Flugrevue Oktober 2017

(Tuis.) #1
mentvertrags über geplante zehn Jahre.
Doch im Juli verkündete Emirates über-
raschend das Aus ihres Engagements bei
TAAG nach weniger als zwei Jahren. Pe-
ter Hill und sein Team verließen Angola
umgehend. Hintergrund war, dass das
neuerdings unter akuter Devisenarmut
leidende Land es Emirates nicht gestat-
tete, ihre in Angola erzielten Einnahmen
außer Landes zu bringen. Daher hat die
Gesellschaft aus Dubai ihre eigenen Flü-
ge von zuletzt fünf pro Woche auf nur
noch drei reduziert und bei TAAG die
Segel gestrichen. Insgesamt blockiert
Angola nach IATA-Angaben die Ausfuhr
von 370 Millionen Dollar, von denen ein
Großteil Emirates gehören soll.

Die Flugbegleiterin ist mit der 777
auch auf Regionalrouten im Einsatz.

Die jüngsten Boeing 777-300ER
bedienen die beiden Portugal-Routen.

Als die Zusammenarbeit im Septem-
ber 2014 bekanntgegeben wurde, lag
der Ölpreis bei über 100 Dollar pro
Fass, Angola schwamm im Geld. „Aber
bis wir im September 2015 hier anka-
men, ging alles den Bach runter“, sagt
Peter Hill. Der Ölpreis stürzte auf zeit-
weise 30 Dollar pro Barrel ab, und in
Angola brach die Wirtschaftskrise aus,
plötzlich fehlten dem Land Devisen.
Gleichzeitig brach die Passagiernachfra-
ge um bis zu 25 Prozent ein. Noch nie
hatte TAAG Gewinn eingeflogen, und in
Zeiten des Überflusses war das auch
nicht nötig gewesen. „Die Methode war,
einfach Geld draufzuschütten, wo ope-
rationelle oder andere Probleme bei
TAAG auftraten“, sagt COO Patrick
Rotsaert, ein Belgier, der im Auftrag von
Emirates nach Luanda kam. Doch nun
ist kein Geld mehr da.

KNAPPE DEVISEN VERHINDERN
SCHNELLEREN UMBAU
Das Ziel der Regierung von Angola war
es, aus TAAG eine „Emirates von Afri-
ka“ zu machen, berichtet Hill. Sprit,
Landegebühren und andere notwendige
Dinge können nur in harter Währung
bezahlt werden. „TAAG braucht zehn
Millionen US-Dollar pro Monat als
ab solutes Minimum.“ Schwierig zu
be kommen, wenn die Nationalbank die
knappen Devisen unter den bedürftigen

Unternehmen des Landes aufteilen
muss. „Dabei gibt es hier ein riesiges
Potenzial, etwa im Tourismus, aber das
verstehen die Angolaner und ihre Regie-
rung nicht“, sagt Peter Hill.
Gerade weil die Verkehrsströme von
und nach Angola überschaubar sind,
mussten Hill und sein Team das
Geschäftsmodell der Airline grundle-
gend ändern. „Historisch war das Stre-
ckennetz auf Punkt-zu-Punkt-Verkehr
ausgerichtet“, erklärt der Franzose Yves
Guibert aus Hills Team. „Jetzt dagegen
geht es darum, ein Netzwerk gerade
auch für Umsteigeverbindungen aufzu-
bauen.“ Doch die Regierung bestand bis
September 2015 darauf, dass selbst Um-
steiger in Luanda ein Transitvisum benö-
tigen. „Zum Glück konnten wir die
Behörden überzeugen, dass das nieman-
dem nützt und uns nur schadet“, so
Peter Hill. Dann war die Frage, welche
Verkehrsströme sich über Luanda wür-
den lenken lassen.
Es gibt eine große portugiesische Ge-
meinde in Südafrika. Gleichzeitig be-
steht von Südafrika aus keine direkte
Portugal-Verbindung, seit TAP die Route
aufgegeben hat. So hat TAAG jetzt ihre
Dienste nach Johannesburg und Kap-
stadt auf tägliche Bedienung umgestellt
und die Anschlüsse aufeinander abge-
stimmt. Von Luanda aus geht es zweimal
täglich nach Lissabon und dreimal wö-

28 FLUG REVUE OKTOBER 2017 http://www.lugrevue.de

Zivilluftfahrt


Angolas Airline muss sparen

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