Die Zeit - 27.02.2020

(nextflipdebug2) #1
Liebe Ella,

ich bin verheiratet und habe zwei Söhne, 18 und
15 Jahre alt. Der Große ist fertig mit der Schule
und macht zurzeit sechs Monate Freiwilliges Sozia­
les Jahr in einem Kindergarten. Dort und in seinem
Kampfsportclub ist er gern gesehen, hilfsbereit und
freundlich. Aber zu Hause lässt er die Sau raus.
In seinem Zimmer liegen alle Kleidungsstücke
außerhalb des Schrankes, teilweise auf dem Boden.
Auch im Rest des Hauses liegen Jacken, Schlüssel,
Schuhe, Rucksack und andere Dinge herum. Wenn
er kocht – er möchte gern »sein eigenes Leben le­
ben« –, bleiben regelmäßig Lebensmittel, Reste
und schmutzige Pfannen stehen.
Die Toilette macht er auch nicht sauber. Sämtliche
Familienregeln werden einfach ignoriert.
Zu mir ist er respektlos, er hat sogar gedroht, mich
zu schlagen. Er beschimpft mich, nennt mich »arro­
gantes Arschloch« oder Schlimmeres. Ich bin für ihn
keine Mutterfigur, keine Respektsperson. Er sagt, ich
hätte ihn sein Leben lang nur zusammengebrüllt.
Das stimmt natürlich so nicht.
Wir sind eine gut situierte Familie. Ich war immer
zu Hause, habe meine Arbeit aufgegeben. Mein Mann
war oft im Ausland. Ich habe meine Kinder in all ihren
Wünschen gefördert. Auf gute Umgangsformen habe
ich immer Wert gelegt und früh angefangen, ihnen
Kochen und Ordnung beizubringen.
Im Herbst möchte mein Sohn ein Studium an­
fangen. Beworben hat er sich noch nicht, bis dahin
will er Praktika machen. Er hat einen kleinen Hund.
Als er ihn vor zwei Jahren bekommen hat, war das ein
Herzenswunsch, aber jetzt vernachlässigt er ihn und
geht immer nur kurz mit ihm raus.
Ich habe bereits seinen Trainer gefragt, ob er
nicht mal ein vernünftiges Wort mit ihm sprechen
kann. Eigentlich ist er ein guter Junge. Ich denke,
er will sich von mir ablösen, aber es ist eine sehr
unangenehme Phase. Ich wäre gern eine bessere
Mutter, aber mein Sohn lässt mich nicht. Wie soll
ich damit umgehen?

Dein Momfail

Lieber Momfail,

säßen wir in meiner Praxis am Tresen ne ben ein an­
der, hätte ich, während du mir von deinem Sohn
erzählst, zwei Ouzo bestellt, dir nahegelegt, we­
nigstens einen davon zu trinken, und dich dann
erst mal fest in den Arm genommen. Ich kann ver­
stehen, dass das gerade alles ein bisschen viel ist.
Junge Menschen sind anstrengend, selbst dann,
wenn sie dabei süß sind. Das liegt unter anderem
daran, dass sie wahnsinnig mit sich selbst beschäf­
tigt sind – und ehrlich gesagt (noch einen Ouzo?)
ist das ihr gutes Recht. Es ist nur für die Erwachse­
nen manchmal nicht ganz leicht zu ertragen.
Zum Thema Ordnung will ich dir einen Schwank
aus meinem Leben erzählen. Neulich hab ich meine
Wohnung das Wochenende über fünf Gerademal­
volljährigen zur Verfügung gestellt. Ich war nicht da,
sie wollten auf ein Konzert. Dreht die Heizung nicht
auf null, sonst geht sie nie mehr an, hab ich gesagt,
schnickt in der Dusche nicht das Haarsieb mit dem
Zeh zur Seite, sonst ist der Abfluss verstopft. Beides
haben sie beherzigt. Yay.
Als ich nach meiner Rückkehr den Kühlschrank
öffnete, fand ich im Gemüsefach, in dem zuvor ein
paar Dosen Astra gelegen hatten, zwei Euro fünf­

zig. Aus einer gerademalvolljährigen Perspektive
haben diese jungen Menschen alles richtig gemacht:
Wir haben das Bier getrunken, lass mal Geld hin­
legen. Ihre Mütter wären stolz auf sie. Wie nervig
es für mich ist, abends nach der Arbeit Bier ein­
zukaufen und nach Hause zu schleppen, weil sie
meins getrunken haben – verstehen sie nicht. Se­
hen sie nicht. Werden sie erst begreifen, wenn sie
irgendwann für sich selbst einkaufen müssen. Ganz
ähnlich verhält es sich bei deinem Sohn mit den
Klamotten, mit den ungespülten Pfannen und mit
der Toilettenschüssel. Wer selbst putzen muss,
pinkelt schnell im Sitzen.
Zum Thema Gewalt: Das geht natürlich gar
nicht, weder verbal noch physisch, nicht als Dro­
hung und schon gar nicht vollzogen. Punkt.
Aber was den Respekt betrifft, müsstest du jetzt
mal kurz rausgehen und deinen Sohn vorbeischicken,
damit ich mir seine Darstellung anhören kann. Er
sagt, er sei als Kind »zusammengebrüllt« worden. Du
sagst, das stimme »so nicht«. Nun. Vorstellen kann
ich mir, dass es für dich nicht nur ein Spaß war, allein
für die Kinder verantwortlich zu sein, während dein
Mann viel unterwegs war. Apropos Mann: Wie verhält
der sich eigentlich in diesem Konflikt? Wo ist er über­
haupt? Du erwähnst ihn quasi nur als Personenstand.
Vielleicht ist das ja auch bezeichnend.
Dein Sohn ist offensichtlich auf der Suche. Ich
meine: Kampfsport und Kindergarten ... Aber im­
merhin probiert er Kram aus, sitzt nicht nur vorm
Rechner. Offenbar wisst ihr beide nicht, was genau
in den vergangenen Jahren auf der Strecke geblie­
ben ist. Und bis ihr es wisst: Mach keinen Wett­
kampf daraus. Behandle ihn nicht wie ein kleines
Kind, das gemaßregelt werden muss, wenn es gegen
die »Familienregeln« verstößt. Er will erwachsen
sein? Dann lass ihn doch. Schmeiß seine Sachen,
die in der Wohnung herumfliegen, in sein Zimmer
und mach die Tür zu. Einerseits.
Andererseits: Sag ihm, dass du dich gern mal von
ihm bekochen lassen würdest, und räum hinterher,
explizit im Austausch, die Küche auf. Versuch ihm
auf Augenhöhe zu begegnen. Stell ihm, keine
Ahnung, einen Klobürstenstrauß in einer Vase auf
den Schreibtisch. Auch Lachen kann Konflikte
lockern.
Hast du deinen Sohn schon mal gefragt, was du
besser machen kannst? Vielleicht überrascht ihn
deine Frage – und dich seine Antwort. Du zer­
brichst dir so sehr den Kopf, sprichst mit seinem
Trainer, mit mir und übersiehst, dass du längst ein
zumindest halbwegs erwachsenes Gegenüber hast,
das diese Frage viel besser beantworten kann als ich.
Komm raus aus dem Mutti­Knast, in dem du
jahrelang offenbar weitgehend allein verantwort­
lich eingesessen hast. Von hier an Freigang. Und
Freigang bedeutet: Sprich mit ihm.

Deine Ella

Mein Sohn ist unordentlich,


rücksichtslos und beschimpft mich.


Wie soll ich damit umgehen?


Sie haben ein Problem und würden gern darüber sprechen –
aber es hat mal wieder keiner Zeit? Dann fragen Sie ELLA

Sie haben Mist gebaut? Sie wären gern anders,
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einfallen. Ella ist ZEIT­Redakteurin mit
abgebrochenem Psychologiestudium und vielen
Stunden Tresentherapie­Erfahrung. Schreiben
Sie ihr offen und angstfrei unter einem Pseudonym
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oder über Instagram unter @zeit_ella

Illustration: Sergio Membrillas für DIE ZEIT

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