Focus - 22.02.2020

(Sean Pound) #1
POLITIK

34 FOCUS 9/2020

W


enn Johannes Laschet
spricht, hört man sei-
nen Vater. Johannes
ist der älteste Sohn
von NRW-Ministerprä-
sident Armin Laschet,
einem der vier Anwär-
ter auf den CDU-Parteivorsitz. Auf Instag-
ram nennt er sich „Joe“ und „Enthusiast
Of Classic Menswear“. Er ist Model,
Blogger und Markenbotschafter für
Modelabels wie Falke. Mit seinen fast
100 000 Followern gilt Laschet als Influ-
encer und gibt sein Social-Media-Wissen
in Workshops weiter.
Eigentlich wäre der 30-Jährige prädes-
tiniert dafür, die Internet-Kampagne für
einen Kanzlerkandidaten Laschet zu ent-
wickeln. Auf entsprechende Fragen zur
Zukunft seines Vaters lächelt er, als wolle
er sagen: Vergiss es!
Dafür verrät er, was er einst im Keller des
Ministerpräsidenten fand und wie die CDU
erfolgreicher Wahlkampf machen kann.

Herr Laschet, gerade wurden Sie von der
CDU zu einem Digital Workshop eingeladen.
Was kann die Volkspartei von Ihnen lernen?
Die Parteien können von Influencern
generell lernen, wie Social Media funktio-
niert, wie man Zielgruppen erreicht und
Themen setzt. Das machen wir beruflich
den ganzen Tag. Dieses Wissen können
wir weitergeben.
Die konservative CDU und Social Media –
geht das überhaupt zusammen?
Es muss zusammengehen, das gilt auch
für nicht konservative Parteien. Weil sozi-
ale Medien die besten Plattformen sind,
um politische Themen für jüngere Ziel-
gruppen aufzubereiten. Obendrein sind
sie ungefiltert und umsonst.
Facebook, Twitter, Instagram – welchen
Kanal sollten Politiker wie nutzen?
Auf Twitter kann man Meinungen zu
aktuellen Themen schnell und einfach
verbreiten. Twitter wird gern in anderen
Medien zitiert. Auf Facebook kann man
sehr gut Diskussionen führen. Jüngere
Zielgruppen sind bei Instagram. Das ist
eine Art Darstellungsseite: Hier kann
man zeigen, wo man gerade ist, was man
macht, kann die Follower mitnehmen auf
Veranstaltungen und Reisen. Instagram
macht nahbar. Das wird immer wichtiger.
Es heißt, Sie beraten Ihren Vater bei Social
Media. Was genau machen Sie da?
Er war bereits bei Twitter, ich habe ihm
vor allem geraten, Instagram zu installie-
ren. Und das nutzt er inzwischen ganz gut

und berichtet seinen Followern in der Story,
wenn er im Landtag ist oder unterwegs.
Was sind die größten Fehler, die Politiker im
Umgang mit Social Media machen können?
Der größte Fehler ist es, Social Media
nicht zu nutzen. Die vergangenen US-
Wahlkämpfe von Obama und Trump
haben gezeigt, dass Kampagnen ohne
Social Media nicht mehr denkbar sind.

Und die Bedeutung wird hierzulande
eher noch wachsen.
Warum gehen Sie nicht selbst in die Politik?
Ich bin gerade dabei, meine Leiden-
schaft zum Beruf zu machen: Die klas-
sische Herrenmode macht mir wahnsin-
nig viel Spaß, da habe ich viele Ideen,
die ich noch umsetzen möchte. Ich bin
zwar politisch interessiert, aber als Beruf

Lookalike
Als ihn auf einer
Modemesse in Italien
zwei Mädchen um ein
Selfie baten, ver-
schwand das Handy
sofort wieder, als
Johannes Laschet
sagte, dass er nicht
Ryan Gosling sei

Er sieht aus wie der Ryan Gosling vom Rhein und berät seinen


Vater in Social-Media-Fragen: ein Gespräch mit Joe Laschet


„Mein Vater macht Politik,


ich mache Mode“

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