Neue Zürcher Zeitung - 03.04.2020

(Tina Meador) #1

gerFreiheitund Markt. Dasist kein Klima
fürsteigende Prosperitä t. Unddas drückt
sich mitder Zeit eb en an denFinanzmärkten
aus. Entsprechend müssen sich Anlegerop-
portunistisch verhalten.


WaskaufenSie,wennSie kaufen?
DieReihenfolge meiner Präferen zensind
dieUSA,gefolgt vonEmergingMarkets,
undzum Schluss kommtEuropa. Europahat
einfachammeisten Probleme ,da derWirt-
schaftsraum unterder Fehlkonstrukt iondes
Euro sund de rEUleidet. Emer ging Markets
könnensicherholen, aber es istzu früh,
denn dortmüssen noch vieleProblemebe-
wältigtwerden. Am meistenVertrauen habe
ichindie USA, weil dasWirtschaftssystem
dortfreiheitlicherund flexibler ist.


UndwelcheSektoren in denUSA?
DieSektore nITund Gesundheithaben den
Crashambestenüberstanden. Dassind
wahrscheinlich auch dieSektore n, diefür
Käufeimnächsten Aufschwung im Vorder-
grundstehen. Zyklisch eAktienwerdenerst
wieder attraktivsein, wenn eine deutliche
konjunkturelleErholungFuss fast.


Siewürdenalsowiederdie Wachstums-
titel–die Googles, Amazonsund Apples
dieser Welt –kaufen, dieden vorherge-
hendenBullenmarktangeführt haben?
Ja,mit Blickauf dieZeitbis Ende Ja hr.Was
dana ch kommt,muss mandannbeurteilen.
So gesehen stehen wirheute nichtamEnde


einerBaisse, denn daswäreerstder Fall,
wenn dieAnfüh rerder altenHaussedis-
kreditiert undaus denPortfoliosgeworfen
worden wären. So weit sind wirheute nicht.
Wirhatten soeben dielängste wirtschaftli-
cheExpan sion in derGeschichteder USA,
undeinemehrals zehnjährigeBörsenhausse
liegthinteruns.Soein Zyklus endetnicht
miteiner ei nmonatig en Korrektur.Ein ech-
terBärenmarktist erst zu Ende,wennsich
niemandmehrfür Aktien intere ssiert.Es
muss Ihnenübel werden, wenn SieanAk-
tien denken. Dann wissen Sie, dass derKauf-
zeitpunktfür dielange Fristgekommenist.

«UnsereGesellschaft

hatverlernt,

Eigenverantwortung

zu tragen»

WiestehenSie zu Obligationen?
Seitbaldvierzig Jahren haben sich dieRen-
ditenfür qualitativ gute Schuldne runter
Schwankungen zurückgebildet. Wirsindin
denRenditennun am Ende einesGener a-
tionenzyklusangel angt.Obligationenmuss
manentwederverkaufen oder nurkurze
Laufzeitenhalten, waspunktoRendite ja
nichts mehr bringt.Wegen derRisiken im

Euro,die ichdargelegt habe,sindineuro-
päischen WährungendenominierteObliga-
tionenammeisten gefähr det. Diewürde ich
aufjeden Fall meiden.

Istdie vierzigjährige Bondhausse vorbei?
DieFiskalbehörde nund dieZentralban-
kenstemmen Programme, diemit de rZeit
inflationärwirkenwerden. Entsprechend
werden dieZinsen wieder steigen, zuerst
am langen Ende undnachein paar Jahren
auch am kurzen.Wir werden ei ne inflatio-
näre Wirtschaftspolitikerhalten, diezwar
dieTeuerungnachoben treibt,aber nicht
denWohlstand.Das istschlechtfür normale
festverzinsliche Anlagen.

Wird daseingünstiges Umfeld fürGold?
Gold istein unproduktiver Vermögenswert.
SeinPreis hängtvom Vertrauenab, dasdie
Anlegerindie Politikder Behörde nhaben.
Icherwarte, dass dasneueJahrzehnt den
Goldpreisbeflügelnwird, weil di eNoten-
banken unserePapierwährungenweiterab-
werten unddas Vertrauenindie politischen
Entscheidungsträger abnehmen wird.Es
sollte desh albinj edemDepotvertreten sein.

GlaubenSie,die aktuelle Krisewirdzu
einemUmdenken im Verhaltenvon Anle-
gern führen?
Ichhoffees. Wirmüssen ei gentlich wissen,
dass dasLeben ei nRisikoist.Auf Krisen
undRückschläge muss manals Gesellschaft,
alsUnternehmen undals In vestor vorbe-

reitet sein. UnserGesundheitssyst em war
nichtvorberei tetauf so ei ne Krise. Underst
jetztmerkenwir,dass70% derBasiselemen-
te fürdie pharmazeutischeIndustrie aus
Chinakommen. Dasist doch Wahnsinn.Ich
binein Befürworterdes Freihandels,aber
dieheutige Krisezeigt dieFragilitätunse-
rerweitverzweigtenLieferketten.Was mi ch
zudemumtreibt, sind diekurzf ristig den-
kendenManager,die ihre Unternehmenmit
Schuldenaufgeblähthaben,umdamit Akti-
enrückkäufezufinanzieren. Dasist fahrläs-
sig. Es fehltüberallanE igenverantwortung,
nichtnur un terManagern. Unsere ganzeGe-
sellschaft hatverlernt, Eigenverantwortung
zu tragen. Siehat verlernt,dassdas Le ben
ausRückschlägenbesteht unddassman für
schwie rige Zeiten Polsterhaben muss.Wir
leben in einerverwöhntenGesel lschaft,in
derdie Leuteglauben, si ehätten ei nAnrecht
aufein wunderba resLeben. Dieses Anrecht
existiertind er Realität nicht. Undder ewige
Hilf eruf anZentralbankenund Re gierungen,
wenn es regnet,wirduns schrittweiseFrei-
heit undWohlstand ko sten.

Freitag, 3. April 2020 themarket.ch^9


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Artikelonline:

go.thema rket.ch/ z2019

FelixW.Zulauf

FelixW.Z ulaufistGründer undInhaberder
ZulaufAssetManagement.Se ineLaufbahn
führteih nzunächstbeiUBSinZür ichdurch
verschiedene Positionen,unter anderem
alsglobaler Anlagestratege undLeiterdes
instituti onell en Portfoliomanagem ents.
Dazwischendienten ihmAuslandeinsätze
inNew York undParis zurVertiefungder
Fachkenntnisse globaler Finanzmä rkte.
1990 grün dete er Zulauf AssetManage-
ment, um seineAnlagephilosop hie frei von
konventionellen institut ionel len Restrik-
tionen umsetzen zu können .ImL aufe des
letztenJahrzehntshatZulaufdieMehrheit
seiner Firmaverkauftund seineMinder-
heit alseigenständiges Unternehmen ab-
getrennt, dasihm primär alsseineigenes
Family Office dient undBeratungen für
Kundenweltweitanbiete t.Eristregelmä s-
sige rGastaut orvonTheMa rket.

«EsmussIhnenübel werden,wenn SieanA ktiendenken.Dasistdannde rKaufzeitpunktfür dielangeFrist» :FelixW. Zulauf.


Quelle: themarket.ch
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