Frankfurter Allgemeine Zeitung - 03.03.2020

(Michael S) #1
NR.53·SEITET1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Technik und Motor DIENSTAG, 3.MÄRZ 2020


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Der neueAudi E-tronSist das erste
Serienfahrzeug mit drei Elektromotore nund

soll dem klassischen Allrad überlegen sein.


Der edle, elektrischfahrende EQCvon
Mercedes-Benz mussleider zu oftandie

Ladestation.


Ein neuer SiebträgervonDe’Longhi für
feinen Espresso überzeugt mitAusstattung

und integriertemMahlwerk.


DREIFACHE KRAFT
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D

er Genfer Salon istwegen
der Furcht vordem Corona-
virus abgesagt, die dortzur
Enthüllungvorgesehenen Autoswer-
dentrotzdemkommen. Immer mehr
sind batterieelektrisch, das Thema
bleibt hitzigdiskutiert. Wersichmit
der Anschaffung eines solchen be-
schäftigt, solltegleichwohl nüchtern
an denKauf herangehen.Wernicht
Herrüber die eigenen Garagenwände
ist, klärtbesser vorab, ob derVermie-
teroder dieHausgemeinschaftmit
der Installation einerWallboxeinver-
standen sind. Ohne dievergeht die
Freude schnell, sagen wir es deutlich:
OhneWallboxmit 7kW, für größere
Autosmit mindestens 11 kW Ladeleis-
tung, geht es nicht.Auchdarüber hin-
aus istRealismus angebracht,etwa
wasdie Versprechen der Herstellerzu
Reichweiteund Ladetempo betreffen.
Die sind dasPapier nichtwert,auf das
sie gedruckt sind,wasnicht illegal ist,
aber nach einerNorm berechnet, die
niemandimAlltag erreicht. Schon an
der idealen Außentemperatur von
etwa 20 Grad scheitertes meist.Hin-
zu kommt die erheblicheAbhängig-
keit des Stromverbrauchsvompersön-
li chen Fahrprofil.Weroft in derStadt
fährt, kommt rechtweit, werauf der
Autobahn schneller als 120 km/hfah-
renmöchte, mussvon derReichwei-
tenangabe 30 bis 40 Prozent abzie-
hen. Werauf Langstreckeunter wegs
ist, wirdmit Ladeleistungenvonbis
zu 350 kWgeködert, tatsächlichsind
die Turboströme dem Akkunur kurz-
zeitig in engenFüllstandsfenstern zu-
zumuten. Geradevoneiner Testfa hrt
mit PorscheTaycan undTesla 3zu-
rück, können wirvon102 kWAufnah-
me desPorscheund 70 kW desTesla
berichten. Außerdem sind die Statio-
nen fast nie überdacht, mansteht also
im Zweifel zum An- und Ausstecken
im Regenoder Schneetreiben. Man
kann all das akzeptieren und coolfin-
den, man sollteeszur Vermeidung
vonEnttäuschung nur wissen.

BEGRENZTEREICHWEITE KOMFORTABLE ALTERNATIVE

U

mamEnde alle Klarheiten
zu beseitigen, gibt es eintod-
sicheres Mittel: Man mussso
langeDetails undAusnahmen hinzu-
fügen, biskeiner mehr dieRege lver-
steht.Das funktionierttrefflichinder
Steuergesetzgebung, höchstwirksam
aber auchimWaffenrecht. Sokommt
es, dasswir nach jedem Beitrag über
Messervonbesorgten Leserngefragt
werden, wasdenn nun erlaubt sei und
wasnicht.Tatsache ist, dassHäufig-
keit und BrutalitätvonAngriffen mit
Stichwaffenzunehmen, ein Messer ist
leich tzuversteckenund kaum abzu-
wehren.Stand derzeit,starkverein-
facht: BestimmteMesser sindverbo-
ten, zum BeispielStoßdolche. Andere
darfman haben,aber nicht zugriff sbe-
reit führen,etwa Klappmesser,deren
Kling esichmit einer Handfeststellen
lässt.Essei denn, man hat ein berech-
tigtesInteresse,worüber sichmeist
streiten lässt.Ob„Einhandmesser“
odernicht –das is taucheine Frage
der Geschicklichkeit. Ansonstengibt
es Beschränkungen der Klingenlänge,
Springmesser auf achteinhalb und
feststehende auf zwölf Zentimeter,
baldwerden es inVerbotszonen vier
sein. Insgesamt zielt der Gesetzgeber
im Bemühen, seinenOrdnungshütern
eineMöglichkeit zur Beschlagnahme
zu geben, starkauf denVerwendungs-
zwec keinesGegenstandsab; m it der
Folge, dassdas Bundeskriminalamt
im Einzelfall beurteilenmuss, ob
dennetwa ein Wurfbeil eineWaffe
sei.Zuschlagenkann man auchmit ei-
nem Schraubenschlüssel und stechen
mit einemZeltnagel,Verbrechernist
das wirre Waffengesetz ohnehin
wurst.Sicher ist, dassjenes mit jedem
Att enta tverschärft wird–schaut her,
wir tunwas. Künftig sollen Sport-
schützen auf ihren Geisteszustand un-
tersucht werden. Gut so, falls esetwas
nützt .Deshalbschlagen wirvor, die
Waffengesetzgeber mögen das erst
mal an sichselbsterproben.

Alltag im E-Auto


VonHolger Appel

Szenen

Alltag auf der Straße


VonLukasWeber

D

er Geruchfrischgesägten Holzes
steigt in dieNase, werschon einmal
selbstzur Sägegegriffen hat oder in ei-
ner Schreinereistand, weiß, wie das
duftet. Er is tZeichen desAufbaus
und Entstehens und durchzieht an die-
sem Freitag die Messehallen in Genf. Als die Schweizer
RegierungVeranstaltungen mit mehr als 1000Teilneh-
mernbis aufweiteresverbietet, lassen die Handwerker
Hammer undNagelfallen, das Coronavirus erledigt in
diesem Moment denAutosalon. Am heutigen Dienstag
hätteerö ffnen sollen für Journalisten undvonDonners-
taganfür das Publikum.Nunteilt der Salon das Schick-
sal mit dem MobileWorldCongress in Barcelona oder
der Tourismusmesse ITB in Berlin,keine dieser Groß-
veranstaltungenfindetmehr statt.Frankreichhat Zu-
sammenkünfte mit mehr als 5000 Menschen untersagt,
wasinDeutschlandgeschehen wird, beschäftigt nicht
nur,aber auchdie Autoindustrie. MüssenFabriken an-
gehaltenwerden? Können Hauptversammlungenstatt-
finden? DievonVolkswagen und BMW sind erst im
Mai geplant, dochDaimler lädt seine Aktionäreschon
zum 1. April ein, eskommenstetsum7000 Menschen.
Die Branche annulliertVorstellungen neuer Produkte
und versucht, Videokonferenzen an derenStelle zu set-
zen, wasnicht gelingenkann. Wiesoll manetwa sbeur-
teilen, ohne es auszuprobieren oder imWortsinne zu er-
fahren?Vorsicht steht in diesenTagenüber allem. Die
Bilder aus Genf des Schweizer JournalistenPeter Ruch
sind ein eindrucksvolles Dokument desStillstands. Es
wirdwohl nicht der letztesein. HOLGER APPEL

einer

Mitten in dieAufbauphasekamder
Baustopp. Alsokein FerrariRoma,kein
frischer Dacia, almostfamous eben.

Der GenferAutosalonfällt


aus. Im Moment derAbsage


warunser Fotograf dort.


Absage

Mercedes hättedie aufgefrischteE-Klassegezeigt,
BMW auf den elektrischen i4geblickt.Stattdessen
herrschtPause auf denPaletten. Fotos Peter Ruch
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