Flugzeug Classic April 2017

(Dana P.) #1

te stellt die »französische Focke-Wulf« die
»Schwarze 13« des JG 26 dar, welche damals
zeitweise in Le Bourget stationiert war.
Über den Jagdflugzeugen schwebt der
Transporter Douglas C-47. Die Martin B-26
Marauder, die man hier früher zeigte, befin-
det sich seit einigen Jahren in einem Museum
in der Normandie. Auch wichtige Typen wie
die Jagdflugzeuge Hispano HA-1112 und
Morane 406 sowie die Bomber Douglas A-26
und Boeing B-17 sind aus Platzgründen im
Lager auf der anderen Seite des Flugplatzes
aufbewahrt. Dieses Areal ist für Besucher
nicht zugänglich.
Eine eigene Halle ist der Jakowlew Jak-3
gewidmet. Es handelt sich bei ihr nicht um ei-
ne der vielen Neubauten oder aus Jak-11-Trai-
nern umgebauten Jaks. Sie ist eine der letzten
weltweit erhaltenen Jak-3, welche wirklich
noch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs
stammt. 1942 bildete man die »Normandie-
Staffel« aus französischen Piloten und Mecha-
nikern, die mit Jakowlew-Jägern auf Seite der


sowjetischen Luftwaffe kämpften. Bis zur
deutschen Kapitulation flogen die Piloten der
Staffel rund 5000 Einsätze und zerstörten da-
bei 273 gegnerische Flugzeuge. Im Juni 1945
brachte man 41 Piloten mit ihren Jak-3-Ma-
schinen nach Le Bourget. Das Museum erhielt

das ausgestellte Exemplar zwei Jahre später.
In der Halle wird nicht nur diese Jak-3 prä-
sentiert. Die Luftfahrtsammlung stellt auch
die komplette Geschichte der damaligen Staf-
fel sowie ihren Piloten mit zahlreichen histo-
rischen Artefakten dar.

Französische Luftfahrttechnik
Der Ideenreichtum der französischen Kon-
strukteure in der Zeit nach dem Zweiten
Weltkrieg zeigt sich sehr eindrucksvoll in der
Prototypenhalle des Museums. Die Entwick-
lung der dort stehenden Sud-Ouest SO.6000
Triton geht bis ins Jahr 1943 zurück, drei Jahre
später hob Frankreichs erster Jet – ausgerüstet
mit einem Junkers-Jumo-004-Triebwerk – be-
reits zum Erstflug ab. Das dritte von fünf ge-
bauten Exemplaren ist erhalten geblieben und
wird in der Prototypenhalle der Flugzeug-
sammlung präsentiert. Noch weit ausgefalle-
ner erscheinen allerdings die Versuchsträger
von Leduc sowie die Nord 1500, die dazu
dienten, Staustrahltechnik für kommende
Jagdflugzeuge zu erproben.
Weltweit bekannt sind die Deltaflügler
von Marcel Dassault. Ausgestellt ist der erste
Prototyp der Mirage IIIA als Urvater dieser
großen Flugzeugfamilie. In den 1960er-Jah-
ren versuchte man aus der Mirage III einen
Senkrechtstarter zu bauen. Hierzu bauten die
Konstrukteure zusätzlich zum normalen An-
trieb acht kleine Hubtriebwerke in den ver-
breiterten Rumpf ein. Herausgekommen ist
mit der Mirage III V ein Senkrechtstarter, der
sogar Mach 2 erreichen konnte. Bedingt
durch das große Gewicht der zahlreichen
Triebwerke blieb aber nur noch wenig Platz
für Nutzlast und Treibstoff, sodass dieses
Konzept nicht in Serie ging.

Riesiges Angebot
Neben all diesen besonderen Preziosen der
Luftfahrtgeschichte befinden sich in den di-
versen Hallen und dem riesigen Freigelände
zahlreiche weitere zivile und militärische
Flugzeuge aus den vergangenen Jahrzehn-
ten. Unter anderem können die Besucher
gleich zwei Aerospaciale Concorde besichti-
gen. Neben den französischen Prototypen ist
in einer Extrahalle auch eines der von der Air
France eingesetzten Exemplare ausgestellt.
Das größte Flugzeug des Museums ist die
Boeing 747 der Air France. Hier können die
Besucher ebenfalls einsteigen und wehmütig
in alten Zeiten schwelgen – hat die Flugge-
sellschaft ihren letzten Jumbo doch im letzten
Jahr ausgemustert.
Auch der Entwicklung der Hubschrauber-
technik sowie der Geschichte der Raumfahrt
sind jeweils eigene Hallen in Le Bourget ge-
widmet, die den langen Besuchstag zu einem
spannenden Rundgang durch die Luftfahrt-
geschichte machen. n

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Nach dem Zweiten
Weltkrieg experimen-
tierten französische In-
genieure mit dem Stau-
strahlantrieb. In den
1950er-Jahren verwarf
man das Konzept und
Flieger wie die Leduc
010 (Bildmitte) wander-
ten ins Museum
In der Halle mit der
französischen Kojarde
findet man Einsatzmus-
ter der Armée de l’Air
aus den 1950er- und
1960er-Jahren

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Das Museum am Flughafen Le Bourget
ist ganzjährig montags bis sonntags zwi-
schen 10 und 18 Uhr geöffnet (von Okto-
ber bis März bis 17 Uhr)
Der Eintritt in die Dauerausstellung ist
kostenfrei. Flugzeuge wie die Concorde,
das Planetarium und die Flugsimulato-
ren kosten Eintritt.
Kontakt:
Aéroport de Paris – Le Bourget
3, esplanade de l’Air et de l’Espace
BP 173 – 93352 Le Bourget CEDEX
http://www.museeairespace.fr

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