Die Welt - 03.03.2020

(Nancy Kaufman) #1

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03.03.20 Dienstag,3.März2020DWBE-HP


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DIE WELT DIENSTAG,3.MÄRZ2020 FORUM 3


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A


ngela Merkel hat bei der Eröff-
nung des 11. Integrationsgipfels
gesagt, es gehe nicht einfach nur
um Integration, sondern darum, „mit-
einander zu leben“. Es gebe „nicht
immer das Wir und das Ihr“, sondern
„wir sind eine Gesellschaft. Das ist der
zentrale Satz.“ Es ist in der Tat der
zentrale Satz – und die Wörter „nicht
immer“ kann man getrost streichen.
Ein Land, das bewusst und gezielt ein
Einwanderungsland sein will, wird
ohne ein neues Gemeinsamkeitsgefühl
keinen Erfolg haben. Das Gemein-
samkeitsgefühl ist nicht mehr zwin-
gend identisch mit einem Gemein-
schaftsgefühl, wie es über lange Zeit
von der Politik beschworen wurde.
Gemeinschaft im Sinne ethnischer
oder religiös homogener Gemeinschaft
gerät an ihre Grenzen.
Das auszusprechen ist für manche
der Beweis für ein gefährliches Wol-
kenkuckucksheim-Denken. Länder wie
Südkorea oder Japan, finden solche
Menschen, haben doch gerade wegen

ihrer Abschottung gegen Zuwanderer
eine nationale Kraftanstrengung voll-
bracht, die sie zu wirtschaftlichen Su-
permächten hat werden lassen. Dem-
gegenüber glauben andere, dass Län-
der, die in den Kategorien vergangener
Zeiten homogen bleiben wollen, mittel-
fristig keine Chance in der globalisier-
ten Welt haben. Die Zuwanderung
muss kontrolliert erfolgen, aber eine
Trennung in Wir und Die, in historisch
rechtmäßige und unrechtmäßige Bür-
ger wird nicht funktionieren.
Diese Debatte wird im Moment
durch die Rhetorik von Parteien und
von westlichen Regierungschefs wie
Donald Trump ebenso angeheizt wie
durch die staatlich erzwungene Homo-
genisierungspolitik Indiens und Chi-
nas. Es ist eine der großen Debatten
der kommenden Jahre, in der etliche
Werte auch des Grundgesetzes einen
Belastungstest bestehen müssen. Ange-
la Merkel lässt keinen Zweifel daran,
dass sie Deutschland nicht in eine
Konfrontation zwischen Wir und Die
rutschen lassen will, nur weil es am
Gespräch fehlte. Es war deshalb gut,
dass nicht nur Minister und Einwan-
dererverbände, sondern von der Lin-
ken bis zur AfD auch alle Parteien zum
Integrationsgipfel geladen waren.

Merkels zentraler Satz


KOMMENTAR


TORSTEN KRAUEL


[email protected]


S


ie wollen die Quotenfrau: Bundes-
justizministerin Christine Lam-
brecht und Bundesfamilienminis-
terin Franziska Giffey (beide SPD)
haben einen Gesetzentwurf er-
arbeitet, der mindestens ein weib-
liches Mitglied in den Vorständen
von Deutschlands großen Unternehmen vorsieht.
Der Vorschlag, der in der Koalition umstritten ist
und die Wirtschaft entsetzt, soll für Aktiengesell-
schaften mit mehr als 2000 Mitarbeitern und min-
destens vier Vorstandsmitgliedern gelten.
Seit 2016 müssen sich die Konzerne bereits ei-
gene Ziele für Frauen in der Führungsebene ste-
cken. Eine „Null“ ist jedoch auch erlaubt, solange
es dafür einen guten Grund gibt. Für Aufsichtsräte
gilt seit dem gleichen Jahr eine fixe Frauenquote
von 30 Prozent. Den beiden Politikerinnen jedoch
gehen diese Regelungen nicht weit genug. Sie spre-
chen von „reinen Männerklubs“ und wollen die
Gleichberechtigung per Gesetzerzwingen. Richtig
ist: Der Anteil von Frauen in Vorständen ist zwar
gestiegen – bei den 200 umsatzstärksten Unterneh-
men knackte er im vergangenen Jahr nach Angaben
des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
(DIW) erstmals die Zehn-Prozent-Marke – von
einer dynamischen Entwicklung kann allerdings
keine Rede sein.
Diesen Zustand kann man beklagen, und man
kann ihn auch ändern wollen. Allein: Eine erzwun-
gene Frauenquote beseitigt nicht die Gründe, die
dazu führen, dass Deutschlands Chefetagen immer
noch von Männern dominiert werden. Sie ist nichts
weiter als ein symbolpolitischer Akt. Einer, der auf
rechtlich bedenkliche Weise in die unternehmeri-
sche Freiheit eingreift, aber am Kernproblem
nichts ändert.
Es sollte nicht Aufgabe des Staates sein, Frauen
in Führungspositionen zu befördern. Sondern,
gleiche Startbedingungen für Mädchen und Jungen
zu schaffen, und zwar von Beginn an. Das bedeutet,
den bildungspolitischen und gesellschaftlichen
Rahmen so zu gestalten, dass beide gleichermaßen
und gleichberechtigt aufsteigen können. Keine Frau
mit Ambitionen sollte das Gefühl haben, dass sie
ihre Position ihrem Geschlecht verdankt. Kein
qualifizierter Mann sollte erleben, wie ihm eine
Führungsrolle aus dem gleichen Grund verweigert
wird. Und kein Unternehmen sollte per Gesetz
dazu verpflichtet werden, einen Vorstandsposten
mit einer Frau zu besetzen, die sich nicht dafür
eignet – oder aber, die ihn vielleicht gar nicht will.
Es sollte ihre Leistung, aber auch ihr erkennbarer
Wunsch sein, die eine Frau an die Spitze bringen.
Denn auch das ist Teil der Wahrheit: dass nicht
jede Frau eine Karriere anstrebt. Oder dass sie sie
im schlimmsten Fall sogar unglücklich macht. So

hat eine aktuelle Studie des DIW für die „Frank-
furter Allgemeine Sonntagszeitung“ ergeben, dass
Frauen in einer Partnerschaft ihr Leben dann am
besten bewerten, wenn sie weniger verdienen als
der Mann oder ungefähr gleich viel. Verdienen sie
deutlich mehr, sind sie mit ihrem Leben unzufrie-
dener. Woran liegt das? Daran, dass die Beziehung
leidet, wenn die Frau die Versorgerrolle über-
nimmt? Daran, dass sie mit aller Kraft versucht,
Kinderbetreuung, Haushalt und Karriere zu verein-
baren? Oder daran, dass sie als gesellschaftlicher
Außenseiter gilt, als „Rabenmutter“, die sich „un-
typisch“ verhält?
Wer sich auf die Suche nach Antworten begibt,
dem fällt schnell auf, dass traditionelle Rollenbilder
in der deutschen Gesellschaft immer noch tief
verwurzelt sind – und weder der bildungspolitische
noch der gesellschaftliche Rahmen tatsächlich auf
Gleichberechtigung ausgerichtet sind. Das beginnt
zum Teil schon im Kindergarten, spätestens aber in
der Schule. Da wird zwar jedes Jahr der „Girls‘
Day“ gefeiert, der das Interesse von Mädchen für
naturwissenschaftliche und technische Berufe we-

cken soll. Erfolgreiche Managerinnen oder Gründe-
rinnen spielen in Schulbüchern aber so gut wie
keine Rolle, wie zuletzt eine Studie der FDP-nahen
Friedrich-Naumann-Stiftung gezeigt hat. Frauen in
Führungspositionen kämen im Schulalltag „nur in
homöopathischen Dosen vor“, heißt es darin.
Dieses Rollenbild, das auch in vielen Eltern-
häusern gelebt wird, hat Folgen: Zwar verlassen
junge Frauen die Schule im Schnitt mit höheren
Abschlüssen als ihre Mitschüler. Dennoch ent-
scheiden sie sich dann deutlich häufiger für einen
meist schlechter bezahlten Beruf im Dienstleis-
tungssektor, während junge Männer eine Karriere
in der Industrie anstreben. Frauen gründen weni-
ger, und sie verhandeln seltener um ein höheres
Gehalt. Und sobald sie Kinder bekommen, vertieft
sich die Spaltung: Dem politisch gefeierten Boom
bei den Vätermonaten zum Trotz gehen Frauen
immer noch deutlich länger in Elternzeit und ar-
beiten häufiger in Teilzeit. Sie übernehmen einen
größeren Teil der unbezahlten Arbeit im Haushalt
und investieren mehr Stunden in die Erziehung
ihrer Kinder. Und genau mit diesem Familienbild
wächst die nächste Generation auf. Und die nächs-
te. Ein Teufelskreis.
Nun gibt es sicherlich nicht wenige Frauen, die
mit ihrer Teilzeittätigkeit und einer dominanten
Rolle bei Kindererziehung und im Haushalt glück-
lich sind. Fatal ist jedoch, wenn Kindern, ob nun
bewusst oder unbewusst, von Beginn an vermittelt
wird, dass dieses Modell das einzig richtige ist.
Dass alles, was davon zu stark abweicht, untypisch,
gar absonderlich ist. Kinder orientieren sich an
Normen und Verhaltensregeln, weil sie ihnen Si-
cherheit bieten. Sie wollen dazugehören, keine
Außenseiter sein. Gute Bildungs- und Familien-
politik sollte dafür sorgen, dass sie sich nicht als
solche fühlen müssen.
Eine staatlich verordnete Frauenquote geht ins
Leere, weil sich derzeit gar nicht genügend junge
Frauen einen Chefposten zutrauen oder die nöti-
gen Fähigkeiten dafür entwickeln konnten. Wir
brauchen keine staatlich verordnete Frauenquote.
Wir brauchen eine moderne Familien- und Bil-
dungspolitik. Eine Familienpolitik, die Energie und
finanzielle Mittel in den weiteren Ausbau von Kin-
derbetreuung und Ganztagsschulen steckt, anstatt
sich in Quotendebatten zu verkämpfen. Damit
Eltern mit dem sicheren Gefühl arbeiten gehen
können, dass ihre Kinder gut versorgt und aus-
gebildet werden. Wir brauchen eine Bildungspoli-
tik, die die über Jahrhunderte aufgebauten Hinder-
nisse in den Köpfen endgültig zerschlägt. Die ge-
sellschaftliche Vorstellungen verjagt, die junge
Frauen vor ihren großen Plänen zurückschrecken
lassen. Oder die diejenigen, die den Aufstieg allen
Widerständen zum Trotz gewagt haben, an sich
zweifeln lassen. Die sich ständig dafür rechtfer-
tigen müssen.
Wir brauchen eine Politik, die Mädchen über-
haupt erst dazu befähigt, den Wunsch nach Unter-
nehmertum, nach Gründung, nach Führung zu ent-
wickeln. Einen gesellschaftlichen Konsens darüber,
dass das nicht absonderlich ist, sondern in Zeiten
des Fachkräftemangels und fehlender Innovations-
fffähigkeit für die Zukunft der Wirtschaft unabding-ähigkeit für die Zukunft der Wirtschaft unabding-
bar. Wir brauchen Unternehmen, die das verstanden
haben und im Alltag leben. Das Problem mit den
„Männerklubs“ erledigt sich dann von selbst.
[email protected]

Frauen brauchen


keine Quote


Die Familienministerin


will die Frauenquote zur


Pflicht machen – in der


Hoffnung, so für mehr


Gleichberechtigung in


Unternehmen zu sorgen.


Ein Trugschluss. Diese


Strategie bekämpft nur


die Symptome, nicht


jedoch die Ursachen


Es sollte nicht Aufgabe des Staates


sein, Frauen in Führungspositionen


zu befördern


LEITARTIKEL


ǑǑ


CAROLINE TURZER


Ihre Post an:


DIE WELT, Brieffach 2410, 10888 Berlin,


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Leserbriefe geben die Meinung unserer Leser


wieder, nicht die der Redaktion. Wir freuen


uns über jede Zuschrift, müssen uns aber das


Recht der Kürzung vorbehalten. Aufgrund der


sehr großen Zahl von Leserbriefen, die bei


uns eingehen, sind wir leider nicht in der Lage,


jede einzelne Zuschrift zu beantworten.


geradezu nach konservativer Vision
und Alternative. Wenn die CDU das
nicht begreift, wird sie alsbald und für
lange Zeit die 20-Prozent-Marke unter-
schreiten und ein Bundeskanzler Ha-
beck immer wahrscheinlicher.

WILHELM BODE, STRALSUND


In Würde sterben


Zu: „Freitod als Menschenrecht“
vom 28. Februar

Das BVG hat auf der Höhe der Zeit,
mithin im Sinne einer aufgeklärten
Gesellschaft entschieden. Klar ist und
bleibt, dass es, wann immer es um
Fragen von Leben und Tod geht, keine
einfachen Antworten geben kann. Den-
noch muss genauso klar sein, dass jeder
Mensch das Recht hat, über sein Leben

gewichtiger Schritt weg vom immer
noch grassierenden Obrigkeitsdenken
hin zu selbstverantwortlichen, selbst-
bewussten Bürgerinnen und Bürgern.
Es ist jedermann überlassen einer von
ihm gewählten Gemeinschaft – wie die
der römisch-katholische Kirche in
Deutschland, wie die der evangelisch-
lutherischen Kirche Deutschlands –
anzugehören und sich nach deren Mo-
ralkodex auszurichten: kein Schwan-
gerschaftsabbruch, kein Freitod. Jeder-
mann kann in diesen Fragen nach sei-
nem Gewissen entscheiden. Aber der
deutsche Staat und seine Organe - d. h.
die Minister, die Parlamentarier, die
Beamten und die staatlichen Angestell-
ten – haben diesem wegweisenden
Entscheid ihres obersten deutschen
Gerichts konsequent zu gehorchen:
„Das allgemeine Persönlichkeitsrecht
gewährleistet das Recht, selbstbe-

stimmt die Entscheidung zu treffen,
sein Leben eigenhändig bewusst und
gewollt zu beenden.“

JÜRG WALTER MEYER, LEIMEN


Die Regulierung einer Suizidhilfe ist
notwendig, weil es immer Menschen
geben wird, die Löcher im Gesetz su-
chen. Aber: In meiner nächsten Umge-
bung erlebte ich in diesen Tagen in
traurigster Form die Wirkungslosigkeit
einer Patientenverfügung, weil die
Herren Hermann Gröhe resp. Jens
Spahn ihr einen Riegel vorgeschoben
hatten. Ich (83) fordere, dass das
Durchschnittsalter des Gremiums, das
über eine Regulierung berät, wenigs-
tens bei 75 liegt. Beide Gesundheits-
minister sind weit davon entfernt, und
können für das Thema kaum das nötige
Verständnis haben.

JÖRN-HINRICH CHRISTEN, AHRENSBURG


LESERBRIEFE


höchstselbst zu entscheiden. Damit
einher geht die gesamtgesellschaftliche
Pflicht, jedem Menschen ein würdiges
Leben zu ermöglichen, zu dem natür-
lich auch das Sterben in Würde und
Selbstbestimmung gehört.

MATTHIAS BARTSCH, LICHTENAU


Das Urteil des Bundesverfassungs-
gerichtes (BVerfG) stellt die Mensch-
lichkeit des Grundgesetzes wieder her:
„Das allgemeine Persönlichkeitsrecht
umfasst als Ausdruck persönlicher
Autonomie ein Recht auf selbstbe-
stimmtes Sterben. Dieses Recht
schließt die Freiheit ein, sich das Leben
zu nehmen, hierfür bei Dritten Hilfe zu
suchen und, soweit sie angeboten wird,
in Anspruch zu nehmen.“ Das ist ein
sehr gewichtiger Schritt hin zu einer
modernen konsequent laizistischen
Gesellschaftsordnung. Es ist ein sehr

Konservative Vision


Zu: „Die CDU muss denken wie die
Telekom“ vom 29. Februar

Der Kommentar von Rödder und Bal-
dauf bringt es auf den Punkt. Er ist ein
einziges Plädoyer für Friedrich Merz,
der bisher als einziger Kandidat eine
Vision für die Zukunft unserer einge-
schläferten und gleichzeitig von politi-
scher Korrektheit vernebelten Republik
formuliert, sieht man vom Außenseiter
des Wettbewerbs, Röttgen, ab. Und was
noch wichtiger ist: Merz verkörpert sie
in Persona glaubwürdig, denn er weiß
wie. Ich fürchte das Gerede vom Zu-
sammenführen (u.a. von Daniel Gün-
ther in derselben Ausgabe) soll ein
„weiter so“ befördern, was wir uns aber
nicht länger leisten können. Die poli-
tisch „ergrünte“ Atmosphäre schreit

S


eit es Religionen gibt, suchen die
Gläubigen aller Religionen nach
einem Beweis, dass es auch einen
Gott gibt. Einen christlichen, einen
moslemischen, einen jüdischen, einen
Gott für Männer, einen Gott für Frauen
oder auch einen Gott für alle. Bis jetzt
war das eine „Mission impossible“, denn
Religionen, alle Religionen, sind „Glau-
bensgemeinschaften“, keine „Wissens-
gemeinschaften“, wie Hamed Abdel-
Samad richtig festgestellt hat. Man kann
also an Gott „glauben“, so wie man an
Globuli oder den menschengemachten
Klimawandel glaubt. Man kann aber
nicht beweisen, dass es Gott gibt. Man
kann allerdings auch nicht beweisen,
dass es ihn nicht gibt. Auch der Athe-
ismus ist eine Glaubensfrage, eine Art
Religionsersatz für Skeptiker. Immerhin,
die echten „Glaubensgemeinschaften“
haben sich darauf verständigt, einander
gewähren zu lassen. „Jeder soll nach
seiner Fasson seelig werden.“
Seit kurzem glaube ich, dass es Gott
gibt. Ich kann es sogar beweisen. Bis
jetzt schien Gott ein cooler Typ zu
sein, den kaum etwas aus der Ruhe
bringen konnte. Er hat beim Untergang
der Titanic und der Wilhelm Gustloff
die Hilferufe der Ertrinkenden über-

hört, die Nazis nicht gestoppt, beim
Völkermord in Ruanda und dem Massa-
ker von Srebrenica weggeschaut und
zuletzt in Hanau seinen Mittagsschlaf
nicht unterbrochen.
Aber jetzt ist Gott die Faxen leid.
Und deswegen hat er uns das Corona-
Virus geschickt. Nicht, um uns zu prü-
fen, sondern um uns zu bestrafen. Was
haben wir angestellt?
Wir sind Gott zu nahe gekommen.
Wir haben angefangen, selbst Gott zu
spielen. Wir haben seine globale Richt-
linienkompetenz verletzt. Wir sind
hochmütig geworden. Und Hochmut
kommt vor dem Fall. Wir haben den
Zufall abgeschafft und ihn durch eine
„Planungssicherheit“ ersetzt, die es so
nicht einmal in der sozialistischen
Planwirtschaft gegeben hat. Europa
soll bis zum Jahr 2050 der erste klima-
neutrale Kontinent werden. Frau von
der Leyen will es so, und ihr Wille ist
Gesetz. Wir sprechen kein Tischgebet,
beten aber Greta und die „Wissen-
schaft“ an. Unsere Gotteshäuser sind
leer, unsere Autobahnen voll.
Eines Tages beschloss er, dass es so
nicht weitergehen kann. „Auf jedem
Schiff, das dampft und segelt, gibt es
einen, der die Sache regelt - und das
bin ich.“ Wenig später wurde die Ge-
meinde Heinsberg in NRW in Quaran-
täne geschickt, die Internationale Tou-
rismus Börse in Berlin abgesagt, der
Louvre geschlossen.
Gott hat Humor, aber er lässt nicht
mit sich spaßen.

Gott ist jetzt die Faxen leid


PLATZ DER REPUBLIK


HENRYK M. BRODER


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