einmalkon-
sequentgegenrassistische Beleidigung
vorgegangen, wie sie zuletzt Hertha-Spie-
ler JordanTorunarigha beimPokalspiel
bei Schalke04erleben musste.Torunari-
gha weinte–und wurde später,weil er am
Seitenrand ausVerärgerung eine Geträn-
kekiste zu Bodenwarf,vom Platzgestellt.
Der Schiedsrichtergaban, dierassisti-
sche Beleidigung nichtgehörtzuhaben.

Schmähungen, Hassbotschaftenund
Rassismus–was hat sich „nachHanau“
verändert?
Nachden rass istisc hmotiviertenMorden
am 19.Februar in Hanau istdie Sensibili-
tätder Fußballverbände und der Mehr-
heitsgesellschaftgegenüber allgemeinen
HassbotschafteninStadien gewachsen.
WenigeTagenachdem Attentat wurde
das Banner mit Hopp imFadenkreuz, das
schon früher inStadien auftauchte, beim
Spiel in Mönchengladbacherstmals auf
breiter Basis als menschenverachtendkri-
tisiertund inZeiten zunehmenden Has-
ses in der Gesellschaftals allgemeine Ge-
fahr wahrgenommen.„Eine Grenze istim-
mer dann überschritten,wenn Kritik per-
sönlichbeleidigend odergarmenschen-
verachtend geäußertwird“, sagt Präsi-
dent Keller zur neuenDFB-Linie.„Wir ha-
ben zuletztgesellschaftliche Entwicklun-
genindiesem Land erleben müssen, die
uns für solcheVorkommnisse zusätzlich
sensibilisierthaben.“
Dassein Kopf imFadenkreuz und jahre-
langeBeleidigungen einerPerson nicht
hinzunehmen sind,steht nur für einen
Bruchteil derStadionbesucher außerFra-
ge.Dochdie Tatsache, dassauchbeleidi-
gende BannergegenHopp vonSpitzen-
kräf tendes Fußballs in einenKontextmit
den Attentaten in Hanaugestellt wurden,
hat vielfach Gegenreaktionen hervorgeru-
fen. DieVerbindung wirdzum einen als
Instrumentalisierung der tatsächlichen
OpfervonRassismus kritisiert, aber auch
als Versuch, Fangruppen zum Sünden-
bockfür jegliche Diskriminierung imSta-
dion zu machen. „Damitwerden gesell-
schaftlichenRealitätenverkannt undKa-
tegorien verschoben.Das is tinder aktuel-
len gesellschaftlichen Situation hochpro-
blematisch“, sagt der Leiterder Koordina-
tionsstelle Fanprojekte, Michael Gabriel:
„Denn eswarenzum großenTeil diese
Fans, die seit Jahren und Jahrzehntenge-
genRechtsextremismuskämpfen. Sie ha-

ben damit eine Leerstelle im deutschen
Fußballgefüllt.Dafür müssten wir ihnen
dankbar sein, aber man setzt sichmit die-
sem Thema nicht angemessen auseinan-
der.“

„Friede der Loge, Krieg derKurve“–
misst der DFB mit zweierlei Maß?
Bisher schon. Dem DFB wirdnachdie-
sem Wochenendevorge worfen, einen Mil-
liardär mit all seinerMachtzuschützen,
aber bei machtlosen Opferndes Rassis-
mus dieAugenzuverschließen oder zu-
mindestnicht genau hinzuschauen. Mit
dieserFragewerden Opfer zwargege nein-
ander ausgespielt, aber dieVernachlässi-
gung gegenüberstrukturellemRassismus
und DiskriminierungvonMinderheiten
sticht vorallem den Betroffenen imFuß-
ball insAuge.
DerDFB-Präsident zeigte sichzudem bei
seinemAuftritt im „ZDF-Sportstudio“in
Rassismusfragennicht auf der Höhe.Kel-
lerräumtespäter in einem Interviewauf
der Verbandsseiteein, dass man alsDFB
in diesenFällen „selbstkritisch“sagen
müsse, „dass wir diese Möglichkeitder
Reaktion vorher nichtkonsequent ge-
nutzt haben“.
Ankündigungen, es besserzumachen,
hat es in denvergangenenJahrenschon
einig egegeben.Aber zum Beispiel
schwarze Spielerhaben,vonder Ama-
teur-bis zur Profiliga und im Jugendfuß-
ball, imKonfliktfall nicht vieldavon ge-
spürt.„DFB und DFL haben nun mit den
zahlreichen und nicht immer nachvoll-
ziehbaren Spielunterbrechungen einen
Präzedenzfallgeschaf fen. Fortan müssen
sie gegenRassismus, Sexismus, Homo-
phobie und andereFormengruppenbezo-
gener Menschenfeindlichkeit genauso
konsequentvorgehen wie nachden Belei-
digungengegenHopp. Sonstmüssen sich
die Verbände dem Vorwurfaussetzen,
nachdoppeltenStandardszuagieren“,
sagt Monika Lazar,die Sprecherin für
SportpolitikvonBündnis90/Die Grünen.

Ist der Dreistufenplan einguterPlan–
oder Teildes Problems?
In diesemFall eherein Problem. Ultras
machen si ch gezielt dieMöglichkeiten zu-
nutze, die sich ihnenmit dieser abgestuf-
tenRegelungbieten. In Hoffenheim und
Berli ndehnten sie ihreBeleidigungen
und Provokationen bis an denRand des
gerade nochMögli chen, biskurz vorden
Abbruch. Siekönnen das Spielund die
Schiedsrichter damit nach ihrer Pfeife
tanzenlassen. Bundesliga-Vertr eter for-
derndaher schon den „Einstufenplan“,
um nicht weiter Spielball der Ultraszu
bleiben.Sie haben die Hoffnung, dassdie
Ultras bei Androhung eines sofortigen
Spielabbruchszuzügeln seien. Das Pro-
blem:Ein Teil der Szene wünscht die Es-
kalation–und gilt als bereit ,die eigenen
Interessen überdie de sVereins zustellen
und auch einen Spielabbruch auf Kosten
des eigenenTeams hinzunehmen.Vorei-
nigen Jahrennochein undenkbares Sze-
nario.

Wie geht es weiter?
In der Bundesliga und unterFanexperten
istdie So rgegroß, da ss Spiele baldabge-
brochen werden. DerDFB habedie
Klubsineine Sackgasse geführt .Weder
derDFB nochdie Ultras kämen, so die
Befür chtung, aus dieserKonfrontation
ohne Gesichtsverlustheraus. Ultrasvon
verschiedenen Klubskönntensichzu-
dem absprechenund gemeinsameinen
Abbruc hinszenieren, damit ließe sich
auchkeineindeutigerVerursachermehr
ausmachen.Zudem sei die Dynamik des
Konfliktsgroß –und zwar auf beiden Sei-
ten: bei denauf Konfliktgebürsteten Ul-
tras undbei maßgeblichen Vertretern
vonVerbänden undVereinen, dievom
Machtgehabeund dem Machtanspruch
der Ultras, um es mit denWorten der
„Kur ve“zusagen, ohnehin „schonlange
die Schnauzevoll haben“.

Mit geschmackloser Symbolik:Ultras nehmen den DFB aufsKorn, der in der Sackgassesteckt. FotoAP

Fatalismus liegt in denWorten vonJo-
chen Schneider,wenn er in diesenTagen
in die Zukunftblickt .Ziele, Chancen oder
Tabellenplätzeseien derzeit „gar nicht das
Thema“, sagt der Sportvorstand des in ei-
ner trübenWinter stimmungfeststecken-
den FC Schalke 04. Eigentlichsollteandie-
sem Dienstag, imViertelfinale des DFB-
Pokals gegenden FC Bayern,ein großes
Fest in der Arenastattfinden. Dochdie
Schalker Probleme und Sorgenhaben sich
zu einem Allgemeinzustand aufgetürmt,
der als akuteNotlagebeschriebenwerden
kann. Siestellensichdieser Herausforde-
rung zwar mit demkühnen Vorsatz,gewin-
nen zuwollen, aber mit derAttitüde eines
chancenlosen Drittliga-Vereins. „DieRol-
len sind klarverteilt“, sagtTrainer David
Wagner,aber „das Schöne amFußball ist,
dassdunie zu 100 Prozentweißt, wie ein
Spiel ausgeht“. Dakönne so ein Heimspiel
schon „ein bisschen spannend“werden.
Das klingt, alswärensie zufrieden,
wenn die Sache nicht früh in Langeweile


ausartet. Dabei wurde auf Schalkevor we-
nigenWochen nochheimlich groß ge-
träumt.Nur drei Punkte betrug derRück-
stand auf die Bayern Ende Januar,Opti-
mistenliebäugelten mit einerRückrunde
auf Augenhöhe.Nach einer Serievon
sechs Bundesliga-Spielen ohne Sieg mit
1:14 Torensind sie nun eher froh, dassder
Vorsprung vorden Abstiegsrängen so
groß ist.Vonder Er folgsmannschaftder
ersten Saisonhälfte wirdnicht mehr viel
übrig sein,wenn die Startelfverlesen
wird. Rund um das 0:3vonKöln am Sams-
tag haben sichOmar Mascarell, derstrate-
gischeKopf, derAbwehrchef OzanKabak
und der wichtigste Offensivspieler Suat
Serdarverletzt –alle dreifallen aus, Mas-
carell sogar bis zum Sommer.
Undder Torwartär gernimmt auchkein
Ende. Alexander Nübel is tschwermitge-
nommen,weil seitWochen he ftig über sei-
nen für den SommergeplantenWechsel
zum FC Bayern gestritten wird. Er wirkt
verunsichert, macht Fehler,zuletzt in

Köln brüllteder Schalker Block: „Nübel
raus!“ Wagner ließ offen, ob er nun Ersatz-
mann MarkusSchubertaufstell en wird,
erst müsse er ein Gesprächmit denTorhü-
tern führen.Aber einTorwarttauschist
wahrscheinlich.Oderist auchSchuber tbe-
laste tvon denUnruhen imTorwartteam?
Beim 0:5 in München im Januar deuteten
mehrereUnsicherheiten des Ersatzman-
nes darauf hin, dassdie Debatteden desig-
niertenNachfolger Nübels ganz schön mit-
nimmt.Inj edemFall erlebt derRevier-
klub Wochen, in denenWagnersFähigkei-
tenals Krisendiplomatgefragt sind. Als
Aufbauhelfer und kluger Moderator einer
Situation, in der möglicherweise alt eKon-
fliktherde wieder aufbrechen.
Es lässt sichschwerabsehen, obWag-
ner dieseRolle ähnlichgut beherrschtwie
den Job als Erneuerer,den er imvorigen
Sommer so hervorragend begonnen hat,
als er einen an Selbstzweifeln leidenden
und vonKonflikten durchsetztenKader in
eine leidenschaftlichzusammenhaltende

Erfolgsmannschaftveränderte.Wagners
Wirken wardie entscheidende Kraftbei
der Befreiung aus der bleiernenVorsai-
son. „Ja, das isteinfac hso“, sagt Sascha
Riehter,der Koordinator der Lizenzspie-
lerabteilung, „einTrainer isthier mit die
wichtigstePersonalie.“Aber wiekommt
Wagner mit dieser Krise zurecht? Die Si-
tuation sei „schwierig,keine Frage“, sagt
Riehter,die jüngsten Misserfolge, dieVer-
letzungen und dieganze Unruhe würden
„Einflussauf Leistung, Automatismen,
Spiele Punkte,Tore,Gegentore“ nehmen.
Das sei „die Ausgangssituation, die alles
andereals angenehm ist, die es gilt, anzu-
nehmen.“Wiewirkungsvoll die internen
Maßnahmen sind,gehörtzuden spannen-
den Fragen derkommenden SchalkerWo-
chen. Wird es Wagner gelingen, im Ge-
sprächmit denTorhüternnicht nur eine
Entscheidung zu erläutern, sonderndas
Selbstvertrauen der beiden zu stärkenund
ein konstruktives Miteinander abzusi-
chern? Findetereinen Weg, den sensiblen

Amine Harit, der in derVorrunde so viele
Spielemit seinen individuellenFähigkei-
tenentschieden hat, trotzder allgemeinen
Stimmungslagewieder zumUnterschied-
spieler zu machen?Kann er die Selbst-
zweifel, die in den schwierigen Momenten
automatischkommen, effizient bekämp-
fen? Die Situation führtWagner auf unbe-
kanntesTerrain. Zwar hat er schonver-
schiedene Misserfolgsphasen alsTrainer
der zweiten Mannschaftvon Borussia
Dortmund und bei HuddersfieldTown er-
lebt; eine echteBefreiung aus einer Krisen-
situation, in der er zuvor mit einemTeam
hineingeriet, istihm allerdings nochnicht
gelungen. Es sindTage,ind enen die Liga
einen spannenden und eben nochnicht
seit Jahren vertrautenTrainerein biss-
chen besserkennenlernen wird.Undüber
allem schwebt auchnochdie Möglichkeit
weitererFanpro teste wie amWochenen-
de.AmMontagabend solltedazu einTref-
fenzwischenVereinsvertretern, derPoli-
zei und den Schiedsrichternstattfinden.

DFB-Pokal, Viertelfinale:1. FC Saarbrü-
cken–Fortuna Düsseldorf(18.30 Uhr), FC
Schalke04–Bayern München (20.45 Uhr).

Eine Stufebis zur Eskalation


dpa. AMSTERDAM.Die Europäi-
sche Fußball-Union (Uefa) sieht der-
zeit tr otzder Ausbreitung des Corona-
viruskeine Veranlassung fürKonse-
quenzen für dieFußball-Europameis-
terschaftimSommer.„Wirsind in
Kontakt mit den Behörden.Wirsind
an die Anweisungen der lokalen Be-
hördengebunden.Wirreagieren auf
das, wasdie Behörden oder dieWelt-
gesundheitsorganisation WHO sa-
gen“, sagteVerbandssprecher Phil
Townsendnachder Sitzung des Uefa-
Exekutivkomitees am Montag in
Amsterdam. „Wir sind eine Sportorga-
nisation, die Behörden treffendie
Entscheidungen“, sagteTownsend.
Zuvorhatten die Mitglieder des
Uefa-Exekutivkomitees bei ihrer tur-
nusmäßigen Sitzung über mögliche
AuswirkungendesCoronavirusdisku-
tiert. Dabei ging es laut Uefa-Anga-
ben vorerstspeziell um einen Infor-
mationsaustausch und nicht um Ent-
scheidungen überkonkreteMaßnah-
men oder sogarAusfall-Szenarien für
das Turnier in zwölf Ländern vom12.
Juni bis 12. Juli. Im Mittelpunkt der
Beratungenstanden auchdie Play-
off-Spiele um die letzten vier freien
EM-Startplätze am 26. und 31. März.
DemVernehmen nachbesteht die
Sorge,dassdurch nationaleVorschrif-
teneine Ausrichtung der Spielege-
fährde tsein könnte. Insgesamt sind
noch16Teams an den Play-offs betei-
ligt.Auchder drittedeutsche EM-
Gruppengegner neben Frankreich
und Portugal für das Spiel am 24. Juni
in München wirdinder Ausschei-
dungsrunde ermittelt.

Dahin sind all die schönen Schalker Träume


Vordem Pokal-Viertelfinalegegendie Ba yernistTrainer DavidWagner als Krisendiplomatgefragt /VonDanielTheweleit,Gelsenkirchen


Der Bundesliga


drohen


Spielabbrüche:


SiebenFragen und


Antworten, wie es


im Machtkampf


mit den Ultras dazu


geko mmen ist.


VonMichael Horeni,


Berlin


Uefa: Sorge um


Play-off-Spiele


Fußball am Dienstag

SEITE 32·DIENSTAG, 3.MÄRZ 2020·NR. 53 Sport FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

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