Flugzeug Classic April 2017

(Dana P.) #1

TECHNIK Aero C-3/C-103


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denn die Deutschen hatten eine größere An-
zahl zum Teil noch gut erhaltener Flugzeuge
zurückgelassen, und somit dürften die ers-
ten beiden Exemplare, die der Rozlet-Artikel
erwähnt, eigentlich nur überholte Siebel
Si 204 D der Luftwaffe gewesen sein.
Aero gelang es relativ rasch, die Fertigung
bewährter Muster fortzusetzen. Ähnlich wie
bei der Arado Ar 96 B, die jetzt als C-2 eben-
falls bald wieder in Prag vom Band laufen
sollte, wusste man, dass es sich auch bei der
Siebel Si 204 D um einen hochwertigen und
bewährten Typ handelte. Zudem eignete er
sich aufgrund seiner vielseitigen Einsatz-
möglickeiten sehr gut für die wieder aufzu-
bauende tschechoslowakische Luftwaffe.
Entsprechend den nach 1945 in der Tsche-
choslowakei neu eingeführten Bestimmun-
gen, die regelten, wie man Militärflugzeuge
zu kennzeichnen hatte, erhielt die Siebel
Si 204 D nun die Typenbezeichnung C-3, wo-
bei der Buchstabe »C« für ein Schulflugzeug
stand. Zur gleichen Zeit legte man für den
bereits geplanten Einsatz im zivilen Bereich
die Bezeichnung C-103 fest.

Die Produktion umfasste bis 1946 zunächst
nur Verkehrsmaschinen in drei Versionen. Die
Aero C-103 A hatte eine zweiköpfige Besat-
zung aus Pilot und Funker und bot auf ge-
polsterten Sitzen neun Passagieren Platz.

Überholte Originale
In der C-103 B saßen drei Crew-Mitglieder
und sechs Gäste. Da das Doppelsteuer-Cock-
pit nur Raum für den Piloten und seinen Co-
piloten ließ, musste der Funker in einer eige-
nen Kabine im Passagierraum unterkommen.
Der gegenüberliegende Platz fungierte als
Garderobe. Insgesamt war dies die komforta-
belste Version der C-103, denn die Sitze wa-
ren hier ebenfalls gepolstert und im Heck
gab es sogar eine Toilette.
Die Variante C-103 C bot Platz für sieben
Gäste und den Funker. Das Interieur war mit
ungepolsterten Sitzen, die immerhin noch
Armlehnen hatten, eher spartanisch gehalten.
Als C-103 D lief sie aber auch als militärischer
Transporter vom Band. Gebaut wurden die
C-103 und C-3 bei Aero und CKD, wobei die
Tragflächen bei der Firma Letov entstanden.

Die Argus-As-411-Triebwerke, welche
man sofort nach Kriegsende gemäß der
tschechoslowakischen Nomenklatur als »M
411 R« bezeichnete, stammten zunächst von
dem heute als LOM bekannten Flugzeug-Re-
paraturwerk in Prag Malešice. Später lieferte
sie erneut die in Motorlet umbenannte Firma
Walter. Dabei handelte es sich fast nur um
überholte originale Argus-Antriebe.
Erfahren Sie in einer kommenden Ausgabe
von Flugzeug Classic, wie es mit den Siebel-
Maschinen im Dienste der CSSR weiterging.n

Quellen:
Letectví a Kosmonautika24/1976 und
25/1976
Vojensko, Andrej Halada:Historicky Ustav
(VHU)
Nemecek, Vaclav:Ceskoslovenska Letadla
(II 1945–1984). Prag 1984

Bomberausführung Aero C-3 B der
tschechischen Luftstreitkräfte. Die
V-15 war 1947 zu Forschungszwecken
eingesetzt Zeichnung Herbert Ringlstetter/Aviaticus

OK-ADO im Einsatz bei einem Aeroclub.
Auf den unbefestigten Flugplätzen musste
man den Kraftstoff oft noch mühsam aus
einzelnen Fässern in die Tanks pumpen TNMC
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